Chapter 15.

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Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ehe er diese auf meine drückte. Ich war ein wenig überrascht, doch küsste ihn, ohne darüber nachzudenken, zurück.

Seine Hände klammerten sich an meiner Taille, ehe er mich auf seinen Schoß zog und meine Arme um seinen Hals schlang. Unsere Zungen kämpften um die Dominanz, schienen sich beinahe zu verknoten, während Harry sich langsam zurück lehnte, sodass ich auf ihn lag.

Meine Hände zerrten an seinem Shirt und keine Sekunde später lag es neben uns auf dem Bett. Ich löste mich für einen kurzen Moment, um seine Tattoos, die seine Brust zierten, fasziniert zu betrachten. Früher fand ich diese Tattoos schrecklich doch jetzt schienen sie mich zu beeindrucken.

Harry schien diese kurze Pause zu lange zu sein und drehte uns um, sodass er auf mich lag.

Seine pinken Lippen landeten wieder auf meine, während er seinen Körper verführerisch an meinen rieb und seine rechte Hand über meinen Körper wandern ließ. Mir entlockte es ein leises Stöhnen, als er anfing meine Brust zu kneten.

Binnen von Sekunden zog ich mir mein Pullover aus und schmiss es achtlos zu Harrys Shirt.

Meine Gedanken waren benebelt von Harrys Berührungen und Küssen. Mein Verstand war von meinen rasenden Herzschlägen übertönt, während mein ganzer Körper unter Strom stand und es sich so anfühlte, als würde ich brennen.

Während meine Hände Harrys Brust entlang strichen, hinab zu seinem Bauch wanderten und schließlich an seinem Reißverschluss hängen blieb, spürte ich ein leichtes Vibrieren in meiner Hosentasche, was mich zusammen zucken ließ.

Der wunderschöne Junge auf mir hatte dies wohl bemerkt und stoppte mit seinen Berührungen, sah mir mit gerunzelter Stirn in die Augen. „Ist alles okay? Hast du es dir anders überlegt?“ Wenn ich mich nicht irrte, schwang ein bisschen Panik in seiner Stimme.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf, entfernte meine Hand von seiner Hose und holte stattdessen mein Handy aus meiner Hosentasche. „Ich habe eine Nachricht bekommen.“

Harry legte sich neben mich auf mein Bett und wartete darauf, dass ich die Tastensperre öffnete, ehe er mir mein Handy aus der Hand riss und sich die Nachricht vor mir durchlas.

Ich wollte protestieren, entschied mich aber doch lieber den Mund zu halten.

Seine smaragdgrünen Augen flogen durch die Zeilen und verdunkelten sich, als er mir wieder das Handy in die Hand gab, sodass ich es auch lesen konnte.

„Es tut mir leid… ich vermisse dich, Alice.“

Verwirrt runzelte ich die Stirn und musste feststellen, dass dies gar nicht von Anonymous war, sondern von Tyler.

Mein Blick fiel auf Harry, der mich die ganze Zeit über beobachtet hatte und sein Blick zeigte zum ersten Mal, seitdem ich ihn kannte, etwas sehr Deutliches. „D-du bist also noch mit ihm zusammen?“

„J-ja… aber…“, fing ich an, doch wusste nicht was ich sagen, denken, tun und – am meisten – was ich fühlen sollte. In mir herrschte ein einziges Chaos. Denn bis vor einem Tag war ich mir sicher, dass ich Harry hasste und ich ein Racheplan gegen ihn hatte. Doch jetzt kam mir mein Racheplan unwichtig vor, wie eine Nebensache.

Ich hörte Harry neben mir nach Luft schnappen, die er dann mit einem lauten Seufzen ausstieß. „Du findest doch alleine wieder raus, oder?“

„Was?“ Ich konnte meine Verwirrung nicht verstecken und schaute ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen verdattert an.

„Hast du nicht richtig gelesen? Dein Freundchen vermisst dich“, sagte Harry, so, als wäre es etwas normales, doch als er mein Blick zu verstehen schien, fing er plötzlich an zu Lachen. „Du hast gedacht, dass wir…? Wir haben uns nur geküsst, Alice. Nichts weiter.“

Mein Blick verdunkelte sich und seine Worte rammten sich wie ein Messer in mein Herz, brannten sich in meinem Gedächtnis, während ein komisches, erdrückendes Gefühl jedes andere Gefühl in mir verdrängte.

Er lügt. Er muss lügen. Sonst hätte er diese Worte nicht gesagt, gestern. Oder? Vielleicht wollte er mich einfach nur ins Bett kriegen?Aber okay. Ich war nicht verletzt von seinen Worten. Überhaupt nicht.

Ich wusste nicht, ob ich diese Gedanken jetzt sarkastisch meinte oder nicht.

Stumm stand ich vom Bett auf und zog mir mein Oberteil wieder an. Lief auf die Tür zu und öffnete sie. Und während ich den Raum verließ, murmelte ich ein leises „Arschloch“ aber es war noch so laut, dass Harry es sicherlich hörte.

Harrys P.O.V

„Arschloch“, war ihr letztes Wort an mich und es traf mich wie ein Messer, direkt in mein lebenswichtiges Organ; dem Herzen.

Eine unerklärliche Wut über mich selbst ließ meinen Herzschlag beschleunigen, während ich frustriert mein Gesicht in meine Hände vergrub.

Ich hatte keinen blassen Schimmer was da gerade ablief.

Es war alles wundervoll. Ich hatte sie in meinen Armen, ihre Lippen an meinen, während ich Angst hatte, dass sie meinen schnellen und lauten Herzschlag hören würde. Aber klar doch, Tyler musste es ja versauen und ich gab noch das Sahnehäubchen dazu.

Meine Gefühle spielten verrückt, einzig allein wegen diesem Mädchen, dass ich eigentlich verabscheuen sollte.

Es wäre mehr als schlecht, wenn ich sie weiterhin sehen würde, wenn ich weiterhin Zeit mit ihr verbringen würde. Egal ob wir uns stritten oder nicht. Denn ich war ein schlechter Mensch und hatte schlechte Freunde, die noch krimineller waren als ich. Ich sprach nicht von Matt oder von Lynn. Sondern von anderen Kollegen, die sicherlich über mich herziehen würden, wenn sie herausfinden, dass Alice mir an meiner Arschbacke klebte.

Sie würden sich einen Spaß mit ihr erlauben.

Und ich war mir sicher, dass es schon so weit gekommen war.

Die Nachrichten stammten nicht von mir. Ich hatte keine Ahnung wer es war, aber es musste jemand Kluges und gleichzeitig Hinterhältiges sein. Jemand, der mich hasste. Denn am Anfang der Nachrichten, war ein „H“ gekennzeichnet und jeder Idiot würde auf mich kommen.

Ich fühlte mich hilflos, erkannte mich selbst nicht wieder und bereute es das Alice in mein Leben getreten war. Sie machte alles so kompliziert, war naiv und leichtgläubig, jeder konnte sie mit Worten und Taten um den Finger wickeln und dennoch war sie so unerreichbar für mich.

Wollte ich sie denn überhaupt erreichen? Wollte ich, dass sie Tyler vergaß und nur mich in ihren Augen sah?

Aber das waren nur Fragen, die nicht viel von Bedeutung hatten. Es gab nur eine einzige Frage, über der ich mich seit wenigen Tagen den Kopf zerbrach…

Mochte ich sie?

Alice‘ P.O.V

Immer noch schlecht gelaunt, enttäuscht und vielleicht sogar traurig wegen Harry, öffnete ich die Haustür und schaute einem breitgrinsenden Tyler direkt in die Augen. Doch ich lächelte nicht, denn das, was ich gleich tat, wäre alles andere als zum Lächeln.

„Ist etwas passiert?“, fragte Tyler besorgt und sein Grinsen verschwand.

Er streckte seine Hand nach mir aus, um mich zu berühren, doch ich wich ruckartig weg und zeigte ihm mit einer Geste, dass er eintreten sollte.

Ich lief ins Wohnzimmer, Tyler folgte mir und setzte sich auch neben mich aufs Sofa. Ganz nah neben mich. Zu nah.

„Wir müssen reden, das weißt du doch, oder?“, fragte ich ihn mit leicht zitternder Stimme.

Ich wollte das hier nicht tun. Ich wollte nicht bei Tyler sein, sondern… ich wollte alleine sein. Niemanden um mich herum haben. Und einfach nachdenken.

Ich ließ Tyler keine Zeit zum Antworten und sprach direkt weiter: „Es ist viel in letzter Zeit passiert, was ein reines Chaos war und unsere Beziehung zum Kippen brachte und… und…“, meine Stimme brach, da sich ein riesiger Kloß in meinem Hals gebildet hatte und mir die Möglichkeit, die folgenden, schmerzhaften Sätze auszusprechen, nahm.

Ich richtete meinen Blick direkt in Tylers dunklen Augen, die nun noch dunkler waren als sonst schon, seine Lippen auf einer Linie zusammengepresst, sein Kiefer angespannt – sowie alle anderen Muskeln – und seine Hände zu Fäusten geballt. Ehrlich gesagt machte mir dieser Anblick Angst, doch ich wusste, dass mir Tyler niemals etwas antun würde.

Es verstrichen einige Minuten voller Stille und innerlich hoffte ich, dass er wusste, worauf ich hinaus wollte. Er öffnete seinen Mund und ich wartete auf harsche Worte, doch es kam nur ein bitteres Lachen, was mich zusammen zucken ließ.

„Ich bin sprachlos“, gab er zu und lachte immer noch bitter, woraufhin ich ihn verdattert anstierte. „Alle hatten Recht. Sie sagten mir, dass du direkt in seine Falle springen würdest.“

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und der Kloß verschwand allmählich in meinen Hals – ich fand sogar den Mut, etwas zu sagen. „W-wovon sprichst du, Tyler? Von wem sprichst du?“

„Die Nachrichten, die du bekommen hast“, fing er an und sein Lachen verschwand abrupt, „stammen nicht von Harry.“

„Das habe ich bereits auch…“, fing ich an zu erklären, doch meine Stimme verschwand, als mein Kopf realisierte, was er da gesagt hatte.

Ich sprang auf meine Beine und taumelte wegen der blitzschnellen Bewegung einige Schritte zurück. Ich konnte meinem Gehörsinn nicht trauen, fand keine Worte und schaute Tyler ungläubig an. Die Angst packte mich und ich wusste nicht, mit wem ich es hier zu tun hatte.

Auch Tyler stand nun auf und ging mehrere Schritte auf mich zu, doch ich wich immer zurück, versuchte meine kommenden Tränen zum Verschwinden zu bringen, doch es klappte nicht. Sie ließen meine Sicht verschwimmen und meine Augen brennen.

Tyler kam noch näher und ich ging immer schneller weiter nachhinten und knallte dabei gegen einen Schrank, worauf eine Vase, die sich auf diesem Schrank befand, scheppernd zu Boden fiel.

„Es war nicht meine Idee, glaub mir. Und ich wollte am Anfang auch nicht mitmachen, weil ich dir vertraute. Doch Matt und Lynn überredeten mich und wie sich herausgestellt hatte, konnte ich dir nicht wirklich vertrauen.“ Er schüttelte enttäuscht seinen Kopf, doch dabei grinste er. Er war plötzlich eine andere Person und der Gedanke daran, dass er mich niemals verletzen würde, löste sich in Luft auf.

„I-ich glaube dir das n-nicht“, wisperte ich und die Tränen rannen meine Wange hinunter.

„Wie hätten sie denn sonst deine Nummer bekommen? Bevor du mir das erste Mal von Harry erzählt hast, haben Matt und Lynn mich aufgeschnappt und mir alles erzählt.“

Matt würde ich so etwas allerdings zu trauen, aber Lynn? Sie war immer so eine nette Person gewesen. Jedenfalls war sie nicht so beängstigend wie Matt und Harry.

„Ich habe dir geschrieben, dass du dich von Harry fernhalten solltest. Ich habe das Foto geschossen, auf dem du auf dem Schoß  von diesem Dreckkerl sitzt“, zählte Tyler auf.

„Und du warst dafür verantwortlich, dass mein Vater im Krankenhaus landete, stimmt’s?“ Meine Stimme klang nun etwas wütender und vor allem enttäuscht, während meine Tränen mein komplettes Gesicht nässten und auf meine Klamotten tropften.

Es wollte nicht in meinen Kopf gehen. Ich hatte Lynn einigermaßen vertraut. Und vor allem Tyler vertraut. Ihn geliebt und jetzt kam heraus, dass er mir drohte, weil er eifersüchtig oder sonst was war?

„Ich habe dir die Warnung geschickt, aber das mit deinem Dad war Matt. Er hatte wirklich Spaß daran.“ Er sprach diese Sätze mit solch einer Lockerheit aus, als wäre es etwas normales, dass man mir das Leben zerstört.

Die ersten Schluchzer kamen mir über die Lippen und alles um mich herum begann zu schwanken, während mich eine unglaubliche Wut packte und die verletzten Worte von Harry allmählich vergessen waren.

„WARUM TUST DU DAS? WIESO?“, schrie ich aus vollem Halse.

„Weil ich dich liebe.“

Ich lachte spottend auf und schüttelte meinen Kopf. „Weil du mich liebst?! WEIL DU MICH LIEBST?! ACHSO JA DANN HILFT MAN AUCH MAL KRIMINELLEN ZU EINER STRAFTAT, WEIL MAN JA SO VERLIEBT IST. Soll ich dir mal was erzählen? ICH HABE DICH GELIEBT! ICH HABE DICH SO SEHR GELIEBT, DAS ES SCHMERZTE! MIR WURDE GEDROHT, DASS MAN DIR WEH TUT, ICH HABE MIR VOR ANSGT IN DIE HOSE GESCHISSEN UND WER STECKT HINTER ALL DEN NACHRICHTEN? GENAU, NÄMLICH DU! ICH HABE NÄCHTE LANG DARÜBER NACHGEDACHT, WIE ICH HARRY AUS DEM WEG SCHAFFEN KÖNNTE, DAMIT ICH ENDLICH SORGENFREI MIT DIR ZUSAMMEN SEIN KONNTE! Aber weißt du was? Du hast es verkackt. Du hast es mehr als verkackt, denn…“

„Du liebst ihn“, unterbrach mich Tyler und wollte anscheinend damit meinen Satz beenden.

Ich wischte mir energisch über mein tränenüberströmtes Gesicht und blickte Tyler perplex an, der nur vor mir stand und seinen Satz voll ernst meinte.

„Es ist offensichtlich, Alice“, murmelte er nun etwas niedergeschlagen und versteckte seine Hände in seinen Hosentaschen.

„Ich liebe ihn nicht“, wisperte ich, immer noch etwas überrascht wegen seiner plötzlichen Aussage.

Ich konnte Harry nicht lieben. Ich habe ihn vorkurzem noch gehasst und nur wegen zwei idiotischen Rumknutschereien wird sich das nicht ändern.

„Verarsch mich nicht. Du hast ihn anders geküsst, wie du mich immer geküsst hast. Leidenschaftlicher und… verliebt halt.“

Mein Blick verdunkelte sich, während wieder die Wut in mir stieg und ich mich daran erinnerte, was er eigentlich getan hatte. „Verschwinde.“

Er bewegte sich nicht.

„VERPISS DICH TYLER ODER ICH RUFE DIE POLIZEI UND ZEIGE DICH AN!“

Tyler zuckte zusammen ab meiner lauten Stimme, doch sie erreichte ihn. Er drehte sich um und ging zur Tür, die ihn zum Flur führte, während ich ihn hinterher schaute. Er blieb am Türrahmen noch einmal stehen und flüsterte etwas, was wie ein „Ich liebe dich“ klang, ehe er weiterging und das Haus verließ.

Als ich hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, erfüllte dieses Haus nur eine erdrückende Stille.

Und ich war alleine.

Alleine mit meinen Gefühlen und diesen Informationen, die ich heute bekam.

Es ergab jetzt alles so viel Sinn. Ich hatte meine Antworten und diese haben so vieles zerstört. Matt und Lynn hatten mit mir gespielt, haben meine Beziehung zerstört und mich beinahe verrückt werden lassen.

Doch auf einige Fragen hatte ich keine Antwort.

Liebte ich Harry? Den Jungen, der mir so viel Panik und Angst bereitete, aber dennoch eine solch wundervolle und weiche Seite hatte? Der, der mir heute ein Pfeil ins Herz schoss, weil er meint, es wäre nichts zwischen uns gewesen, nur belanglose Küsse?

Es schien eine endlose Fragerei zu sein.
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Ja, das Ende find ich irgendwie scheiße, aber ich hatte auch keine Lust das jetzt zigmal zu bearbeiten, damit ich zufrieden bin. Ich bin schon allein wegen der Länge des Kapitels zufrieden. Denn es sind über zweitausend Wörter! Sonst habe ich immer so zwischen eintausend und zweitausend Wörter. Ähm ja, ich hoffe es hat euch natürlich gefallen und es ist noch lange nicht alles geklärt, nur weil Alice jetzt weiß, dass Matt, Lynn und Tyler für die Nachrichten verantwortlich waren. Es kommt wird noch so vieles passieren, also dran bleiben ;)

Liebe euch ihr Schnuckis xx

dangerous » h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt