Der Wutausbruch

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Dies wird voraussichtlich eine längere Story werden. Noch bin ich mir nicht ganz sicher, was daraus werden wird, oder ob das überhaupt jemand lesen will. Es gibt meiner Meinung nach nur einfach zu wenige FFs mit Sunny, und darum dachte ich mir, daran könnte ich ja etwas ändern. Feedback ist erwünscht!

(2012: Rückblick 1)

Pov. Dima
Meine Sicht war leicht verschwommen, als ich im Raum umherblickte. Ich saß am Boden in einer Ecke und sah zu meinen Füssen. Die Flasche Wodka neben mir war schon fast leer. Unbeholfen versuchte ich danach zu greifen, rutschte jedoch ab. Mit einem dumpfen Schlag kippte sie um und rollte auf dem Boden umher. Langsam sickerte der Rest der Flüssigkeit aus der Flasche. Unbeeindruckt sah ich dabei zu, wie die Wodkalache auf dem Fußboden immer größer wurde und das Holz des Parkettbodens aufweichte. Ich ließ meinen Kopf zurück in den Nacken fallen und lehnte mich an der rauen Wand hinter mir an. Noch vor einer Stunde war ich wütend durch diese Wohnung gerannt und hatte alles, was in meiner Reichweite lang, gegen die Wand geschleudert. Die Spuren meines plötzlichen Wutausbruchs waren deutlich zu sehen. Mehrere Sessel lagen verteilt herum und zerbrochene Deko zierte den kompletten Fußboden. Der Grund für dieses Desaster war simple. Es war dieser Youtuber Juliens Blog. Er war der Ursprung allen Übels. Alles Negative, was mir im letzten Jahr so geschehen war, war auf ihn zurück zu führen. Er hatte meine Karriere zerstört. Nachdem er Bossaura in Eizelteile zerlegt hatte und alles schlecht geredet hatte, was nur irgendwie möglich war, brach eine Hatewelle über mich herein, die kein Ende zu nehmen schien. Mit fast einer Flasche Wodka intus saß ich nun auf dem Boden und bemitleidete mich selbst. Meine Wut war wie weggeblasen und eine innere Leere breitete sich in mir aus. Ich schniefte und bemerkte erschrocken wie mir Tränen über die Wangen liefen. Hastig wischte ich sie mir mit meinem Handrücken aus dem Gesicht.

Plötzlich vernahm ich ein Geräusch und blickte auf. Die Tür ging mit einem Schwung auf und krachte gegen die Wand. Ein gehetzter Mann tauchte auf und ging zielstrebig auf den Tisch am anderen Ende des Raumes zu. Abrupt blieb er jedoch vor einem der umgeworfenen Stühle stehen und blickte sich suchend um. Sein Blick blieb an mir haften und seine Miene verzog sich genervt. Es war Kolle. Er hatte mittlerweile eine andere Wohnung und wohnte etwas weiter weg. Früher, zurzeit von Bossaura, hatten wir hier gemeinsam gelebt, doch nach dem Hate der von Julien ausgelöst worden war, war ich mehr und mehr abgerutscht und Felix hatte sich mehr und mehr von mir distanziert. Ich wohnte nach wie vor hier. Die Wohnung gehörte auch Kolle und er zahlte auch die Miete. Ich hatte ihn darauf angesprochen die Kosten zu übernehmen, da ich die Wohnung so gut wie alleine nutzte, doch er lehnte ab. Da dies alles ihm gehörte besaß er natürlich auch einen Schlüssel und stand daher ab und zu plötzlich unangekündigt vor mir. In dieser Zeit redeten wir kaum miteinander und vermieden jegliches aufeinandertreffen. Manchmal blieb er für einige Tage hier und verschwand dann wieder genauso plötzlich wie er gekommen war. In letzter Zeit war er häufiger und länger hier gewesen und hatte dadurch meine zunehmend schlechter werdende Stimmung und Wutausbrüche mitbekommen, die sich, wie ich mir kürzlich eingestehen musste, häuften. Wortlos kam Felix nun auf mich zu und zog mich hoch. Vom Alkohol wankend stand ich nun vor ihm. Er sah mich nur an, doch das reichte um mir das Gefühl zugeben ohne ihn nichts zu sein und mich wie ein Versager zu fühlen. Ich hatte etliche Gegenstände kaputt gemacht die mir nicht gehörten und ich wollte mir nicht vorstellen wie ich gerade neben ihm aussehen musste. Ich sah an mir herunter. Ich trug eine Jogginghose und ein altes verwaschenes T-Shirt, das schon lange nicht mehr gewaschen worden war. Ich war unrasiert und stank vermutlich bis zum Himmel nach billigem Alkohol. Mir wurde schwindelig und es viel mir zunehmend schwerer mich auf den Beinen zu halten. Kolle baute sich mit verschränkten Armen vor mir auf und sah mich strafend an. „Geh ins Bett", meinte er nur kurz angebunden . Ich senkte beschämt den Blick. Es war erniedrigend, dass er mich so in diesem Zustand sah. Langsam begann ich zu zweifeln ob es die richtige Entscheidung war mit Kolle ein Album aufzunehmen. Ob er es mittlerweile selbst bereute? Schließlich mied er mich nun schon eine Zeit lang. An seiner Stelle hätte ich den Kontakt vermutlich sofort abgebrochen. Schließlich hatte ich ihm den ganzen Hate eingebracht und dafür gesorgt, dass die Einnahmen mehr als schlecht waren.

Ich hoffte er würde bald wieder gehen. Ich spürte seinen Blick im Rücken, als ich mich Schritt für Schritt an der Wand Richtung Schlafzimmer entlangtastete. Völlig erschöpft ließ ich mich, an meinem Bett angekommen, fallen und war Sekunden später eingeschlafen.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es früh morgens. Durch das geöffnete Fenster war es kalt und ungemütlich im Zimmer. Auch die Klamotten vom Vortag waren unangenehm, doch das Schlimmste waren die Kopfschmerzen. Ich fasste mir an die Stirn und stöhnte auf. Das schmerzhafte Pochen ließen mich die Augen zusammenkneifen. Sehnlichst wünsche ich mir wieder in den Schlaf zu gleiten, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Ich schleppte mich aus dem Bett und wankte in die Küche um Wasser zu holen. Auf halben Weg stieß ich mit Kolle zusammen. „Pass doch auf wo du hingehst", fuhr er mich an. Mein Schädel brummte durch seine lauten Worte und so vermied ich es mit ihm Streit anzufangen. Seit Julien meine Arbeit an Bossaura so runter gespielt hatte und meinen guten Ruf als Rapper vernichtet hatte, wusste ich mit meinem Leben nichts mehr anzufangen. Ich wusste nicht mehr was ich nun ohne Job machen sollte und hoffte inständig auf ein Wunder. Doch tief im inneren hatte ich längst alles aufgeben. Ich wartete nur noch darauf, dass Felix mich aus seiner Wohnung schmiss und ich auf der Straße verkümmerte. Ich öffnete den Schrank um mir ein Glas zu nehmen doch Felix schien bei meinen langsamen Bewegungen die Geduld zu verlieren und griff energisch an mir vorbei. Das Rauschen von Wasser ertönte und bevor ich mit meinen Gedanken hinterher kam, wurde mir das volle Wasserglas gegen die Brust gedrückt. „Ich werde heute Nacht nochmal hier vorbeischauen, und dann erwarte ich von dir, dass du geduscht bist und was Frisches an hast." brummt er mit seiner tiefen Stimme und sah mich dabei eindringlich an. „Seit wann interessiert es dich so sehr wie es mir geht? Das war dir die letzten Monate doch auch egal!", gab ich angriffslustig zurück.

Die Luft zwischen uns wurde dicker und die Anspannung war zum Greifen nahe. Kolle holte tief Luft und sah mich verächtlich an: „Ich hab genauso wenig Geld an dem Album verdient wie du, und ich sehe nicht aus wie ein Penner, der seit zwei Wochen keine Dusche mehr gesehen hat und jeden Abend besoffen in einer Ecke sitzt und sich die Seele aus dem Leib heult."

Geschockt sah ich ihn an. „Aber meine Rapkarriere wurde zerstört", gab ich noch leise von mir, bevor ich mich auf dem Absatz umdrehte und in mein Zimmer stürmte. Dort knallte ich die Tür hinter mir zu und schmiss mich schluchzend aufs Bett. Ich wollte nicht mehr. Wieso wollte das ganze hier kein Ende nehmen?

Started from the BottomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt