Trojaner

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(2013: Rückblick 27)

Pov.: Julien

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf weichem Untergrund. Ich richtete mich leicht auf und stellte fest, dass ich noch in Salahs Wohnung war. Sie hatten mich also nicht ins Krankenhaus gebracht.

Ich bemerkte, dass ich kein Oberteil mehr anhatte. Sie hatten es mir wohl ausgezogen um meine Wunden besser versorgen zu können. Mit größter Vorsicht sah ich mir meine Verletzungen genauer an. Sie waren gereinigt worden und augenblicklich war ich froh darüber in dem Moment nicht bei Bewusstsein gewesen zu sein. Nun da der Schmutz entfernt und das Blut abgewaschen worden war, empfand ich den Anblick meiner verwundeten Brust nicht mehr als so schlimm.

Das Messer war wohl nicht tief in meine Haut gedrungen, doch dafür zog sich der rot geschwollene Strich einmal über meinen gesamten Brustkorb. Alle zwei Zentimeter klebte ein Wundverschlussstreifen, das war die Art von Pflaster die das Nähen ersetzten sollten.

Ich sah mir meinen Arm an. Die Wunde dort schien um einiges tiefer, doch auch dort klebten diese Pflaster. Ich fühlte an meinen Hals. Man konnte ertasten wo die Klinge gegen meinen Kehlkopf gedrückt worden war, doch es schien nur ein Kratzer zurück geblieben zu sein.

Nach wie vor spürte ich das schmerzhafte Ziehen der Verletzungen, doch diesmal war es aushaltbar. Mein Körper schien mehr auszuhalten, als ich ihm jemals zugetraut hätte. Unter großer Anstrengung setzte ich mich nun gänzlich auf und sah mich um, ob jemand im Raum war. Von dem Sofa auf dem ich saß hatte man einen guten Überblick über das ganze Wohnzimmer.

Als ich meinen Kopf drehte entdeckte ich eine zusammengekauerte Gestalt, die etwas entfernt auf einem weiteren Sofa lag. Sein Gesicht war abgewandt und alles was man ausmachen konnte waren seine schwarzen Haare. Dennoch erkannte ich ihn sofort:
Es war der Mann, dem ich das Messer in den Bauch gestochen hatte.

Etwas perplex sah ich zu ihm hinüber. Was machte der den hier?
Hatten sie ihn etwa mitgenommen?
Andererseits hieß das auch, dass er überlebt hatte und das wiederum hieß, dass ich kein Mörder war.
Zumindest eine positive Sache an diesem Tag.

Die Tür ging auf und herein kam Dima. Seine Mine hellte sich augenblicklich auf, als er sah, dass ich aufgewacht war und aufrecht saß. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und begrüßte mich mit einer heftigen Umarmung.

„Autsch Dima", keuchte ich „Vorsichtig bitte"

„Oh fuck Sorry", Dima löste sich wieder von mir und wollte sich wieder aufrichten, als er es sich im letzten Moment anders überlegte und sich wieder zu mir hinunterbeugte um seine Lippen auf meine zu drücken.
Ich erwiderte den Kuss löste mich aber schnell wieder von ihm.

„Das ist zu gefährlich hier", flüsterte ich ihm zu.

Er nickte mit einem traurigen Blick und setzte sich zu mir aufs Sofa.
„Wie ist die Lage?", fragte ich ihn.

„Salah ist gerade in einer Besprechung mit seinen Männern. Er meint, dass es so nicht weiter gehen kann. Wir können von Glück sprechen, dass wir hier lebend raus sind. Wer weiß wie lange es noch dauert, bis es auf unserer Seite Tote gibt.... Weißt du eigentlich wie schwer du bist?" unterbrach er sich selbst.

„Was?", fragte ich irritiert.

„Wir mussten dich von der Türe bis hier zum Sofa tragen und wir hätten dich beinahe fallen gelassen!"

Ich lachte: „Wie hat uns Akay eigentlich gefunden?"

„Nachdem wir einfach gegangen sind ohne vorher Bescheid zu geben, hat Salah wohl jemanden geschickt um zu sehen ob wir Hilfe brauchen - du weißt ja wie paranoid er ist - diesmal nicht ohne Grund."

Started from the BottomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt