Die Begegnung

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Kann Julien bitte wieder regelmäßig Analysen machen? Ist das echt zu viel verlangt?

(2012: Rückblick 6)

Pov. Dima
Ich starrte gegen die Wand des Badezimmers. Ich war vor zehn Minuten aus der Dusche gestiegen, doch ich wollte den Raum nicht verlassen. Wohin sollte ich gehen? Wie kam ich hier überhaupt weg? Mit noch nassen Haaren beschloss ich schließlich doch das Badezimmer zu verlassen und nach unten zu gehen. Julien saß auf dem Sofa und sah Fern. Zuerst bemerkte er mich gar nicht, doch dann drehte er den Kopf in meine Richtung.
„Willst du reden", fragte er.
Ich überlegte. Eigentlich hatte ich keine Lust dazu, aber was sollte ich auch sonst machen. Ich setzte mich zu ihm und wartete.
„Es tut mir wirklich leid. Das mit meinem Video damals. Auch wenn du mir das nicht glaubst, ich wollte das alles gar nicht. Ich hab unterschätzt wie sehr meine Zuschauer meine Aussagen ernst nehmen."
Ich nickte nur. Tief im Inneren wusste ich, dass er Recht hatte, nur machte das die Sache nicht besser. Ich war immer noch der meist gehasste Rapper Deutschlands.

Seine Entschuldigung war da nur ein kleiner Trost. Trotzdem entschloss ich sie anzunehmen. Es schien ihm etwas zu bedeuten es wieder gut zu machen, sonst hätte er mich nicht mitten in der Nacht abgeholt. Jetzt war ich an der Reihe einen Schritt auf ihn zuzugehen und seine Entschuldigung anzunehmen.

„Schwamm drüber", meinte ich mit einem kleinen Lächeln. Er schien sichtlich erleichtert, dass ich mich beruhigt hatte und ihm keine Vorwürfe mehr an den Kopf warf. Er stand auf und kam mit zwei Flaschen Bier wieder. Eine davon hielt er mir hin. Dankend nahm ich sie an. Wir gingen hinaus in einen kleinen Garten der sich bei seinem Haus befand und genossen die letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne. Es war Winter und kalt, aber das störte mich diesmal wenig. Wir kamen ins Gespräch und langsam lockerte sich die Stimmung zwischen uns, als wir uns Geschichten erzählten.

„Ich sollte nicht mehr allzu lange hierbleiben", meinte ich schließlich zu ihm.

Seine Miene wurde ernst: „Wieso nicht?", er wirkte leicht verletzt.

„Ich kann mich nicht einfach von dir durchfüttern lassen."

„Sicher kannst du", etwas geistesabwesend starrte er in die Ferne.

„Es ist echt langweilig alleine. Mika ist auch nicht wirklich gesprächig."

Ich sah ihn verwundert an. Es überraschte mich nicht, dass er sich einsam fühlte, aber ich hatte mir nicht gedacht, dass er es mir gegenüber erwähnen würde.

„Naschön, dann bleib ich noch etwas. Ehrlich gesagt wüsste ich auch gar nicht, wo ich sonst hin sollte."

So verbrachte ich auch die zweite Nacht auf Julez Couch. Am nächsten Morgen klingelte mich mein Handy aus dem Schlaf. Müde griff ich danach. Ich konnte mich nicht daran erinnern einen Wecker gestellt zu haben. Es war auch keiner, stellte ich mir einem Blick auf mein Display fest. Eingehender Anruf, konnte ich erkennen. Langsam setzte ich mich auf. So früh morgens hatte ich noch keine Kraft für anstrengende Bewegung und schon alleine ein Handy zu halten war mir gerade zu mühsam. Ich hob ab. „Ja", sage ich verschlafen und mit genervtem Unterton. Schließlich störte mich gerade jemand bei meinem heiligen schlaf.

„Ah, gut das du abhebst Dima", ertönte eine bekannte Stimme. Meine Stimmung sank in den Keller. „Was willst du Johannes (John Webber aka. Eierkinn)." Ich konnte ihn absolut nicht leiden. Er war der Freund eines Freundes und tat seit gut einem Jahr so, als wäre er mein bester Kumpel. In Wahrheit nervte er mich zu Tode. Dauernd verlangte er etwas von mir, ohne je etwas zurückzugeben und er war Meister darin Ärger anzuziehen. „Was ist? Was hast du wieder angestellt?", fragte ich ihn.

„Hahaha" lachte er „Du kennst mich zugut" Er fand das Ganze auch noch witzig. „Du ich hab Pat verärgert und er hat mich rausgeschmissen. Ich weiß nicht wo ich pennen soll? Kann ich bei dir einziehen?"

Started from the BottomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt