Müde und geschaffen ließ ich mich auf einer Bank mitten im Nirgendwo fallen. Da die Suche nach Taxis und dem Versuch Bahn oder Bus zu fahren gescheitert war, hatte mein beschränktes Hirn sich zum Laufen entschieden. Allerdings stellte sich dies als großer Fehler heraus, da der Weg von Busan nach Gyeongju ziemlich weit war.
Klar, was hatte ich erwartet. In einer Stunde angekommen zu sein. Mit der Bahn wäre ich in einer halben Stunde da gewesen, doch hatte ich keine Lust gehabt drei weitere Stunden zu warten. Doch vielleicht hätte ich einfach warten sollen, mir die Stadt ansehen um dann mit der Bahn zu fahren. Klar, dass sich diese Idee bei meinem Dickkopf nicht gebildet hatte und ich jetzt irgendwo zwischen Gyeongju und Yangsan festsaß.
Jedenfalls laut meinem Handy und Google Maps. Weit und breit nur Landschaft, keine Menschenseele zu sehen, außerdem wurde es langsam dunkel. Hatte ich nicht genau dies bereits befürchtet? Fest zu sitzen irgendwo im nirgendwo?
Wie viel Zeit wohl inzwischen vergangen war. Ob hier irgendwann mal jemand mit dem Auto langfahren würde? Konnte ich überhaupt per Anhalter mitfahren? In Vegas hatte ich es nie getan. Die Leute waren zwar bereit dich mitzunehmen, allerdings konnte man sich nie sicher sein, ob die meisten davon keine Hintergedanken hatten. Jedenfalls laut meiner Mutter.
Sie machte gerne eine Mücke zum Elefanten. Seufzend sah ich auf die Uhr, zuhause dürfte es jetzt acht Uhr morgens sein, wenn ich Glück hatte, waren meine Eltern bereits wach. Bei dem ganzen Trubel hatte ich einfach keine Zeit für einen Anruf gehabt. Außerdem bekam ich es in der Dunkelheit langsam mit der Angst zu tun. Bestimmt half es mir, mit jemand vertrautem zu sprechen. Ich wählte die Nummer und wartete einen Moment, als jemand abnahm.
„Hallo, Rick Cleveland hier?" „Hallo Dad, ich bin es Rose." Komischerweise gelang es mir, eine normale Stimmlage zu wählen und nicht wie ein verängstigtes Reh zu klingen. Ich war überrascht von mir. „Rosi kleines, wie geht es dir mein Schatz? Mama hat sich schon Sorgen gemacht, weil du dich nicht gemeldet hast." Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an meine Mutter denken musste. „Tut mir leid, es war alles ein bisschen hektisch und dann habe ich es in der Eile vergessen. Ist sie schon wach?" Am anderen Ende konnte ich ihn lachen hören: „Ist sie, sie sitzt neben mir und wartet ungeduldig, dass ich ihr endlich das Telefon gebe. Na dann erlöse ich sie mal!"
Keine zwei Sekunden später, ertönte die Stimme meiner Mutter: „Rose liebes alles in Ordnung? Ich dachte schon es wäre etwas passiert. Wo bist du, hat alles geklappt, ich dachte schon das Flugzeug wäre abgestürzt oder..." „Mum, alles ist in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Wie ich Dad bereits sagte war es ein wenig stressig und deshalb habe ich nicht angerufen."
Am besten verschwieg ich ihr den ganzen Stress mit meinem Koffer und der Suche nach einem Taxi, dass würde sie nur noch mehr aufregen. „Bist du schon bei deiner Wohnung, gefällt es dir dort?" Ich sah mich um, die lange Straße hinunter. Sollte ich ihr erzählen, dass ich noch lange nicht zuhause war? „Oh ja, es ist sehr schön hier. Natürlich würde es mit meinen Möbeln noch besser aussehen, aber die kommen erst in einigen Tagen an." Sie würde durchdrehen, wenn sie hörte, dass ich mich spät am Abend draußen in einer Gott verlassenen Gegend herumtrieb. Vielleicht sollte ich einfach zwei Kilometer zurück gehen und die Nacht irgendwo in einem Hotel verbringen, falls es welche in dieser Gegend gab. „Und deine Nachbarn? Sind sie nett?"
Ohne es zu wollen, fing ich an zu lachen: „Mum! Ich hatte noch keine Zeit meine Nachbarn kennenzulernen!" Das war so typisch. Immer machte sie sich Sorgen. Als ich klein war, hatte sie mich immer im Auge behalten. Egal ob ich im Garten oder auf dem Spielplatz spielte, meine Mutter wachte mit Adleraugen über mich. Auch mit anderen Kindern hatte sie mich selten spielen lassen, aus Angst, ich könnte beim Rangeln mit den anderen verletzt werden. „Rose, bist du noch da? Ist etwas passiert?"
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Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19
FanficRose Cleveland hat die Nase voll. Sie will weg aus der Stadt, die sie zu sehr an ihren Ex erinnert und die sie schon ihr ganzes Leben hasst. Gelegen kommt es ihr daher, dass sie einen Job bei einer Zeitung in Süd-Korea bekommt, der es ihr Ermöglicht...