Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19

11.2

Sie hatte sich ziemlich verändert. Ihre Haare waren um einiges Länger als damals. Auch schien ihre Haut blasser geworden sein und sie schien an Gewicht verloren zu haben. Seo-Hyeon war dünn, vielleicht ein wenig zu dünn. Nicht so schlimm wie bei einer Magersucht, dennoch nah an der Grenze.

Wir saßen nun, nachdem wir beiden uns einigermaßen beruhigt hatten, auf dem Sofa und unterhielten uns. Bei dieser Gelegenheit lernte ich auch Heechul besser kennen. Eigentlich hatte er vorgehabt, im Musikgeschäft durchzustarten, allerdings fehlte es ihm damals an Geld. Sein Onkel, der ebenfalls als Anwalt tätig war, hatte ihn schließlich auf diesen Beruflichen Zweig geführt. Seo-Hyeon hingegen war ihrem Traum treu geblieben, eines Tages einen eigenen Blogg zu führen. Und das offenbar ziemlich erfolgreich.Das Reisen, eine weitere ihrer Leidenschaften kam dabei nicht zu kurz.

Gerade erzählte sie mir, wie sie beiden von mir erfahren hatten. „Mr. Choi taucht natürlich selten hier auf. Dafür hat er ja Mr. Lee. Naja, jedenfalls hat dieser uns erzählt, dass wir demnächst für einige Zeit eine neue Mitbewohnerin bekommen!", sprudelte sie wie ein Wasserfall los. Ich konnte mich kaum daran erinnern, ob sie auch damals schon so viel gesprochen hatte, wenn wir alleine waren?

„Er hat uns deinen Namen gesagt und dass du Gebürtig aus Amerika kommst! Von diesem Moment an wusste ich, dass du es bist!" „Du wusstest es?", fragte ich lachend. „Naja, ich habe es vermutet. Aber es konnte doch schließlich nicht viele Rose Clevelands aus Las Vegas geben, die sich für historische was auch immer interessieren!" Historische was auch immer?

Heechul, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, schaffte es nicht mehr sein Lachen zu unterdrücken. Seo-Hyeon zog einen Schmollmund und schlug ihm gespielt genervt auf den Oberarm. „Wie auch immer. Jedenfalls wusste ich, dass nur du damit gemeint sein kannst. Und wie ihr seht, hatte ich recht!" Triumphierend reckte sie die Arme in die Luft, ehe sie diese um mich schlang, um mich fest zu drücken. Lächelnd erwiderte ich die Umarmung, um sie meinerseits fest an mich zu drücken. „Also Mädels, was haltet ihr von Abendessen? Ich könnte uns eine Kleinigkeit zubereiten!" „Du wärst ein Schatz, wenn du das machen könntest Heechul!", schwärmte meine Sitznachbarin begeistert. Mit einem Lächeln erhob sich Heechul von der Couch und verschwand in der Küche.

„Ihr versteht euch offenbar gut?", fragte ich, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war. So-Hyeon nickte: „Ja das stimmt. Es wäre auch furchtbar, wenn wir uns nicht verstehen würden." Recht hatte sie. Ich wäre auch nicht ganz wild auf einen Mitbewohner, mit dem ich überhaupt nicht klarkommen würde. Mr. Min reichte mir völlig. „Woran denkst du?" „An jemanden von meiner Arbeit. Er ist der Leiter meiner Abteilung. Ein echter Miesepeter. Ich habe mir nur gerade vorgestellt wie es wäre, einen Mitbewohner wie ihn zu haben." „So schlimm?"

Ich nickte und erzählte ihr erst einmal von Mr. Min. Aufmerksam hörte sie mir zu und ich genoss es, endlich einmal meine Sorgen loswerden zu können. Jisoo kannte ich erst seit kurzem, daher war es schwieriger darüber zu sprechen. Auch wenn wir es einige Male getan hatten. Immerhin kannte sie Mr. Min ebenfalls.

Sobald ich mit meinen Erzählungen bei der Dartscheibe angelangt war, fing So-Hyeon an zu lachen: „Im Ernst? Er hat echt so ein Ding in seinem Büro? Und dann noch mit einem Foto drauf? Hat er keine Angst euer Chef könnte das sehen?" „Als Mr. Lee und Mr. Park das letzte Mal zusammen mit mir in seinem Büro waren, habe ich die Zielscheibe unter seinem Schreibtisch in einer Kiste gesehen!"

So-Hyeon schüttelte sich: „Gruselig. Sei froh, dass du jetzt für zwei Wochen hier bist!" Ich lachte nervös. In meiner Abwesenheit prangte sicher ein Foto von mir auf der Zielscheibe. Vorausgesetzt er hatte eins von mir. Allerdings musste er mich bloß auf Facebook suchen und hatte einen ganzen Ordner an Fotos von mir. Bei Gelegenheit sollte ich sie besser runternehmen. Allein die Vorstellung war unheimlich.