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Wie sehr ich mich dabei doch täuschte. Als nach etlichen Stunden Flug und einer holprigen Landung, endlich der Flughafen in Busan erreicht war, ging die Sonne gerade hinter dem Horizont auf. Es war früh am Morgen und trotzdem war das Gebäude rappelvoll. Genervt folgte ich den anderen Passagieren zum Gepäckband und wartete auf meinen Koffer. 

Da es so brechend voll war, dauerte es eine Weile, bis ich überhaupt an das Band treten konnte, über welches bereits die ersten Koffer fuhren. Meiner war nicht unter ihnen, doch es konnte sein, dass ich ihn bei diesem ganzen Gedrängel bereits verpasst hatte. Also wartete ich geduldig weiter, während neue Leute kamen und andere mit ihrem Gepäck gingen. 

Ein schwarzer Koffer mit einem hellgrünen Las Vegas Aufkleber konnte ja wohl kaum zu übersehen sein, oder? Doch trotzdem konnte ich ihn unter all den Gepäckstücken nicht ausfindig machen, egal wie oft ich auch auf die vorbeifahrenden Koffer achtete. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien, unterdrückte diesen Drang aber und ließ mich stattdessen frustriert auf eine Bank sinken. 

Das durfte doch nicht wahr sein, wo um alles in der Welt war mein Koffer? Genervt lehnte ich mich zurück, hielt dabei meinen Blick starr auf das Band, sowie auf die vorbeikommenden Koffer gerichtet. Klar, dass mir so etwas passieren musste. Offenbar war mein Koffer irgendwie verloren gegangen. Müde rieb ich mir über die Augen, versuchte den Blick unentwegt auf das Gepäckband zu halten und schaffte es kaum mich zu konzentrieren. Wenn ich sie nur für einen Moment schloss, würde es mir sicher gleich besser gehen. Nur für einen Moment. 

Erschrocken riss ich die Augen auf. Für einen Moment realisierte ich nicht, wo ich mich befand. Dann wurde mir schlagartig klar, dass ich auf einer Bank am Flughafen saß. Offenbar war ich eingenickt. Es war ziemlich lehr um mich herum geworden und auf dem Gepäckband fuhr ein einsamer schwarzer Koffer, mit grünem Aufkleber an mir vorbei. Einen Moment sah ich ihm nach, wie er wieder verschwand, auftauchte und wieder verschwand. 

Erst dann realisierte ich, dass es mein Koffer gewesen war. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, stellte mich vor das Band und wartete, bis er erneut auf mich zugefahren kam. Erleichtert griff ich nach meinem Koffer und hievte ihn über die Borde auf den Boden. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich ganze vier Stunden geschlafen hatte. 

Offenbar hielt es niemand für nötig, mich zu wecken oder aber sie waren es gewöhnt, schlafende Leute am Flughafen anzutreffen. Das niemand meinen Koffer einfach mitgenommen hatte, grenzte für mich an einem Wunder. 

Ich entschied, erst einmal etwas zu Essen, bevor ich mir ein Taxi nach Gyeongju nahm. Wie zur Bestätigung fing mein Magen an zu knurren und so zog ich mit meinem Gepäck los. Zum Glück gab es in Flughafengebäuden immer eine Menge zu essen und so kam ich kurz darauf in den Genuss von Ramen. 

Sofort war meine schlechte Laune wie weggeblasen und ich war mir bereits sicher, dass dieses Gericht zu einem meiner liebsten werden würde. Seufzend und mit vollem Magen, ging ich nach draußen und wurde von einer angenehmen Wärme empfangen. Ganz anders als in Las Vegas, wo es bereits zu solch frühen Stunden meist kochend heiß war. Und für Februar war es fantastisches Wetter. Ich hatte mit Regen und eisiger Kälte gerechnet. Immerhin hatte mir der Wetterbericht dies prophezeit. 

Man konnte sich heute scheinbar auf nichts verlassen. Sichtlich zufrieden schlenderte ich zum Straßenrand, auf der Suche nach einem Taxi. Ich hatte keine große Lust mit einem Bus zu fahren. Außerdem kannte ich mich hier überhaupt nicht aus. Nachher verwechselte ich noch die Haltestelle und landete sonst wo. Mein Blick wanderte über die Straße. Das Problem, weit und breit kein Taxi in Sicht. Mir davon nicht die Laune verderben lassend, schlenderte ich die Straße entlang, in der Hoffnung, irgendwo eines zu finden. 

Als ich um eine Ecke auf den Parkplatz kam, sah ich tatsächlich drei Autos, mit der Aufschrift Taxi. Wie gut, dass ich Sprache und Schriftzeichen beherrschte. Nachher musste ich mich noch vermutlich mit dem Fahrer auf Englisch unterhalten. Soweit ich wusste, sprachen nicht viele Menschen hier flüssig Englisch, weshalb ich froh war, einen kleinen Vorteil nutzen zu können. 

Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt