Ich folgte ihnen in einen alten Hinterhof, der mir nicht gerade als einladend vorkam. Einige Mülltonnen reiten sich an einer grauen Hauswand aneinander und die Fenster waren meist dunkel und verschlossen. Skeptisch sah ich mich um, wo sollte hier nur ein Restaurant sein? Jong-Suk und Donghee gingen zielstrebig auf eine weitere kleine Gasse zu, welche am anderen Ende des Hofes lag.
Wir traten in den kleinen Durchgang, der mir alles andere als angenehm war. Wären wir in einem Krimi, läge hinter einer der dunklen Ecken irgendwo eine Leiche. Unmerkbar durchzog mich ein kalter Schauer, sodass ich einen Moment verstohlene Blicke nach hinten warf.
Dieses ungute Gefühl in meinem Magen breitete sich rasend aus, als neben uns eine Katze zwischen den nun rappelnden Mülltonnen verschwand. Erschrocken sprang ich zurück, nun sicher, hier in der völlig falschen Gegend zu sein.
Doch keine fünf Meter vor mir endete die Gasse und kurz darauf standen wir auf einem breiten Weg ganz aus Pflastersteinen.
An beiden Seiten wuchsen Kirschbäume, deren Blüten zu dieser Zeit noch nicht am Blühen waren. Das wäre erst Ende März bis Mitte April, also noch fast zwei Monate. Ich hatte im Fernseher und Zeitschriften bereits von dieser Blütenpracht gehört. Sie bald mit eigenen Augen zu sehen, war fast wie ein Lebenstraum von mir. Wenn alles in rosa erstrahlte und der Wind die Blütenblätter durch die Luft wirbelte. Ob es so schön wie in all den Anime aussah, die ich früher immer geschaut hatte? Ein Meer aus rosa Blüten, der perfekte Frühlingszauber. Verträumt sah ich mich weiter auf dem Platz um.
Am Ende des Weges, der abends vermutlich von den am Rand stehenden Laternen erleuchtet wurde, befand sich ein Restaurant. Über der großen Eingangstür stand auf einem weißen Schild der Name des Restaurants. Soyeon.
Das Gebäude war wunderschön und passte perfekt in diese Umgebung. Wer hätte gedacht, dass hinter solch unheimlichen Ecken, wahre traumplätze waren? Das dunkle Holz der Balken passte gut zu der sonst hellen Außenwand. Die Fenster waren groß und boten einen Blick auf kunstvolle Figuren.
Ein weinroter Teppich lag ausgebreitet vor der Tür und ein kleiner Brunnen plätscherte leise, gefolgt von der klangvollen Melodie eines Klangspieles. Jong-Suk hielt uns die Tür auf, damit wir eintreten konnten. Der Innenbereich war schön eingerichtet.
Dunkelbraune Tische standen an den Rändern des Raumes, neben kunstvoll verzierten Fensterbänken, auf denen kleine Figuren oder Vasen mit Blumenmustern standen oder unter malerrischtischen Gemälden. Ein großes Aquarium mit den buntesten Fischen aller Art stand in der Mitte des Raumes, umringt von einer Bank. Ich erkannte Goldfische, schillernde Anemonenfische und sogar zwei Koikarpfen. Ein Bücherregal an der einen Wand, war voller Bücher und neben dem Empfang stand eine Buddahfigur.
Leise Musik hallte aus Lautsprechern und verlieh dem Raum eine angenehme Atmosphäre. Wenn man nicht zum Essen herkam, so konnte man sich auch in Ruhe ein Buch nehmen und bei einer Tasse Kaffee sicherlich entspannt lesen. So ein Restaurant würde man in Vegas nicht finden, um in Ruhe zu lesen, musste man schon der Stadtbibliothek einen Besuch abstatten. Und ohne Mitgliedskarte war es nicht gerade billig ein Buch auszuleihen.
Der Empfang, ein dunkelbrauner Stehtisch mit Leselampe, befand sich direkt am Eingangsbereich. Eine Frau lächelte uns freundlich an: „Guten Tag und willkommen im Soyeon! Was kann ich für sie tun?" Sie wirkte wie ein Filmmodel. Ihre langen, schwarzen Haare und der blasse Hautton, ließen sie wie einen Vampir wirken.
Jong-Suk trat nach vorne und sein mir schon vertrautes Grinsen, breitete sich in seinem Gesicht aus: „Wir hätten gerne einen Tisch für drei Personen!" Sie warf einen Blick auf den Bildschirm ihres Computers. „Drinnen oder draußen? Heute ist schönes Wetter, da haben wir auch den Außenbereich geöffnet." Draußen? Ich sah am Empfang vorbei und entdeckte eine breite Glastür, die hinaus in einen großen Garten führte. Meine Augen wurden groß, als ich wie von selbst an Stelle von Jong-Suk antwortete: „Draußen!"
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Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19
FanfictionRose Cleveland hat die Nase voll. Sie will weg aus der Stadt, die sie zu sehr an ihren Ex erinnert und die sie schon ihr ganzes Leben hasst. Gelegen kommt es ihr daher, dass sie einen Job bei einer Zeitung in Süd-Korea bekommt, der es ihr Ermöglicht...