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Natürlich wurde ich dumm angestarrt, wie hätte es auch anders sein sollen. Darauf achtete ich allerdings nicht, da mir geradezu der Atem stockte. Das war mein Partner für dieses Projekt? Er? 

Klar, es musste der Unfreundliche Typ sein, mit welchem ich vor einiger Zeit zusammengestoßen war. Derjenige, welcher es nicht für nötig empfunden hatte sich bei mir zu entschuldigen.

Ich konnte mein Glück kaum fassen. Der schwarzhaarige Mann würdigte mich keines Blickes, sondern wandte sich direkt an Mr. Lee. 

„Mr. Lee, sie wollten mich sprechen?" „In der Tat, Mr. Lee!" Wenn ich meine Situation nicht so deprimierend empfinden würde, hätte ich angesichts der Namen wohl gelacht. Doch dafür fühlte ich mich nicht in der Stimmung.

Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, wie Mr. Lee erklärte, dass ich die neue Kollegin sei, die bei dem Projekt Amerikanische Kultur mitarbeiten würde. Auch den Blick meines Arbeitspartners, der mich von oben bis unten musterte, blendete ich aus.

Hoffentlich wachte ich gleich einfach in meinem Bett auf und alles war nur ein einziger Traum. Mit gemischten Gefühlen warf ich einen Blick auf meinen Kollegen, der sich nun wieder Mr. Lee widmete.

„Ich überlasse sie in Mr. Lees fähige Hände Miss Cleveland!", sagte er und mit einem lächeln wandte er sich ab und ging. Naja über das fähig konnte man sich streiten. Jedenfalls sah ich ihm panisch nach.

Er konnte mich doch nicht allen Ernstes in dieser Hölle alleine lassen. Doch, konnte er. Schon vielen die Fahrstuhltüren hinter ihm zu. 'See you again', hallte nun erneut durch meinen Kopf. Ich hatte das dringende Bedürfnis zu weinen, riss mich allerdings zusammen.

Jetzt hieß es Zähne zusammenbeißen und beweisen, dass ich mich nicht so leicht unterkriegen ließ. Nicht einmal von einem Idioten wie ihn. „Du bist das also, Blondie!", sagte er mit höhnischer Stimme und einem breiten Grinsen im Gesicht.

Wie war das? Hatte er mich gerade Blondie genannt? Der würde was zu hören bekommen. Ich ließ mich doch nicht an meinem ersten Tag hier gleich beleidigen. Wütend wollte ich auf ihn zugehen, übersah dabei aber den Praktikanten, der gerade Kaffee hereinbrachte.

Das er hier ein Praktikum machte, konnte ich an dem Schild erkennen, welches er an seinem Hemd trug. Wir prallten, wie hätte es auch anders kommen können, zusammen und die Kanne viel zu Boden.

Kaffee spritzte in alle Richtungen und ausgerechnet auf die Louis Vuitton Sneakers, des Idioten. Der Praktikant zog scharf die Luft ein und zuckte zusammen, während ich auf die mit Kaffee befleckten Schuhe starrte. Der goldene Schriftzug stach mir geradezu von dem weißen Leder entgegen. Als wären blinkende Pfeile genau darauf gerichtet. Louis Vuitton.

Das waren verdammt teure Schuhe. Ich war geliefert. Ich richtete meinen Blick nach oben. Alle starrten mich mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung an.

Naja, bis auf den Idioten. Dieser ähnelte gerade mehr einem Vulkan kurz vor dem Ausbrechen. Zumindest war niemand verletzt worden...

„Sag mal spinnst du?", rief der Typ zu meiner Verwunderung auf Englisch. Ziemlich gut gesprochenem Englisch, wie ich zugeben musste. In den Gesichtern seiner Arbeitskollegen konnte man deutlich die Fragezeichen erkennen.

Offenbar verstand nicht jeder von ihnen so gut, was der Idiot gerade gesagt hatte. Oder aber sie waren verwirrt, wieso er plötzlich in einer anderen Sprache redete. Der Idiot wandte sich nun ihnen zu: „Wie ihr wisst, ist unsere neue Kollegin..."

Er deutete Anführungszeichen an, ehe er weiterfuhr: „...aus Amerika. Daher wird sie wohl noch nicht so gut Koreanisch verstehen. Daher rede ich mit diesem kleinen..."

Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt