Erster Monat
Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Hinter ihr lag ein schmaler, heller Flur. Ein Schuhregal stand direkt am Eingang, sodass ich dort meine Schuhe abstellen konnte.
Die Wände waren in einem hellen Beige Ton, ähnlich wie die Tapete unten im Foyer. Jacken, Taschen und einige Hüte hingen am Kleiderständer an der Wand. Rechts und links gab es jeweils zwei Türen und geradeaus befand sich eine breite Glastür, die den Blick auf einen Raum freigab.
Auch wenn dies nur der Flur war, fühlte ich mich Augenblicklich wohl. Auf eine seltsame Art und Weise zwar, aber dennoch wohl. Ich konnte meine Gefühle nicht wirklich einordnen.
Geräusche waren zu hören und ich wusste nicht recht, ob ich hier warten und mich bemerkbar machen sollte. Die Entscheidung wurde mir kurzerhand abgenommen, als besagte Glastür sich öffnete und ein Mann in den Flur trat. Seine braunen Haare vielen ihm in leichten Locken auf die Schultern.
Vertieft schaute er in eine Akte, wobei er die Stirn leicht krauszog. Noch schien er mich nicht bemerkt zu haben. Er musste dieser Anwalt sein, von dem Mr. Lee erzählt hatte. Da ich ihn nicht mit meiner Anwesenheit erschrecken wollte, räusperte ich mich kurz. Allerdings schien er es nicht bemerkt zu haben, da er weiterhin auf seine Akte starrte. Wenn er mich nicht bald bemerkte, würden wir noch zusammenstoßen. Viel Platz zum Ausweichen war hier nicht gerade.
Wo steuerte er überhaupt hin? Ich vermutete, dass er eigentlich vorhatte in einen der Räume zu gehen, doch schien er so vertieft in seine Arbeit, dass er nicht bemerkte, wo er langlief. Ein zweites Mal räuspernd, dieses Mal lauter, brachte ihn schließlich zum Innehalten. Langsam hob er den Kopf und starrte mich an. Unsicher lächelnd trat ich einen Schritt nach vorne.
Mit einem Mal kam ich mir unheimlich unhöflich vor. Immerhin war ich einfach so in die Wohnung getreten und hatte sofort meine Schuhe ausgezogen. Allerdings hatte ich einen Haustürschlüssel. So konnte man mich immerhin nicht des Einbruches bezichtigen. Vor allem, da ich ein ziemlich verplanter Einbrecher wäre, wenn ich durch ein Räuspern auf mich aufmerksam machte.
Die Peinliche Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte, wurde mir allmählich ziemlich unangenehm. Daher beschloss ich den ersten Schritt zu machen. „Hallo, mein Name ist Rose Cleveland. Freut mich Sie kennenzulernen. Ich bin ab heute die Neue Mitbewohnerin." Kurz blickte er mich ungläubig an, ehe sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich. Er klappte die Akte zu: „Oh tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du heute schon kommen würdest. Freut mich dich kennenzulernen. Wenn ich mich vorstellen darf, Kim Heechul."
Unsicher lächelte ich und überlegte, ob ich auch sofort zum du übergehen konnte. Immerhin kannten wir uns überhaupt nicht. Allerdings hatte er mich geduzt, also ging das wohl in Ordnung.
Einen Moment herrschte wieder Stille zwischen uns. Diese unangenehme Stille, in welcher man unsicher durch die Gegend starrte und sich wünschte, dass doch endlich jemand etwas sagen würde. Mir gefiel diese Stille nicht. Doch traute ich mich auch nicht etwas zu sagen. Vielmehr wusste ich nicht, wovon ich sprechen sollte. Von der Wohnung hatte ich nichts gesehen, um meine Meinung zu verkünden.
Ich wollte auf keinen Fall so etwas sagen wie: „Schönen Flur, den ihr hier habt!" Oder gleich so etwas banales wie: „Schönes Wetter heute, oder?" Nein, auf keinen Fall.
Noch immer stand diese fast schon erdrückende Stille zwischen uns, ehe Heechul sich zu fassen schien und auf die Türen hinter sich deutete: „Tut mir leid, wie unhöflich von mir. Du bist gerade angekommen und ich empfange dich gleich so schweigsam. Wie wäre es, wenn ich dir erst einmal die Wohnung zeige?" Erleichtert darüber, dass er etwas gesagt hatte, nickte ich. So blieb ihm immerhin erspart eine seltsame Konservation mit mir zu führen, die ich sonst vermutlich begonnen hätte. „Das wäre toll!"
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Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19
FanfictionRose Cleveland hat die Nase voll. Sie will weg aus der Stadt, die sie zu sehr an ihren Ex erinnert und die sie schon ihr ganzes Leben hasst. Gelegen kommt es ihr daher, dass sie einen Job bei einer Zeitung in Süd-Korea bekommt, der es ihr Ermöglicht...