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Der nächste Morgen begann wie der davor. Ich wachte mit tierischen Rückenschmerzen auf. Hoffentlich würden in der nächsten Zeit meine Möbel kommen. Ein Bett wäre nicht schlecht und Töpfe, um zu kochen.

Sicherlich würde ich bald Tiefkühlpizza und Ramen nicht mehr sehen können, wenn ich nicht selber kochen konnte. Seufzend machte ich mich fertig und entschied, mir vor der Arbeit wieder einen Kaffee zu kaufen. Es war gerade einmal kurz nach neun, somit hatte ich genug Zeit. Ob sich mein Vorgesetzter wohl beruhigt hatte, was mich anging?

Zumindest hatte ich eine Kollegin kennengelernt, die ganz nett zu sein schien. Allerdings war ich, was das anging etwas vorsichtig. Donghee schien heute Frei zu haben. Hinter der Theke stand nur eine ältere Dame, die mir schnell den Kaffee fertig machte und sich dann von mir verabschiedete. Heute war es wieder bitterkalt.

Die Jacke enger schnürend und mit dem warmen Kaffeebecher in der Hand, eilte ich die Straßen entlang, in Richtung Bushaltestelle. Der nächste Bus würde in fünf Minuten kommen, also hatte ich noch genügend Zeit. Meinen Kaffee trinkend, zog ich mein Handy aus der Tasche. In Vegas war es gerade 18 Uhr.

Schnell wählte ich die Nummer von zuhause und wartete. Nach einigen Sekunden wurde abgenommen. „Rose, Liebes bist du das?", fragte meine Mutter aufgeregt. „Hallo Mum!" „Ich freue mich so, dass du anrufst!", sprudelte es fröhlich aus ihr heraus.

Ich fragte mich, ob sie jeden Tag in der nähe des Telefons saß und gebannt auf einen Anruf von mir wartete. Zutrauen würde ich es ihr. „Wie geht es dir Rose? Wie war dein erster Arbeitstag?" „Soll ich ehrlich sein, eine Katastrophe. Mein Vorgesetzter meiner Abteilung scheint mich nicht besonders zu mögen!"

„Ich habe doch gesagt, dass es eine dumme Idee ist! Du warst hier doch zufrieden mit deinem Job und deine Kollegen und Vorgesetzten waren immer nett!" Seufzend nahm ich einen weiteren Schluck Kaffee.

Das war ein schwacher Versuch von ihr, mich zum zurück kommen zu bringen. Vermutlich wusste sie es selbst. „Mum, ich habe mich hierfür entschieden. So schnell gebe ich nicht auf!" Ein seufzen drang durch den Hörer: „Diesen Ehrgeiz hast du von deinem Vater..."

Lachend warf ich den leeren Becher in den Müll: „Und eigentlich dachte ich, dass es mein Dickschädel ist, den ich von dir habe!" Ich konnte sie beleidigt murmeln hören. „Wie ist das Wetter bei dir!", lenkte sie schließlich das Thema ab. Ich sah hinauf in den Himmel. Graue Wolken schoben sich vor die langsam aufgehende Sonne, einige der Straßenlaternen brannten noch.

Sicherlich würde es bald regnen. Ausgerechnet jetzt hatte ich meinen Schirm zuhause vergessen. Kindergeschrei drang an meine Ohren. Eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern setzte sich mir gegenüber an die Haltestelle. Die beiden Jungen waren nicht älter als vier. Sie stritten sich lautstark und ihre Mutter hatte alle Mühe, sie davon abzuhalten, nicht gleich auf die Straße zu rennen.

„Rose, bist du noch dran?" „J-Ja..." Mir viel wieder ein, dass sie mir eine Frage gestellt hatte: „Das Wetter ist nicht so schön, es sieht nach Regen aus!" Trotz, dass ich vermutlich pitschnass werden würde, war die Aussicht auf Regen verlockend.

Wann hatte es in Las Vegas das letzte Mal richtig gerechnet. Ich war mir schon fast sicher, dass es Ewigkeiten her war. Ich weiß noch, dass ich Bella aus Twilight beneidet hatte, als sie in das verregnete Städtchen Forx gezogen war. Ein klappriger, alter Bus fuhr um die Ecke und auf meine Haltestelle zu.

„Mum, ich lege jetzt auf. Mein Bus kommt und ich muss zur Arbeit!" „Ist gut Rose. Viel Spaß und lass dich nicht unterkriegen!" Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche und stieg in den Bus ein. Es waren noch einige Plätze frei, sodass ich mich hinsetzten konnte.

Mianhae- Kirschblüten Sommer// #Wattys2018/19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt