Kapitel 1

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Mit einem leisen 'Klick' geht das Schloss der Tür auf und ich grinse breit. Die kleinen Metallenen Dietriche verstaue ich wieder in der Tasche meiner schwarzen langen Hose und schwinge dann die Tür leise nach innen auf. Geduckt und so unauffällig wie möglich schleiche ich mich hinein und schließe die hölzerne Tür hinter mir wieder. War ja einfacher als gedacht... Lernen die Leute denn NIE aus ihren Fehlern? frage ich mich selbst in Gedanken und gehe weiter. In dem Haus ist es ruhig. Nun gut. Liegt vielleicht auch daran dass es Nachts ist und jeder normale Bürger schläft! Vorsichtig sehe ich mich im Erdgeschoss um. Das Haus in das ich gerade eingedrungen bin ist von relativ reichen Menschen besetzt, weswegen sich hier ein kleiner Raubzug durchaus lohnt! Meine schulterlangen Braunen Haare habe ich hinter meine Ohren gesteckt und sie mit Klammern befestigt, sodass sie mir nicht in mein Gesicht fallen. In der Küche nehme ich mir ein stück Brot und beisse ab. Auch wenn es schon ein wenig älter und angetrocknet ist, schmeckt es einfach nur herrlich! Schnell schlucke ich es hinunter und spüle mit Wasser nach. Gestärkt begebe ich mich weiter. Im Wohnzimmer steht nicht mehr als eine alte Couch, ein Regal voller Bücher und ein Kamin, in dem noch rötlich die Scheite holz glimmen. Eine leichte wärme geht von ihm aus, als ich daran vorbei gehe und es knackt kurz. Funken sprühen und ein wenig gebannt verfolge ich sie. Wie sie frei ihrer wege fliegen, bis sie am ende als nutzlose Asche zu Boden fallen. Wie wir Menschen hier drinn... Am Ende sind wir doch alle nutzlos... Schnell schüttle ich den Kopf hin und her, um mich von diesen Melancholischen Gedanken zu befreien. Dann gehe ich leise die Treppen rauf. Überraschenderweise knarzt nicht eine der Stufen und so komme ich lautlos nach oben. Dort gibt es zwei Zimmer. So weit ich weiß, wohnen hier zwei erwachsene mit einem Kind! Aber ich habe einen Grundsatz, den ich nie breche: 'Keine Kinder!' Von ihnen wird nicht gestohlen und sie werden nicht verletzt! Also wende ich mich der linken Türe zu. Das Schlafzimmer des Erwachsenen Ehepaares. Ich ziehe meine Kapuze über den Kopf und meine Maske bis über die Nase, sodass man nur noch meine dunkelbraunen Augen sehen kann. Behutsam drücke ich die klinke hinunter und lasse die Türe leise aufgehen. Das Paar schläft Seelenruhig in ihrem Bett. Der Mann schnarcht vor sich hin und die Frau scheint nichts davon mit zu bekommen! Ich lächle kurz, bevor ich zu der Kommode gegenüber dem Bett gehe. Ich öffne geräuschlos jede Schublade und finde einiges, dass ich versetzen kann! Einen Ring mit einem Diamanten, eine Goldkette mit passenden Ohrringen eine silberne Halskette und ein paar Münzen in einer Socke! Grinsend drehe ich mich um und sehe dann aus dem Augenwinkel, wie der Mann blinzelt. Schnell packe ich die Sachen in meine Hosentasche und springe hinter das andere Ende des Bettes. Plötzlich höre ich, wie er aus dem Bett springt und ich drücke mich näher an den Boden. Durch das offene Fenster scheint das Licht eines abnehmenden Mondes, was das Zimmer gerade noch so erhellt, dass man Konturen erkennen kann. Zumindest für das ungeübte Auge! Ich sehe den entsetzten Gesichtsausdruck deutlich, als der etwas stabiler gebaute Mann zur Kommode läuft. "Greta! Wach auf! Wir wurden beraubt!" ruft er und sofort bewegt sich die Frau neben, beziehungsweise schräg über mir. "Was? Wirklich?" ruft sie in einer schrillen stimmlage und ich quetsche mich unter das Bett, als ich merke, dass sie aufstehen will! Ich kann ihre Füße sehen, die nun in richtung Kommode laufen und sich neben die des Mannes stellen. "Ach du meine Güte! Bernd! Wir müssen sofort die Militärpolizei rufen! Der Dieb kann noch nicht weit sein!" schlägt die Frau vor und ich grinse. Wenn ihr wüsstet meine lieben! Beide laufen nun aus dem Zimmer und ich sehe meine Chance. Ich rolle unter dem Bett hervor und renne zum Fenster. Geschickt klettere ich raus und springe nach oben, um mich am Dachrand fest zu halten. Mit einigem an Kraftaufwand klettere ich auf das Dach und und kontrolliere noch einmal, ob ich nicht irgendwas vergessen oder verloren hätte. Zufrieden nickend sehe ich mich um. In den Jahren als Diebin habe ich mir einiges antrainieren müssen. Wendigkeit, Kraft, Ausdauer und eine gewisse menge an Strategie haben sich in der Zeit angesammelt und ich laufe nun über die Dächer weiter. Wenn sie wirklich die verdammte Polizei rufen, kann ich nicht unten auf den Straßen laufen! Viel zu gefährlich! Aber auch kann ich nicht einfach so auf den Dächern umher spazieren, weshalb ich mich in den Schatten von anderen Gebäuden halte. Ich stocke und bleibe geduckt in dem Schatten des nächstgrößeren Gebäudes stehen, als ich ungewöhnliche Geräusche wahrnehme. Ich knie mich hin und beobachte misstrauisch die Straße. Und tatsächlich. Von weitem sehe ich zwei Männer herlaufen, die die Uniform der Militärpolizei tragen! Das grüne Einhorn ist deutlich auf dem grund der braunen Jacke zu erkennen. Ich presse mich noch weiter in den Schatten und lasse sie vorbei laufen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie um eine Ecke biegen und ich steh wieder auf. Schnell renne ich weiter und springe dabei über Dächer und Mauern. Bevor ich mein Ziel erreiche, meinen eigentlich sehr gemütlichen Unterschlupf im leeren Dachgeschoss eines bewohnten Hauses, bleibe ich wieder stehen. Ich habe das Gefühl in der dunkelheit der Nacht, die eigentlich mein Element ist, beobachtet zu werden! Ein kalter schauer läuft mir über den Rücken und mein Herz beginnt zu rasen. Mit einem unguten Gefühl sehe ich mich um, kann aber nichts ungewöhnliches entdecken! Und trotzdem biege ich nach rechts und laufe in eine andere richtung. Mit einer ernsten Miene scanne ich während des Laufens meine Umgebung. Ich konnte mich schon immer auf mein Bauchgefühl verlassen. Es hat immer recht gehabt! Plötzlich sehe ich ein aufblitzen in einer der straßen und ich verstecke mich wieder in einem Schatten. Auch wenn ich lange Jahre schon so überlebt habe, so bekomme ich doch immer wieder einen leichten Adrenalin stoss, wenn ich mich verstecken muss! Mit einem lächeln auf den Lippen beobachte ich die stelle, an der vorher noch das aufblitzen eines metallenen Gegenstandes zu sehen war. Mein Körper ist geduckter weise an die Mauer hinter mich gepresst. Auf einmal spüre ich etwas auf meinem Kopf und das klicken das ertönt, wenn eine Waffe entsichert wird!

Warum einfach...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt