Kapitel 17

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Als wir beim letzten Haus angekommen sind klettere ich einfach hinunter. Schnell bin ich auf dem boden und sehe hoch. Levi braucht etwas länger, schafft es letzendlich aber auch. Sofort pfeift er und ich sehe ihn verwirrt an. Er lächelt nur kurz und sieht dann wieder nach vorn. Von weitem kann ich hufgetrappel hören und ich sehe ihn überrascht an. "Dein Pferd hört auf Pfiff?" Er sieht mich an und nickt. "Das tun alle pferde. Und jedes weiß, welcher pfiff zu seinem Besitzer gehört." Ich lächle und und sehe ein Pferd angalloppieren. Sofort trabt das Tier zu Levi und er streichelt es. Fragend sieht er zu mir. Dann nickt er in richtung seines Pferdes. Neugierig strecke ich meine Hand aus und lasse sie vor den Nüstern stehen. "Er beisst nicht!" meint Levi und der Hengst schnuppert an meiner Hand. Der warme Atem streicht über meine Haut und ich lächle. Levi steigt derweil schon einmal auf und hält mir eine Hand hin, damit ich leichter aufsteigen kann. Mit einem nicken nehme ich sie und schwinge mich hinter ihm auf den Rücken. Levi dreht seinen Kopf. "Geht's?" "Einen moment noch..." murmle ich und hole die Decke aus meiner Jacke. Ich werfe sie so über, dass ich die ecken des stoffes in meiner Hand halte, während ich mich selbst an Levi's Bauch festhalte. Ein wenig müde lege ich meinen Kopf auf seine schulter. "Jetz geht's..." murmle ich und er nickt. "Halte dich gut fest!" sagt er und lässt den Hengst antraben. "Du sagmal..." flüstere ich nach einiger zeit und er dreht leicht seinen Kopf. "Hm?" "Hättest du mich wirklich in's Gefängniss geworfen wenn ich sie getötet hätte?" frage ich und er sieht wieder nach vorn. "Ja hätte ich!" meint er und ich kichere. "Gut zu wissen!" Dann lege ich meinen Kopf an seinen und schließe meine Augen. "Schlaf jetzt nich ein!" brummt er und ich lächle. "Und was wenn doch?" frage ich ein wenig provokativ und er dreht seinen Kopf. Ein leicht dämonisches grinsen zeigt sich. "Dann werde ich dich von meinem Pferd schmeißen und du darfst nebenher laufen!" Ich drücke mich enger an ihn. "So. Jetz würdest du dich mit runter schmeissen!" Er muss kurz schmunzeln, bevor er sich wieder nach vorne dreht.

Der Ritt war recht angenehm. Levi ist schön warm und er hat mich sogar ein wenig schlafen lassen OHNE dass er mich vom Pferd geschmissen hat! Kurz bevor wir ankommen dreht er sich um. "Sera? Bist du wach?" fragt er leise und ich hebe leicht meinen Kopf. "Ich bin körperlich anwesen..." murmle ich und lege meinen Kopf wieder an seinen. "Das reicht fürs erste. Ich bringe mein Pferd zurück in den stall und du gehst schonmal langsam in's Bett okay?" Ich brumme zustimmend. Er bleibt vor der Haupttür stehen und ich rutsche von dem Rücken seines Pferdes. "Ich bin bald da. Geh du schon!" ruft er und galloppiert davon. Ich ziehe die Decke enger um mich. Die wärme von Levi's Körper ist weg und ich muss mich anders behelfen. Müde gehe ich in das Gebäude. Der weg ist länger als normal und die Treppen sind die Hölle! Aber irgendwann schaffe ich es und ich mache die Tür zum Büro auf. Etwas überrascht sehe ich mich um. Es herrscht totales Chaos! Blätter liegen herum und einige sind nur schlampig auf einen stapel gelegt. Oben drauf liegt ein zusammengeknülltes stück papier. Neugierig gehe ich darauf zu, nehme es und entfalte das Blatt. Das ist mein Abschiedsbrief... Aber wieso liegt er hier? Ich bemerke eine noch nicht ganz getrocknete Flüssigkeit. Probeweise nehme ich meinen kleinen Finger, nehme ein bischen was auf und lecke leicht daran. Salzig... Sind das... TRÄNEN?! Ich höre schon Schritte von draussen und einen augenblick später wird die Tür aufgemacht. "Sera? Du solltest doch im Bett liegen!" meint er und verschränkt wieder genervt die Arme. Ich hingegen halte den Brief hoch. "Und den hast nur du gesehen?" Verdutzt sieht er auf das Blatt und nickt ernst. "Nur ich." Ich fange an zu lächeln und gehe auf ihn zu. Dann umarme ich ihn fest. "Du hättest nicht weinen müssen..." flüstere ich und er erstarrt. Grob schubst er mich von sich und sieht mich wütend an. "Ich habe nicht geweint! Wie kommst du darauf!" zischt er und ich halte wieder den Brief hoch. Dass sich seine Hände in meine schultern krallen ignoriere ich. Stattdessen lächle ich weiter. "Wenn nur du ihn gesehen hast... Woher kommt dann die Flüssigkeit auf dem Papier?" Er reisst mir den Brief aus der Hand und zerknüllt ihn in einer Hand. "Ich habe Tee darauf verschüttet." versucht er sich raus zu reden, doch ich fange an zu kichern. "Du trinkst keinen salzigen Tee!" Wortlos sieht er auf die seite und sucht nach weiteren Ausreden. Langsam gehe ich auf ihn zu und nehme sein Gesicht in meine Hände. Vorsichtig drehe ich es zu mir und ich sehe in seine grauen Augen. "Danke... Danke dass du hier so ein Chaos hinterlassen hast. Danke dass du mir extra hinter her geritten bist. Danke dass du mich wieder hier her zurück gebracht hast. Einfach danke für alles. Du bist der erste dem..." Ich atme tief durch und schließe meine Augen kurz. Dann sehe ich ihn entschlossen an. "Du bist der erste dem ich seit 12 Jahren vertraue!" gebe ich leise zu und umarme ihn wieder. Diesmal erwiedert er sie und legt seinen Kopf an meinen Halsansatz. Ein schauer breitet sich überall aus. Sein warmer atem, der mir gegen die Haut bläst. Seine Arme und Hände an meinem Rücken. Der warme Körper vor mir. Seine Muskeln, die ich durch dir Kleidungsschichten spüren kann. "Sera...?" flüstert er und löst sich von mir. Ich sehe ihm fragend in seine Augen und lasse ihn ebenfalls los. Da sieht er auf die Seite. "Vergiss es." ich kann einen roten schleier auf seinem Gesicht erkennen und fange an zu lächeln. Überrascht sieht er mich wieder an. "Was ist?" Ich grinse frech und hebe die Hände. "Nichts, Nichts!" antworte ich und er zieht eine Augenbraue hoch. "Sera?!" Pfeifend drehe ich mich um und gehe in das Schlafzimmer. Er geht hinter mir her, doch ich mache die Tür vor ihm zu. "Sera! Mach die Tür auf!" knurrt er und ich verschränke die Arme. "Vergiss es! Ich muss mich umziehen!" rufe ich durch die Tür und augenblicklich ist stille. Zu meinem Glück liegt mein Schlafzeug auf dem Bett! Danke Levi! Schnell ziehe ich mich um und lege die sachen ordenlich gefaltet neben meine Uniform. "Jetzt kannst du!" rufe ich und gehe zum Bett. Levi kommt herein und mustert mich, bevor er sich seine Stiefel auszieht und sich so auf den Sessel setzt. "He! Ich werde zusammengepfiffen wenn ich in alltagskleidung ins Bett gehe und du darfst das?" maule ich und lege mich hin. "Das hier ist ja auch kein Bett!" erwiedert er und ich sehe ihn leicht entnervt an. "Du Erbsenzähler. Du schläfst darin!" Er fängt an zu Grinsen und geht zum Kleiderschrank, den ich überraschenderweise erst jetzt bemerke! Eigentlich ist er recht groß und steht direkt neben der Tür! Er holt sich etwas heraus, schließt die Türen und geht in's Büro. Stirnrunzelnd beobachte ich ihn. Nach einer kurzen weile kommt er wieder rein. Er trägt nun wie ich eine schwarze kurze Hose und ein übergroßes graues Oberteil. Verwirrt sehe ich ihn an. "Deiner meinung nach soll ich in einem Bett schlafen. Also rutsch rüber!" sagt er und verdutzt mache ich das, was er sagt. Levi legt sich neben mich und zieht die Decke ein wenig zu sich. Ich muss zugeben dass ich im moment aber so müde bin, dass es mir egal ist. Ich lege mich auf den Bauch. Mein Kopf auf seiner Brust und meine linke Hand auf seinem Bauch. "Sera?!" fragt er etwas... ich würde sagen verdutzt, doch ich schließe nur die Augen. "Sei still ich bin fertig..." murmle ich und er seufzt. "Morgen haben wir aber training! Denk daran!" ich brumme nur etwas zustimmendes. Bald schon bin ich eingeschlafen. Die Wärme. Sein Herzschlag. Die Sicherheit die er austrahlt und die Geborgenheit die er mir gibt. All das lässt mich relativ schnell in das Traumland gleiten.

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