Kapitel 22

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Hin und wieder kann ich die Tür des Zimmers auf und zu gehen hören und manchmal zupft mir jemand an meinem Verband herum. Aber ich bin so fertig dass diese Wach phasen nie lange anhalten und ich gleich wieder im Land der Träume bin.

Blinzelnd öffne ich mal wieder meine Augen. Aber diesmal ist es keine Phase, sondern ich bin richtig wach! Gähnend richte ich mich auf, wobei Levi's Hand von mir herunter rutscht. Lächelnd sehe ich zu ihm hinunter. Er liegt komplett entspannt da, sein Mund leicht geöffnet und sein Shirt leicht hochgerutscht. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und ziehe ihm sein shirt wieder herunter. Dann steige ich langsam über ihn drüber und stehe auf. Die Decke lege ich komplett über ihn und lasse ihn schlafen. Hat er verdient... Mal so richtig aus zu schlafen! Leise gehe ich in das Büro und sehe dort aus dem Fenster. Hm... Morgens. Dann kann ich frühstücken! Bevor ich das allerdings tue schreibe ich noch einen Zettel in dem steht, dass ich im Essenssaal bin. Falls er aufwacht soll er nicht gleich NOCH einen Schock kriegen! Grinsend gehe ich aus dem Büro und gehe in den Schlafsachen in den Speiseraum.

Stumm hole ich mir mit einer Hand das Tablett und befülle es auch einhändig. Die verdammte schlaufe is nich umsonst da! Mit zitternden Händen trage ich das vollbeladene Tablett dann zum Tisch. Sofort steht Erwin auf und nimmt es mir ab. "Solltest du nicht im Bett sein und dich ausruhen?" fragt er besorgt und wir setzen uns hin. "Ich war ja da... Aber ich hab Hunger und brauche ein wenig bewegung. Ausserdem schläft Levi tief und fest und ich wollte ihn nicht stören. Nach seinem Aussehen zu urteilen hat er die ganze zeit nicht geschlafen und das hat er sich nun verdient!" antworte ich und fange an, alles mit links zu essen. Es ist ein wenig umständlich aber es klappt. Mein Magen füllt sich langsam und ich habe das gefühl ich esse gerade das beste überhaupt, auch wenn es nur der Einheitsbrei ist! Plötzlich höre ich eine bekannte, aber nicht gerade begeisterte stimme hinter mir. "Seeeraaa? Solltest du dich nicht ausruhen?" Ich zucke zusammen und sehe Erwin an. Dieser schmunzelt kurz, isst dann aber weiter. Langsam drehe ich mich lächelnd um. "Heeeey... Guten morgen Cap...!" sage ich und sehe in graue Augen, die mich entgeistert anstarren. "Du gehst jetzt sofort wieder in's Bett!" grummelt er und verschränkt die Arme. Ich seufze. "Lass mich wenigstens was in ruhe essen..." murmle ich und er nickt streng.

Als ich den letzten Bissen hinunter geschluckt habe schnappt sich der schwarzhaarige mein Tablett und bringt es zurück. Ich lege meine linke Hand auf mein Gesicht. "Schlimmer als jeder Gefängnisswärter...!" grummle ich und Erwin fängt an zu lachen. "Gewöhn dich drann! Er nimmt die schuld auf sich und wird sich jetzt die nächste Zeit um dich kümmern!" Im Augenwinkel sehe ich, wie der Corporal wieder her kommt. "Ein goldener Käfig hier... was?" murmle ich und spüre seine Hand auf meinem Kopf. Sie ist warm und sanft. "Jetzt geh wieder hoch! Ich komme mit, damit du auch wirklich liegen bleibst!" knurrt er und ich stehe auf. "Bis zum Mittagessen!" sage ich und der blonde nickt. Levi legt mir eine Hand auf meine Schulter. "Du wirst heute im Zimmer bleiben!" Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an, während wir aus dem Saal gehen. "Vergiss es! Ich werde zum Mittag- und Abendessen wieder runter gehen! Du kannst mich nicht einsperren!" erwiedere ich ein wenig sauer und er seufzt. Dann sieht er sich kurz um und sein Blick wird sanft. "Ich mach mir doch nur sorgen... Du wurdest angeschossen. Wegen mir!" Wir gehen die Treppe hoch und ich sehe in seine stahlgrauen Augen. "Ich finde es ja nett und süß dass du dich um mich kümmerst... Aber es ist NICHT deine Schuld klar?" Ich bin gerade sehr ernst und wir gehen den Gang entlang zum Büro. "Aber ich hätte dich nicht mit zum Reiten nehmen sollen! Ich hätte auf dich hören sollen!" meint er nun ein wenig verzweifelt und wir gehen in sein Büro. Ich schließe ab und sehe ihn ernst an. Levi steht mitten im Raum. Ein wenig zusammen gesunken und schuldbewusst. Ich seufze und stelle mich vor ihn hin. Dann nehme ich sein Gesicht in meine linke Hand und er sieht zu mir hoch. "Jetzt lass uns kein 'Was-Wäre-Wenn' spielen. Es ist so und keiner von uns beiden kann mehr etwas daran ändern. Und es idt NICHT deine schuld! Wer hätte denn ahnen können dass ein bekloppter auf uns schießt?" frage ich leise und er sieht mich an. Er ist noch nicht ganz überzeugt. "Du HAST es geahnt! Du hast mich gewarnt und sogar ein wenig gefleht! Du hast meinem Pferd das leben gerettet weil du seinen Kopd herum gerissen hast! Und du hast die Kugel abbekommen!" Vorsichtig lege ich meine Stirn an seine. Er runzelt diese, lässt es aber zu. "Ich hatte schon immer die eigenschaft, dass mein Körper mich vor Gefahren gewarnt hat, die ich nicht direkt sehen konnte. Aber du hattest berechtigte zweifel weil du nichts davon wusstest! Eher müsste ich mir die Schuld geben, dir nichts davon erzählt zu haben." sage ich und löse mich von ihm. Ich sehe nach unten und es herrscht stille. Dann spüre ich seine Hand an meinem Kinn und er drückt es in seine richtung. "Du gibst dir gerade selbst die Schuld dass ICH nicht auf dich gehört habe?" fragt er und ich nicke. "Es ist doch so! Hätte ich es dir nicht gesagt hätte ich-" plötzlich fühle ich etwas auf meinen Lippen und reisse meine Augen auf! Levi presst seine Lippen auf meine und hat seine Hände auf mein Gesicht gelegt. Auf einmal reisst er selbst die Augen auf und drückt sich weg. Verwirrt streicht er sich durch die Haare und geht einen schritt zurück. "Ich... Es... Es tut... mir leid!" murmelt er und taumelt rückwärts. Ich atme tief durch und kann immer noch seine weichen Lippen auf meinen spüren. Ich sehe ihn an und gehe langsam auf ihn zu. "Levi..." flüstere ich und er sieht mich ein wenig entsetzt an. Plötzlich brüllt er: "BLEIB WEG VON MIR!"

Warum einfach...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt