Kapitel 6

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Das blau des Himmels ist wunderschön und die Wolkenfetzen ziehen langsam vorbei. Dann sehe ich aus dem Augenwinkel eine bewegung und springe auf die seite! Durch den schwung muss ich mich abrollen und sehe sofort zu dem kleinen Kerl, der nun dort steht wo ich noch vor ein paar sekunden stand! Ich darf mich nicht ablenken lassen! Langsam richte ich mich wieder auf und klopfe mir den staub von meiner Kleidung. "Na toll... das habe ich gerade erst gewaschen!" murre ich und lasse Levi dabei aber nicht aus dem Blick. "Weglaufen bringt nichts du nerviges Balg!" meint er nun und entspannt sich. Ich sehe ihn nun ebenfalls ruhig an. "Es bringt erst nichts mehr wenn ich es entscheide!" erwiedere ich und scanne dabei die Umgebung. Ich kann aber niemand anderen sehen. "Komm jetzt ohne Gegenwehr mit und du wirst ohne strafe davon kommen!" sagt er und kommt auf mich zu. Ich lasse ihn zu mir kommen und lächle dann. "Dann wird mein restliches Leben wohl aus Strafen bestehen!" "Das kann gut sein!" erwiedert er und ich schnaube amüsiert. "Und das erste wird eine strafe für uns beide sein!" fügt er hinzu und mit einer unglaublich schnellen bewegung hat er mir eine handschelle an das linke Handgelenk gemacht, dass mich mit seinem rechten Handgelenk verbindet. Verdutzt sehe ich ihn an. "Das is jetz nich dein verdammter ernst oder?" Levi verdreht die Augen. "Finde ich auch nicht besser! Aber sonst haust du wieder ab und ich will mir nichts von Erwin anhören weil du weg bist!" murrt er und dreht sich um. Das is... ich glaubs nich! Ich bin in der hölle angekommen! Was habe ich bitte verbrochen um das zu verdienen? An IHN gekettet zu sein? Ich hab doch niemanden umgebracht! Er will wieder zurück gehen, aber durch mein gegengewicht kommt er nicht weit. Genervt dreht er sich um. "Beweg dich du verdammtes Balg! Ich hab noch einiges an Papierkram zu erledigen!" meint er und ich verdrehe die Augen. Stur wie ich bin wenn ich provoziert werde, setze ich mich auf den Boden. Ich starre ihn an und er starrt zurück. "Willst du im Gefängniss verrecken oder was?" fragt er genervt und ich lege meinen Kopf schief. "Warum nich?" antworte ich und er zieht eine Augenbraue hoch. "Du würdest dem Gefängniss das hier alles vorziehen?" Ich überlege kurz und nicke dann. "Bevor ich mich lebensmüde in irgendwelche Titanenmäuler stürze bleibe ich lieber ohne Tageslicht. Bin ich doch eh schon die ganze Zeit ohne dem ausgekommen! Ausserdem will hier keiner ne kriminelle..." erwiedere ich und Levi seufzt. Dann setzt er sich zu meiner verwunderung vor mich. "Egal was dir passiert ist. Hier interessiert keinen deine Vergangenheit. Es ist egal ob du eine Kriminelle oder eine Adlige bist hast du verstanden?" sagt er und ich lege den Kopf schief. "Das wäre das erste mal." murmle ich und sehe dann auf den Boden. Ich fühle mit meiner Hand das Gras. Etwas, das ich kaum gespürt habe als ich in der Stadt war. Das mich nicht wirklich interessiert hat als ich mich um meine Geschäfte gekümmert habe. Das ich links liegen gelassen habe wenn ich es einmal gesehen habe. Selbst durch den Verband kann ich es spüren und ich bin einfach nur fasziniert. "Von wem hast du eigentlich gesprochen? Vorhin, als du mir ausgewichen bist." Ich hebe meinen Kopf und sehe in sein gelangweiltes Gesicht. "Hat niemanden zu interessieren..." gebe ich nur zurück und ich bekomme ein: "Tch!" als antwort. Dann steht er auf und sieht mich an. "Und jetzt komm. Ich hab wirklich einiges an Papierkram zu erledigen und mit der Kette ist das nicht einfacher!" Ich schnaube, stehe dann aber auch auf. "War ja nicht meine Idee!" sage ich und stelle mich vor ihn. Sofort dreht er sich um und geht voraus. Schmunzelnd gehe ich hinter ihm her und amüsiere mich ein wenig über den kleinen Kampfzwerg, der da vor mir her läuft.

Der Weg zurück gestaltet sich als angenehm, vorallem da nicht gesprochen wird. Wortlos macht Levi die Tür auf und ich trete wieder in das gebäude ein, das ich ja eigenlich so schnell wie möglich verlassen wollte! Auf den Gängen werden wir nur kurz komisch angesehen, mehr nicht. Respekt! Hier scheinen ja alle Angst vor ihm zu haben! Ich merke mir den weg. Es ist ungefähr der gleiche wie bei Eren, aber nur anders in der hinsicht, dass wir an Hanji's Zimmer vorbei gehen. Er bleibt vor einer Tür stehen und macht sie auf. Wir treten ein und er macht die Tür hinter mir zu. Dann schleppt er mich zu seinem Schreibtisch und setzt sich auf den Stuhl. Neugierig betrachte ich die Stapel an Papier, die auf jenem stehen. Ich stelle mich rechts neben ihn hin, damit die Handschellen nicht überkreuz laufen. Etwas umständlich macht er alles mit seiner linken Hand. Ich seufze und lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Wie wärs wenn wir die seiten wechseln. Also dass du die Handschelle links trägst. Dann ist es einfacher. Lange kann ich mir diese bemühungen nicht ansehen!" sage ich und er stoppt in seiner Bewegung. Stumm halte ich ihm mein Rechtes Handgelenk hin und schnell wechselt er die Seiten. Wortlos gehe ich hinter seinem Stuhl, sodass ich nun links stehe. Lange konnte ich mir das echt nich ansehen! brumme ich in gedanken und sehe ihm bei seiner arbeit zu, was aber nach wenigen sekundenbruchteilen schon ziemlich langweilig wird!

Ich weiß nicht wie lange ich schon so dastehe. Gelangweilt und zutiefst frustriert, weil ich nicht mehr abhauen kann! Plötzlich höre ich ein Zungenschnalzen und der schwarzhaarige sieht zu mir hoch. "Nimm dir einen stuhl und setz dich her. Es macht einen ja nervös wenn du so herum stehst!" meint er und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf die Papiere. Ich sehe mich um und ziehe dann meine Augenbraue hoch. Mit einem Achselzucken setze ich mich einfach auf den Boden neben seinem Stuhl und er sieht mich an. "Was soll das! Ich habe gesagt ho-" "hol dir einen Stuhl. Soweit hab ich's auch noch verstanden!" unterbreche ich ihn genervt und sehe dann zu ihm hoch. "Is nur n bischen schwierig. So ohne Stuhl den man ohne Handschellen nicht erreichen kann!" füge ich hinzu und halte meinen rechten Arm hoch. Einerseits um das gesagte noch einmal zu verdeutlichen und andererseits, um ihm das Arbeiten zu erleichtern. Auch wenn ich vielleicht von aussen kalt sein möge, so bin ich innerlich jemand, der sich um die Person kümmert. Durch meine Isolation habe ich diese Seite jedoch nie wirklich gezeigt. War ja schließlich niemand da, um den ich mich hätte kümmern können! Dieser wesenszug von mir ist echt komisch...

Warum einfach...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt