Kapitel 3

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Unsanft werde ich von dem Karren geworfen, nachdem ich eine gefühlte drei stunden fahrt hinter mich gebracht habe! Allein jetzt tun mir meine Knochen und Gelenke weh und ich werde wortlos in eine Zelle getragen. Mit einem ekelhaften quietschen wird die vergitterte Tür aufgemacht und ich werde dort auf ein Bett geschmissen. Meine Fußfesseln werden durchgeschnitten, ebenso wie meine Handfesseln. Nur dass meine Hände sofort in Metallhandschellen gelegt werden! Nun wird mir auch der Knebel entfernt und ich grummle nur leise vor mich hin. Stumm gehen die Männer raus und schließen die Tür ab. Sie werfen noch einen kurzen Blick auf mich und verschwinden. Wie konnte ich nur so blöd sein und mich fangen lassen?! Wie habe ich so viele Menschen nicht sehen können?! Es kreisen noch einige Fragen mehr in meinem schädel. Aber eines muss ich zugeben. Das Bett unter mir ist gemütlich und die Ketten der Handschellen reichen von der länge aus, um sich gemütlich hin zu legen! Ich vertreibe meine Gedanken für einen Augenblick und lege mich richtig hin. Das ich jemals in einem richtigen Bett liegen würde... Trotz der situation, dass ich gefangen genommen wurde und wahrscheinlich eine etwas.... längerere Haftstrafe auf mich wartet, schlafe ich auf der weichen Matratze des Bettes ein.

"Wach auf du Kriminelle! Wir haben deine Anhörung vorgezogen!" schnauzt jemand und ich blinzele ein paar mal. Es dauert einen Augenblick, bis ich wieder weiß wo ich bin und langsam richte ich mich auf. Genüßlich gähne und strecke ich mich und sehe dann verschlafen zu den Gitterstäben. Dort stehen drei Männer. Einer scheint der Gruppenleiter zu sein, denn die anderen beiden sehen immer wieder nervös zu ihm hinüber. "Macht die Tür auf und holt sie raus! Und passt verdammt nochmal auf, dass sie nicht entwischt!" mault er und die beiden nicken, ehe sie sich zögerlich daran machen, die Tür auf zu schließen. Ich hingegen sitze gelangweilt auf dem Bett und sehe ihnen mit halb offenen Augen zu. Der stärkere der beiden kommt auf mich zu und wechselt die Eisen Handschellen gegen normale Fesseln, während der andere die Tür bewacht. Ich lasse es einfach geschehen und wehre mich nicht. Es kommt noch eine Chance. Und dann bin ich weg! Mit einem ruck werde ich hoch gerissen und ich gehe hinter dem stärkeren her aus der Zelle. Die langen Gänge verwirren mich und ich verliere trotz meiner erfahrung die Orientierung. "Nicht trödeln! Alle warten schon!" mault der Führer und schubst mich nach vorne. Ich kann mich gerade noch so auf den Beinen halten und stolpere ein bischen nach vorn. "Is ja schon gut!" brumme ich und gehe nun schneller.

Als vor uns eine große Tür auftaucht, bleibe ich stehen. "Los! Weiter!" schnauzt er wieder und ich drehe meinen Kopf. "N bischen schwer durch ne geschlossene Tür zu gehen was?" erwiedere ich kalt und der Kerl scheint es nun auch bemerkt zu haben. Aber er lässt sich nichts anmerken. "Aufmachen!" brüllt er und die Flügel der Tür geht auf. Langsam gehen wir hinein und ich sehe mich um. Menschen stehen links und rechts von dem Weg und sehen mich misstrauisch an. Einige buhen mich aus und die ganz gewitzten und mutigen schmeissen sachen nach mir! Steine, Salatköpfe oder Tomaten dienen hierbei als Wurfgeschosse. Mit der verlagerung meines Körperschwerpunktes weiche ich allen aus. Bis auf eine Tomate dir ich mit dem Mund fange und mir schmecken lasse! Wenn schon kein richtiges Frühstück, dann wenigstens sowas... Ich kann doch nicht mit leerem Magen dem Richter gegenüber stehen! Ich werde in eine rechteckige leere Fläche geführt, in dessen Mitte, etwas erhöht durch zwei stufen, ein Pfahl steht. Mit hektischen und groben bewegungen werde ich dort angebunden und auf die Knie gedrückt. Mit einem Augenverdrehen lasse ich es geschehen und die drei Männer verschwinden schnell wieder. Vor mir sitzt der Richter. Ich seufze und stelle mich hin. Dies geschieht unter den wachsamen Augen aller. Dem Richter, den anwesenden Soldaten und dem Publikum. Im Augenwinkel lasse ich meinen Blick über die Anwesenden gleiten. Eine öffentliche anhörung? Interessant! Ein tuscheln und flüstern ist von allen seiten zu hören und ich sehe zu dem Richter vor mir. Seine schwarze Robe ist schlicht und strahlt doch etwas dramatisches und autoritäres aus. Seine Haare sind nur noch bis auf wenige weisse vorhanden und furchen ziehen sich durch ein Gesicht, das anscheinend schon viel erlebt hat. Plötzlich fängt er an, mit seinem Hammer zu klopfen. "Ruhe! Wenn ich um ruhe bitten dürfte!" ruft er und sofort verstummt das gemurmel. "Wir sind alle hier her gekommen, um Sera Torn, alias die Eule, ihrer gerechten Strafe zukommen zu lassen!" meint er. Ja... 'Die Eule'... Den Namen habe ich mir nicht selbst gegeben. Er kam einfach so auf. Ich bin schließlich nur Nachts unterwegs und bewege mich lautlos fort. Meine Beute greife ich mir schnell und nehme sie mit in mein Nest. Wie eine Eule eben! Wieder brandet gemurmel auf, dass durch erneutes aufklopfen des Holzhammers verstummt. "Ich frage dich hiermit Sera Torn: Bekennst du dich der Anklage des Diebstahls schuldig?" die kräftige stimme hallt durch den Saal und ich lächle. "Jop. Alles mein Verdienst!" gebe ich freimütig zu und stehe nun aufrecht dem Richter gegenüber. Stille herrscht. Was habe ich noch groß zu verlieren? Frage ich mich selbst, grinse aber weiter. Etwas verwirrt sieht mich der Richter an. Er scheint nicht damit gerechnet zu haben, dass ich alles so schnell zugebe! "Also gut! Wenn niemand etwas dagegen hat, werde ich dich zu lebenslanger Haft im Gefängnis verurteilen!" sagt er und sieht sich in der Menge um. Er scheint ausschau nach leuten zu halten, die mich brauchen könnten. Aber ich bin für alle ein zu hohes sicherheitsrisiko! "Ich nehme sie für meinen Trupp!" höre ich plötzlich eine dunkle stimme und sehe überrascht nach links. Ein großer Mann hebt seine Hand und sieht den Richter ernst an. Seine blonden Haare sind etwas länger und er hat einen Undercut, der komplett um seinen Schädel geht. Die eiskalten blauen Augen sind starr nach vorne gerichtet und seine dicken und buschigen Augenbrauen stechen hervor. Das kantige Gesicht gibt ihm ein ernstes aussehen. "Kommandant Erwin! Sind sie sich da sicher?" fragt der Richter zweifelnd und nun sieht mich der blonde an und nickt. "Sehr sicher!"

Warum einfach...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt