Ich antworte nicht. Blicke einfach nur weiter gerade aus. Die Klinke geht runter und Levi kommt rein. Wortlos mustert er mich und setzt sich in seinen Sessel. Im Augenwinkel beobachte ich ihn. Er lässt mich nicht aus den Augen. "Geh und trainiere die Soldaten..." sage ich und drücke mich weiter in die Ecke. Doch seine grauen Augen bleiben weiter auf mich gerichtet. "Hanji übernimmt. Und ich werde dich so lange anstarren bis du mir alles erzählt hast." meint er und ich sehe ihn an. "Was meinst du mit 'Alles'?" frage ich und er legt ein Bein über das andere. "So wie ich es es gemeint habe. Alles. Wie du aufgewachsen bist, deine Familie, einfach alles. Ich kann niemanden Trainieren und mir persönlich unterstellt lassen, wenn ich nichts über die Person weiss!" sagt er kühl und ich sehe wieder weg. "Vergiss es. Das sind sachen die niemand wissen muss." erwiedere ich. "Denk an dein Abendessen!" warnt er mich und ich atme tief durch. "Du gehst mir auf die Nerven..." "Das ist der sinn der sache!" gibt er zurück und ich sehe ihn an. "Und du willst alles wissen hm?" Levi nickt und ich sehe wieder gerade aus.
"Ich wurde in eine recht glückliche Familie geboren. Mein Vater war Bauer und meine Mutter Hausfrau. Ich war ihr erstes Kind. Vier Jahre später kam mein kleiner Bruder. Wir waren nicht reich. Aber wir kamen über die runden. Wir haben ausserhalb der Mauern gewohnt. Da war der Boden nunmal besser, aber mein Vater hat extra einen Keller eingebaut, für den Fall dass einmal Titanen angreifen sollten. Alles war toll. Ich hatte eine recht unbeschwerte Kindheit. Habe im Haushalt mitgeholfen und mich um meinen kleinen Bruder gekümmert. Bis SIE kamen..." ich stocke. Sofort blitzen ihre Gesichter vor meinem Geistigen Auge auf. Auf einmal spüre ich, wie sich Levi neben mich auf das Bett setzt. Er berührt mich nicht direkt, aber trotzdem ist er so nah, dass ich seine Wärme spüren kann. "Der Tag begann wie jeder andere." fahre ich fort. "Wir standen auf und mein Vater ging in den Stall, um nach den Tieren zu sehen. Plötzlich tauchen unsere Verwandte auf. Unsere Familie ist nicht groß. Also bestand der rest genau aus einer Tante und einem Onkel. Wir haben uns gefreut und uns alle in die Küche gesetzt. Gemeinsam haben wir gegessen und getrunken. Ich war damals gerade mal 11 Jahre alt und fast noch ein Naivchen. Das einzig wichtige was mein Vater mir beigebracht hat war, dass ich die Leute niemals unterschätzen sollte. Jeder der gutes tut kann auch sehr schlechte seiten haben und anders herum. Deswegen war ich bei meiner Verwandschaft misstrauisch. Oder generell bei allen ausser bei meiner Familie. Ich habe gesagt dass es mir nicht so gut ginge. Ich glaub an dem Tag hatte ich einfach ein schlechtes Bauchgefühl. Auch haben sie sich komisch verhalten. Die beiden waren übertrieben freundlich und wollten nicht, dass jemand aus dem Haus geht. Ich bin einfach in mein Zimmer gegangen. Nach einiger weile habe ich ein Krachen gehört. Ich weiss nun dass die Männer, die das getan haben, die Haustüre eingetreten haben. Ein wenig panisch bin ich dann aus meinem Zimmer gelaufen. Ich hatte Angst. Irgendwas stimmte nicht. Ich wollte gerade die treppe runter, als ich ein schreien gehört habe. Aber es war kein überraschtes oder fröhliches Kreischen. Es war voller Schmerz und entsetzen. Neugierig wie ich war habe ich mich auf den Treppenansatz gelegt und so geguckt, dass mich niemand bemerken würde wenn er nicht genau nach mir sucht. Damit habe ich meine Eltern gern geärgert." Ich lächle kurz als ich an die glückliche erinnerung denken muss. Doch dann werde ich wieder ernst. "Ich habe gesehen wie sie meiner Mutter die Kehle aufgeschlitzt haben. Lachend. Meine Tante hat ebenfalls gelacht als sie ihrer eigenen schwester beim sterben zugesehen hat. Dann hat sie zu meinem kleinen Bruder gezeigt. 'Ihn! Ihn könnt ihr gut verkaufen! Und das Mädchen auch! Sie ist oben! Meinen schwager kann man nicht verkaufen!' hat sie gerufen und schon hatte mein Vater ein Messer in seinem Herzen, als er sich schützend vor meinen kleinen Bruder gestellt hat. Dieser hat geweint und sich gewehrt als die Männer ihn geschnappt haben! Nach einer weile war es ihnen wohl zu nervig und... sie haben ihm das Genickt gebrochen. Das Knacken... Und dieser Ruck! Die leeren Augen die mich nun anstarren...!" mein Herz beginnt zu rasen und ich spüre eine Hand auf meinem Rücken. Mit tränen in den Augen drehe ich meinen Kopf zu ihm. Zögerlich beginnt er, meinen Rücken hoch und runter zu streichen. Ich fühle mich ein wenig sicherer. Geborgen. Beschützt. Ich atme tief durch und sehe wieder nach vorn. "Ich bin geflüchtet. Habe meine kleinen Beine in die Hand genommen und bin gerannt bis ich nicht mehr konnte. Habe mich in Wäldern versteckt. Vor Titanen in sicherheit gebracht. Bis ich endlich in die Stadt kam. Dort habe ich angefangen zu klauen. Am anfang nur das, was ich für mich gebraucht habe. Als ich besser wurde, habe ich mir einen besseren unterschlupf gesucht und gefunden. Habe auf vorrat geklaut. Sollte mir etwas passieren und ich bin für längere zeit krank, dann hätte ich etwas, von dem ich zehren konnte. Ich war ganz glücklich mit meinem Leben. Bis ich gefangen wurde. Den rest kennst du." ende ich meine Lebensgeschichte. Er ist still. Seine Hand liegt immer noch auf meinem Rücken. Der Daumen streicht monoton hin und her. "Du hattest ein beschissenes Leben. Und dann traust du den Menschen immer noch? Und kannst lächeln?" Langsam drehe ich meinen Kopf zu ihm. "Ich versuche, das alles hinter mir zu lassen. Aber... es funktioniert nicht wirklich." Ich lächle ihn schief an und er schüttelt den Kopf. "Setz kein falsches Lächeln auf. Lieber keines als so etwas. Denn dann denken alle dass du glücklich bist. Und das bist du nicht." Ich seufze und lasse mich nach rechts auf seinen schoß fallen. Zuerst stockt er, legt mir dann aber seine Hand auf meinen Oberarm. "Tch... Was sollte das?" fragt er leise. "Mir war danach..." murmle ich und fühle mich seit langem einmal so richtig sicher.
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Warum einfach...?
FanfictionHey! Ich bin Sera! Seit dem Tod meiner Eltern lebe ich von Diebstählen. Es funktioniert eigentlich ganz gut und ich habe mir einen Namen gemacht! Es ist witzig, wenn sich Leute bei deinem 'Spitznamen' verschwörerisch umdrehen und leiser weiterreden...