Kapitel 16

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Einen augenblick später sehe ich einen Schatten über mir und ich sehe nach oben. Levi starrt mich an und ich lächle. "Du hättest nicht kommen sollen. Mir ist es egal wenn ich eingesperrt werde deswegen. Aber ich will nicht, dass irgend welche unschuldigen mit hinein gezogen werden!" sage ich leise und klettere zu ihm hoch. Wortlos starrt er mich an und ich stelle mich vor ihn. "Danke dass du ein bischen Zeit geopfert hast." flüstere ich und umarme ihn einfach. Die wärme wird mir fehlen und auch sein strenger Blick. Zögerlich löse ich mich von ihm und sehe ihn ein wenig traurig an. "Auch wenn ich es mir nicht eingestehen möchte... Du wirst mir fehlen Cap..." sage ich und sehe dann zur Mauer. Sie ist nicht weit entfernt und mit ein bischen geschick schaffe ich es, heute nacht noch durch zu kommen! Plötzlich dreht Levi sich um und bleibt stehen. "kommst du?" meint er genervt und dreht seinen Kopf. Verwirrt gehe ich einen schritt zurück. "Wie meinen?" frage ich und er stellt sich vor mich. "Du hast deine Rache bekommen und keiner weiß, dass du abgehauen bist! Sollte jemand fragen, dann habe ich dich zu einer Nachtübung geholt!" meint er und ich stehe stumm da. "Aber..." bringe ich nur heraus und mein Hirn ist gerade... weg. Abgeschaltet, Tot, Überlastet wie auch immer! Er schnippst mir gegen die Stirn. "Tch! Ich habe eigentlich gedacht dass du sie umbringst. Dann hätte ich dich ausgeliefert. Aber du hast sie nur verletzt. Das ist nichts weiter. Wir haben alle schon einmal jemanden verletzt. Und nachdem was ich mitbekommen habe, von wegen er wollte dich auch umbringen lassen, habe ich dir ein wenig spielraum gelassen!" erklärt er kurz und bündig und ich weiß nicht was ich sagen soll. "Starr mich nicht an und komm jetzt!" mault er in seinem gewohnten Ton und ich löse mich aus meiner schockstarre. "Du willst mich immer noch? Obwohl ich abgehauen bin UND leute verletzt habe?" frage ich ungläubig und er verschränkt die Arme. "Sonst würde ich es nicht anbieten du Holzkopf!" Ohne groß drüber nach zu denken falle ich ihm um den Hals und gebe ihm einen Kuss auf die Wange! "H-Hey!" sagt er überrascht, doch ich lasse ihn motzen so viel er will. Ich vergrabe meinen Kopf an seiner Halsbeuge und lächle glücklich vor mich hin. Zögerlich legt er seine Hände auf meinen Rücken und klopft vorsichtig auf jenen. "Wir müssen bald wieder zurück sein. Also los!" sagt er und ich nicke. "Ay Cap! Aber zuvor möchte ich noch kurz zu mir. Ich muss dort einiges abholen. Und zwar nur das ehrliche. Das Diebesgut lasse ich dort!" Er überlegt kurz, nickt dann aber. Mit neuem Elan laufe ich los und springe über die Dächer wie ein junges Reh es in seinen ersten Minuten des laufens macht!

Ein kurzer Blick nach hinten verrät mir, dass Levi nicht so schnell hinterher kommt und ich drossele mein Tempo ein wenig. "Rast du immer so herum?" fragt er genervt und ich grinse. "Habe das jede Nacht gemacht. Mehrere Stunden lang, in einem schnelleren Tempo!" antworte ich und er atmet kurz durch. "Dann wäre das ja lustig geworden wenn ich das am anfang durchgezogen hätte mit den 'Laufen bis zur Erschöpfung' was?" fragt er und ich sehe zu ihm. Für einen kurzen moment stutze ich. "Du kannst lächeln?" entgegne ich erstaunt und sofort wird sein Ausdruck wieder kalt. "Ja kann ich. Und wenn du jemandem hiervon erzählst bringe ich die eigenhändig um!" knurrt er und ich kichere. "Dann haben wir beide ein geheimnis des jeweils anderen zu hüten!" stelle ich amüsiert fest und er nickt. "Da vorn ist es schon!" rufe ich und beschleunige automatisch. Lächelnd bleibe ich stehen und gehe bis zum ende des daches. Dann drehe ich mich zu Levi um. "Es ist zwar nicht das beste... Aber für eine kriminelle wie mich hat es gereicht!" sage ich und trete dann einen weiteren schritt nach hinten. Ich falle. Doch mit einem grinsen fasse ich an den Dachrand und schwinge mich in mein Versteck. "SERA!" höre ich Levi ein bischen panisch rufen und ich strecke meinen Kopf raus. "Bist du bitte still?" frage ich, kann mir ein freches grinsen nicht verkneifen. Erleichtert seufzt er auf und ich ziehe meinen Kopf wieder hinein. Ich habe hier nicht viel Platz. Aus stroh habe ich mir ein Nest gebaut und es mit einer dünnen decke ausgelegt. Eine weitere braune liegt daneben. Die braune Decke schnappe ich mir und auf einen Haufen münzen, die in einem Beutel sind. Levi ist inzwischen auch herunter gekommen und sieht sich neugierig um. Dann bemerkt er den Beutel voller Geld in meiner Hand und verschränkt die Arme. Ich winke ab. "Keine sorge. Das ist Geld, dass ich aus dem Haus meiner Familie habe. Es ist nicht gestohlen! Ich hab doch gesagt dass ich nur legale sachen mitnehmen werde!" maule ich ein wenig und er seufzt. Ich verstau den Geldbeutel und die Decke in meiner Jacke und gehe an ihm vorbei. "Kommst du?" frage ich grinsend und klettere aus meinem ehemaligen Versteck auf das Dach. Sofort kommt er hinterher. Wir laufen in seinem Tempo über die Dächer, denn trotz der momentanen zusätzlich lasst bin ich flinker als er. "Ich habe mein Pferd vor der Stadt stehen lassen. Wir können beide darauf reiten!" meint er und ich nicke. Schweigend laufen und springen wir über die Dächer. Kurz vor ende der Stadt bleibt er plötzlich stehen. Ich bremse ebenfalls und sehe ihn verwirrt an. "Was ist los?" frage ich und gehe zu ihm. Seine grauen Augen durchdringen mich fast! "Zwei dinge. Erstens. Diese Nacht ist offiziell nie geschehen, sondern wir haben die Nacht durch gemacht um deinen Trainingsrückstand nach zu holen!" Ich nicke. "Und zweitens: Du wirst nicht mehr abhauen! Wenn du es nur einmal versuchst, werde ich dich ins Gefängniss schmeissen!" warnt er mich leise. Ich halte ihm meine Hand hin. "Einverstanden!" sage ich ernst und er schlägt ein. Seine Hand ist überraschend weich und warm. Seine Finger lang und dünn. Und doch so stark! Langsam lasse ich seine Hand los und sehe dann in die Richtung, in die wir laufen müssen. Wortlos nicken wir uns zu und rennen weiter.

Warum einfach...?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt