Müde öffnete ich die Augen. Und wieder fiel mein Blick an die mir mittlerweile vertraute Kerkerdecke. Ich richtete mich auf, kämmte mir mit den Fingern meine langen, braunen, lockigen Haare und klopfte den Dreck von den Decken unter denen ich gerade eben noch gelegen hatte. Die Decke war so alt, dass ständig, wenn oben mal wieder Radau war, Dreck, kleine Steinsplitterchen, Spinnenweben und all so was auf mich nieder rieselte. Mittlerweile war ich dies aber gewöhnt.
Langsam stand ich auf und legte die Decken alle zusammen. Nur die beiden auf denen ich immer lag schüttelte ich aus und legte sie wieder auf den Steinboden. Die anderen legte ich alle doppelt zusammen und legte sie oben drauf. Tagsüber saß ich immer auf den Decken an der Wand gelehnt und zählte die Spinnen die sich von der Decke abseilten, die Ratten die vorbeihuschten oder beschäftigte mich anderweitig. Das Leben in Gefangenschaft, so wie ich es bereits seit zwei Monaten lebte, was für die Meisten wohl kurz erscheint, war immer sehr langweilig. Einsam war ich nie. Ich war immer froh, wenn nur gelegentlich ein Wache herunter kam, meistens Felix oder Demetri, um mir etwas zu Essen und zu trinken zu bringen. Nur ab und zu ließen sie mich raus damit ich duschen konnte. Höchstens einmal in der Woche.
Aber da ich gestern erst geduscht hatte, fühlte ich mich recht frisch.
Mein Blick fiel auf die Gitterstäbe meiner Zelle. Normalerweise stand dort ein Teller mit trockenem Brot, dass wenn ich früh genug aufstand noch nicht von Ratten angefressen war, und einem Glas Wasser. Doch nur an einem Tag stand dies nicht da. Immer dann wenn sie mich holten und zu IHM brachten.
Nein! Nicht schon wieder! Ich war doch erst vor fünf Tagen bei ihm! Durfte ich mich nicht einmal ausruhen? Wenn der so weiter machte, immer häufiger mich holen lies, würde ich hier unten noch krank werden. Okay, ich hatte Schnupfen und Husten, aber das konnte auch von der feuchten modrigen Luft hier unten kommen, was mich auch gar nicht wundern würde.
„Layla!“ rief die tiefe Stimme von Felix. Nein. Wieso hatte Aro denn ausgerechnet MICH ausgesucht, immerhin war ich doch gerade mal 15! Ich musste ihn mal fragen, wenn ich dazu kommen würde.
Da tauchte Felix auch schon auf. „Und denk dran, benimm dich!“ knurrte er und schloss die Zelle auf. Ich seufzte innerlich und musste es unterdrücken, anzufangen zu zittern. Er kam in die Zelle und zog mich auf die Beine. Grob packte er mich am Arm und zerrte mich die Treppe nach oben.
Wir gingen, oder besser gesagt, Felix zog mich, nur ein kurzes Stück im Erdgeschoss entlang. Dann ging es wie üblich eine Wendeltreppe nach oben in einen kreisrunden Turm unter dessen Dach ein kleines ebenfalls kreisrundes Zimmer lag, in dem Aro immer wartete.
Gefühlte tausend Stufen später waren wir endlich auf der kleinen Plattform vor dem Zimmer angekommen. Rechts neben der Tür stand schon Alessandro, ein Assistent für Aros Vorhaben. Er grinste mich fies an und öffnete die Tür. Felix stieß mich hinein und verriegelte die Tür hinter mir, alles wie immer eben.
Der Raum in dem ich mich nun befand hatte einen pflegeleichten Marmorboden und weiß gestrichene Rauputzwände. Die einzigsten Möbelstücke in dem Raum waren ein krankenhausähnliches, weißes Bett, ein ebenfalls weißer Holzstuhl der gegenüber des Bettes, das rechts von der Tür aus gesehen, stand. Ansonsten gab es noch eine kleine Kommode die neben dem Stuhl stand und ein paar Bücher die darauf lagen. Alles dicke, alte Wälzer, mit denen sich sicher nur ein ebenfalls so alter Vampir beschäftigen würde.
Aber der Raum wirkte gar nicht so kalt wie er eingerichtet war. Lag vermutlich an den grünen Topfpflanzen die im Raum verteilt waren, auch wenn es nur wenige waren. Eine davon stand auf der Kommode neben den Büchern. Ein weiterer Grund war vielleicht auch das warme Sonnenlicht das durch die drei großen Bogenfenster ins Zimmer fiel.
DU LIEST GERADE
Der Blutspender
FanfictionEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...