Fegefeuer

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Es kam mir vor wie eine endlose Ewigkeit, in der ich in diesem grauenvollen Feuer schmorte. Nichts tat sich. Meine Schmerzen wurden weder schlimmer (was nur gut so war) noch ebten sie ab. Auch Felix zeigte kaum Interesse an meiner Situation. Er saß an der mir gegenüberliegenden Wand auf einen einfachen Holzstuhl neben einem schlecht bestückten Bücherregal. Aus letzterem hatte er sich irgendein Buch genommen und angefangen, seelenruhig zu lesen. Nur wenn ich schrie sah er von seinem Buch auf und blickte mich an.

Doch ich verkniff es mir weitgehend. Ich probierte möglichst tapfer zu sein und Felix keinen Grund zu geben, wütend auf mich zu werden. Die Einzigste Lösung die ich als halbwegs hilfreich empfand, war, mich ins Kissen zu krallen, das Gesicht darin zu verbergen und die Schreie in Wimmern umzuwandeln.

Anfangs hielt ich sogar eine Weile stand. Doch dann verließen mich meine Kräfte, weil die Schmerzen einfach nicht weichen wollten. Ich begann wieder, den Schmerzen freien Lauf zu lassen und schrie, kreischte und wälzte mich unruhig hin und her.

Das Feuer war grauenvoll. Wie Säure brannte es durch meine Adern, verätze alle Zellen, jedes noch so kleine Blutgefäß auf seinem Weg… Mit dem einzigen Ziel auch mein Herz zu erreichen. Überall in meinem Körper loderte ein grauenvolles und unerbittliches Inferno, das einfach nicht zu löschen war. Heiße Eisenstäbe wurden in meine Venen gerammt, doch ich konnte mich nicht wehren und verlor fast den Verstand, der Schmerz war viel zu stark, doch er schwand nicht. Egal, was ich auch versuchte. Nichts half. Weder das zappeln, um mich schlagen, das Schreien, Kreischen, Luft anhalten… Nicht, aber auch GARNICHTS klappte!

Die Zeit war bereits völlig belanglos, unwichtig und vergessen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden, alles zog sich qualvoll in die Länge. Alles in mir schrie nach der Erlösung, nach dem Tod. Er war greifbar, ich glaubte ihn bereits zu fühlen. Doch jedesmal wenn ich danach greifen wollte, floh er, wie ein scheues Reh.

Mein ganzes Bewusstsein kreißte um diese grauenvollen Qualen, diese nicht enden wollende Pein aus Schmerz und Hitze… Meine Gedanken waren völlig wirr, eine Zeit lang wusste ich nicht einmal mehr, wo ich war. Ich fragte mich sogar tatsächlich, wieso meine Mutter nicht ins Zimmer gerannt kam, als ich erneut schrie.

Doch langsam, quälend langsam, schien ich stärker zu werden. Ich nahm dadurch die Schmerzen, das Feuer und die Hitze in meinem Körper immer deutlicher wahr.

Schreiend lag ich auf dem Rücken, als die Tür plötzlich auf ging und Aro gemeinsam mit Demetri den Raum betrat. Aro redete kurz auf Felix ein, dieser nickte nur, warf mir einen letzten Blick zu und verließ dann den Raum. Zurück blieb der alte Meister der Demetri etwas sagte. Mittlerweile konnte ich mich wieder soweit konzentrieren, dass ich verstehen konnte, was Aro zu seinem Gardisten sagte. „Du bleibst jetzt bei ihr und löst Felix ab. Da sie etwas Disziplin zu erlernen hat, soll sie sich gefälligst etwas zusammenreißen und aufhören zu schreien. Du weißt selbst, dass das nicht allzu schwer ist.“ Demetri nickte.

„Und was soll ich tun, wenn sie doch schreit, Meister?“ Aro überlegte kurz, ehe er antwortete: „Dann schlägst du sie. Sei nicht zaghaft, sie hält einiges aus.“ Meinte Aro nur und verschwand aus dem Raum.

Ich sah Demetri erschrocken an, er grinste nur fies. „Du hast ja gehört, was Aro sagte.“ Meinte er nur und setzte sich auf den Stuhl auf dem Felix vorhin bereits gesessen hatte, nahm sich ein anderes Buch heraus und las.

Ich drehte mich auf die Seite, weg von ihm und sah die Wand an. Wieder nahm ich das Kissen fest in den Arm und presste es gegen mein Gesicht.

Wieder verging die Zeit schleppend, doch ich versuchte mich nun krampfhaft still zu verhalten. Ich lag so ruhig wie möglich da und lauschte Demetris Atem und den Seiten des Buches, die er immer wieder umblätterte.

Ich kann nicht sagen wieso ich auf einmal die Kraft verloren hatte, aber irgendetwas brachte mich dazu, zu schreien. Demetri verpasste mir eine, recht kräftig, aber ich nahm es kaum wahr. Ich war eher damit beschäftigt, was plötzlich mit meinem Körper los war.

Meine Hände und Füße schienen kühler zu werden, als das Feuer darin erlosch. Dafür schien es zu wandern. Es zog sich immer mehr zurück, in die Richtung meiner Brust. Das Atmen fiel mir schwerer, ich keuchte nur noch. Das Feuer fraß sich in mein Herz. All die Schmerzen die vorhin auf meinen ganzen Körper verteilt gewesen waren, loderten nun in meinem Herzen umso schmerzhafter auf. Wieder schrie ich, doch dieses Mal setzte Demetri sich nur wieder auf seinen Stuhl und legte das Buch beiseite um mich zu beobachten. Auch Felix kam nun wieder rein und stellte sich neben Demetri.

Eine kurze Weile lag ich mich hilflos den Schmerzen ausgeliefert und windend auf dem Bett. Plötzlich wurde das Feuer immer weniger und es zog sich auf einen winzigen Punkt zusammen, ehe auch dieser kleine, glühende Feuerball erlosch.

Wie erstarrt blieb ich liegen.

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Armes Mädchen...

Die Wachen zeigen auch gar kein bisschen Mitgefühl...

Ich freu mich über jeden Kommentar, genauso wie Lob, Kritik etc. :D

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt