Flucht

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Ich rannte einfach drauf los. Ohne mich um zusehen und ohne wirklich zu realisieren, wo ich lang lief. Würde ich es wollen, würde ich niemals denselben Weg zurück nehmen können. Das Stadttor war bereits in wenigen Sekunden zu sehen. Voller Freude rannte ich aus der Stadt.

Es dauerte einen Moment, bis ich den nahen Wald erreicht hatte. Erst als ich über die Äste der Bäume rannte, konnte ich mir wirklich sicher sein, dass ich es geschafft hatte. Mir war es tatsächlich gelungen, aus diesem Höllenloch zu fliehen! Ganz alleine! Am Liebsten wäre ich zurück zu meiner Familie gegangen, aber als Vampir konnte ich da unmöglich aufkreuzen. Zu allem Überfluss würden die Volturi sicher genau dort zuerst nach mir suchen, wenn sie mich nirgends auf dem Gelände finden würden. 

Ohne eine bestimmte Richtung im Kopf zu haben, lief ich einfach quer durch den mir unbekannten Wald, in der Hoffnung, irgendwo raus zu kommen, wo ich weit, weit weg von all dem sein würde, was mir die letzten Monate solche Schmerzen bereitet hatte.

Es dämmerte bereits, als ich am Meer ankam. Ich konnte nicht sagen, welches Meer es war. Lag wohl nicht nur an meinen mangelnden Kenntnissen was Geografie anbelangt. Der Wald hatte meinen Orientierungssinn vollends durcheinander gebracht. Naja, da gehört ja generell nicht viel dazu. Ich verlief mich sogar in einer kleinen Stadt. Es dauert nun mal seine Zeit, bis ich mich zurecht finde. Aber das konnte mir ja jetzt auch egal sein. Italien würde ich nur über meine Leiche ein weiteres Mal betreten.

Ich rannte ohne langsamer zu werden auf das Wasser zu. Glücklicherweise war hier auch keine Menschenseele, so würde mich schon niemand blöd angucken, wenn ich mit Klamotten ins Wasser gehe. Aber ich wäre ja sowieso zu schnell für menschliche Augen gewesen. Das Einzige was sie eventuell bemerkt hätten, wäre, dass da etwas ins Wasser eingetaucht ist. 

Tatsächlich war ich ein wenig überrascht, dass der Widerstand des Wassers nicht größer wurde, je weiter ich hinein ging. Man kennt das ja vom Strandbesuch: je höher das Wasser steigt, desto schwerer wird es voran zu kommen. Dieses Problem würde ich wohl nie wieder haben. Rein theoretisch könnte ich jetzt sogar bis nach Grönland oder Australien tauchen, ohne einmal Luft holen zu müssen. 

So etwas ähnliches plante ich in diesem Moment auch: ich würde solange durch die Meere tauchen, bis ich auf irgend einem weit entfernten Kontinent landen würde. Dabei ließ ich mich einfach mal überraschen, wohin es mich verschlagen würde.

Ich tauchte mal tiefer, mal eher dicht unter der Wasseroberfläche, manchmal ließ ich mich einfach nur treiben, auf dem Rücken liegend und starrte zur Oberfläche hoch. Die ganze Zeit über blieb ich unter Wasser. Ich meine, gibt es was besseres, als schwerelos durchs Wasser zu gleiten, ohne mal Luft holen zu müssen und auch noch ohne die schwere Taucherausrüstung? Nein, gibt es wohl nicht. Obwohl, fliegen wäre schon cool.

Immer wieder hing ich vollkommen überflüssigen und meist komplett sinnlosen Gedanken hinterher. Wenn aber irgend etwas das hier unten war meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sah ich mir das genauer an. All die versunkenen Dinge die ich fand, waren äußerst interessant. Meistens fand ich kleine Dinge, Koffer, Schmuck, Elektrogeräte. Aber ich fand auch ein paar Fliegerbomben und einen Haufen Müll. Das war dann wiederum nicht so schön.

Das aller Beste war aber, dass ich tatsächlich das fand, was ich mir erhofft hatte mal zu Gesicht zu bekommen: ein versunkenes Schiff. Und es sah sogar aus wie eines dieser Piratenschiffe die man aus Filmen kannte. 

Ich tauchte gerade durch ein komisches Gebilde aus Felsen, als ich etwas Glänzendes im Meerschlamm entdeckte. Ohne lange zu überlegen tauchte ich ganz runter und buddelte es vorsichtig aus, aus Angst, die Bewegung des Wassers könnte es tiefer vergraben. Nach kurzer Zeit bekam ich etwas kleines, hartes zu Greifen. Neugierig sah ich es mir an. Es war klein, nicht ganz rund und vollkommen verschmutzt. Ich musste eine Weile dran rum rubbeln, bis das verkrustete Zeug abging. Das Goldstück schien alt zu sein und musste schon wirklich lange hier liegen. Ich steckte es in meine Hosentasche und sah mich um. Auf den ersten Blick konnte ich nichts weiter erkennen, außer einem komischen Schatten im Wasser. 

Ich schwamm direkt auf das unbekannte Objekt zu um es genauer unter die Lupe nehmen zu können. Je näher ich kam, desto deutlicher wurde der Umriss. Ziemlich schnell begann ich zu hoffen, dass es eines dieser mysteriösen Schiffe war. Als ich dann aber erkannte, dass es tatsächlich ein solches war, flippte ich aus vor Freude. 

Schneller als zuvor raste ich auf das alte Holzgebilde zu, ein ganzer Schwarm Fische floh aus dem Wrack, dicht gefolgt von einem Hai, der, als er mich bemerkte, sofort in die entgegengesetzte Richtung floh. Ich grinste breit und schwamm ihm scherzhaft ein ganzes Stück hinter her. Ich meine, wer würde nicht mal gerne einem Hai Angst einjagen und diesen solange verfolgen, bis er vollkommen panisch ist? Also mir machte es großen Spaß. Erst als er langsamer wurde und ich mich auf seinen Rücken setzten konnte, versuchte er nach mir zu schnappen. Wahrscheinlich wäre es mir ein Leichtes gewesen, das zu unterbinden und ihm einfach jeden Zahn einzeln zu ziehen, aber ich wollte ihm ja nicht weh tun. Immerhin war das doch ein schönes Tier und stand zudem noch unter Naturschutz. Also schwamm ich wieder in die Richtung des Schiffswracks, um es genauer zu erkunden.

Durch ein ziemlich großes Loch gelange ich in das Schiff. Überall lagen die merkwürdigsten Dinge, die ich mir alle genau anguckte. Zudem waren überall Skelette oder zumindest menschlich aussehende Knochen. Schlamm, Algen und Fische gab es auch im Überfluss. In der Kajüte des Kapitains - zumindest wirkte die so, befand sich ein Skelett, neben dem eine kleine Truhe lag. Auch diese war vollkommen verschmutzt. Vielleicht hatte der ehemalige Pirat sie ja festgehalten, während das Schiff gesunken war. Neugierig griff ich nach der Truhe und versuchte erstmal den Dreck ab zubekommen. Dies gelang mir aber nur mit mäßigem Erfolg. Zumindest konnte ich sehen, dass der Verschluss bis zur Unkenntlichkeit verrostet war. So würde ich das Teil also niemals auf bekommen. Also machte ich kurzen Prozess und zerbrach das Holz einfach. Zum Vorschein kamen ein paar Schmuckstücke, die wahrscheinlich nicht mehr so viel Wert waren, wie sie es einst gewesen waren. Alles dem Salzwasser zu verdanken. Was ein Museum mit so etwas wohl anfangen würde? 

Spontan beschloss ich, dies einfach heraus zu finden, indem ich auch diese Schmuckstücke und noch ein paar weitere, kleine Dinge in meine Hosentasche packte, ehe ich das Wrack wieder verließ. 

Ich tauchte weiter. Mittlerweile war ich vollkommen euphorisch und freute mich darauf, die Welt zu entdecken. Vielleicht würde ich auch dem ein oder anderen Vampir begegnen, der nett war und vielleicht auch mit mir reden würde. Wenn ich Glück hätte, würde ich auch jemanden finden, der ein Stück mit mir mit reisen würde oder mir vollkommen unbekannte Gegenden zeigen könnte. 

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Dies ist der dritte Teil meines 
"Silvesterkalenders", der auch gleichzeitig
mein Weihnachtsgeschenk an Euch ist.
Jeden Tag werde ich ein Kapitel hochladen,
entweder hier oder bei meiner anderen
FF "Die Schule der angehenden Wachen".
Welche Geschichte ich an welchem Tag update,
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Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt