Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit beinahe regungslos geschlafen haben musste, weckte mich ein sanftes krabbeln auf meiner Hand. Müde öffnete ich die Augen und sah die schwarze Spinne auf meiner Hand herum laufen. Und wieder kam es mir so vor, als ob sie mich mit ihren acht roten Augen neugierig ansah. „Guten Morgen Manfred.“ murmelte ich, setzte die Spinne an die Wand neben mir, setzte mich auf und rieb mir müde die Augen.
„Wenn es hier unten Fenster gäbe, wüsstest du, dass es bereits wieder dämmert.“ meinte Demetri leicht abwesend. Ich spürte das kleine Päckchen, dass ich unter die Decken gestopft hatte, damit es niemand sehen konnte. Mein Herz schlug vor Angst dass Demetri genau dieses entdecken könnte, etwas schneller, glücklicher weise deutete er es falsch und grinste höhnisch. „Ich fresse dich schon nicht.“ versicherte er mir in demselben schadenfrohen Tonfall. Er zog den Ring mit den vielen Schlüsseln daran aus der Hosentasche und schloss meine Zelle auf. Wie üblich löste diese Bewegung ein fröhliches klimpern und scheppern der übrigen Schlüssel aus. Schon merkwürdig, dass die Volturi tatsächlich hier unten alle Klischees eines alten Kerkers erfüllten:
An den Wänden brannten nur sehr wenige Fackeln in diesen Metallhaltern, die Gitterstäbe einer jeden Zelle waren gnadenlos der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen und rosteten vor sich hin, was ihrer Stabilität blöderweise keinen Abbruch tat. Spinnennetzte an der Decke und in jeder noch so kleinen Ecke und den ganzen Ritzen in dem alten Gemäuer waren keine Seltenheit, genauso wie die Ratten die ständig hier unten herum schlichen. Sogar ein Skelet saß früher in meiner benachbarten Zelle!
„Komisch das du mit der Spinne gesprochen hast. Ich dachte immer, Mädchen würden laut los kreischen, wenn ihnen eine Spinne auf der Hand rumkrabbelt.“ bemerkte Demetri. „Ja. So war ich früher auch gewesen. Aber wenn man hier unten mit den ganzen Viechern eingesperrt ist, muss man sich früher oder später damit abfinden.“ erklärte ich, noch immer etwas schläfrig.
Nun kam er zu mir herein, stellte einen Teller und eine Flasche Wasser auf dem Boden vor mir ab, ging wieder aus der Zelle und schloss diese erneut ab. Während er dies tat, antwortete er mir: „Da hast du wohl recht. Ansonsten würdest du gar nicht mehr aufhören zu Kreischen wie eine Geisteskranke.“ Ich ignorierte ihn einfach. Ohne ein weiteres, vielleicht freundlicheres Wort (wieso wartete ich eigentlich noch darauf?) an mich zu richten, verließ er den Kerker und lies die Tür laut hinter sich zu knallen, ehe ein leises Klicken und das vorschieben eines Riegels verständlich machte, dass sein nun fest verschlossen war. Fast so, als wollte sie sagen: „Haha, hier kommst du nicht durch, nie wieder kommst du hier raus!“ Manchmal stellte ich mir sogar vor, wie die Tür mir genau das sagte und mich anschließend verachtend auslachte. Ich wurde hier unten wirklich noch reif für die Klapse werden!
Mein Blick fiel auf den Teller mit dem halben Brot darauf, woraufhin mein Magen mit einem lauten Knurren reagierte. Hungrig schnappte ich mir das Brot und biss ein großes Stück davon ab. Obwohl es schon alt und ziemlich zäh und schwer zu kauen war, aß ich gierig davon.
Plötzlich sah ich eine weiße Ratte, offenbar noch recht jung und abgemagert, durch den Kerker huschen, die sich dann zu mir gesellte, sich vor mich setzte und mich mit großen, roten Augen ansah. Fast niedlich. Sie sah wirklich schlecht und total ausgehungert aus… Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Ich riss ein Stückchen vom Brot ab und hielt es dem Tier hin. Vorsichtig streckte es die Vorderpfötchen aus und griff nach dem Brot. Ich hatte es noch nicht einmal los gelassen, als sie daran zu knabbern begann. Vermutlich war sie sogar zu schwach, um es selbst zu halten. Also hielt ich ihr das Brot weiterhin fest und aß selbst weiter.
Kaum war ich fertig, war auch das Tierchen fertig und sah mich mit einem Blick an, der fast Dankbarkeit vermuten lies. Ganz vorsichtig streckte ich den Zeigefinger nach ihr aus und konnte sogar ihr weiches Köpfchen streicheln! Sie zuckte nicht zusammen, aber schien vom trockenen Essen Schluckauf bekommen zu haben, genau wie ich auch. „Du auch?“ fragte ich sie grinsend, machte die Flasche auf und goss etwas des Wassers auf den Boden. Das schlaue Tier verstand sofort und begann das Wasser mit der kleinen rosa Zuge aufzulecken. Ich selbst nahm einen großen Schluck des Wassers, verschraubte die Flasche wieder um später auch noch etwas zu haben und stellte sie beiseite.
Ich streckte meine müden Glieder und spürte einen stechenden Schmerz an meinem Hals. Vorsichtig taste ich nach der Wunde, die noch immer blutete. Suchend kramte ich unter den Decken nach dem Päckchen, dass Alec mir in die Hand gedrückt hatte. Zuerst säuberte ich die Wunde und cremte sie dann mit der Salbe zur beschleunigten Wundheilung ein. Ein Pflaster zu benutzen wäre viel zu auffällig gewesen. Und Alec war ja nicht dumm, weshalb in dem Päckchen auch keines vorrätig war, falls ich daran nicht denken würde.
Plötzlich ging die Tür auf, ich versteckte die Salbe unter der Decke genauso wie das Tuch mit Desinfektionsmittel, die süße Ratte floh. Doch es war niemand den ich fürchtete. Alec steckte den Kopf zur Tür herein und kam dann rasch zu mir. Vor der Zelle kniete er sich hin und musterte meinen Hals. „Hast du dich um die Wunde gekümmert?“ flüsterte er leise, als fürchtete er, belauscht zu werden. Ich nickte als Antwort und gab ihm das aufgerissene Päckchen, das Tuch und die Salbe wieder. Ohne ein weiteres Wort verschwand er so leise und schnell wie er gekommen war.
Ich legte mich wieder auf die Decken und starrte an die Decke. Ein leises Fiepen war zu hören und als ich den Kopf drehte, sah ich die kleine Ratte wieder. Sie kletterte frech auf meinen Bauch, rollte sich da zusammen und schlief ein. Naja, wenigstens war ich nun nicht mehr alleine.
Noch eine Weile hing ich meinen Gedanken nach, wobei ich das merkwürdige Verhalten von Alec bewusst nicht aufgriff um weder ihn noch mich in unnötige Gefahr zu bringen. Dann nach ich die Ratte vorsichtig hoch, legte sie neben meinen Bauch auf die Decke und deckte mich mit den übrigen zu und somit auch meine kleine neue Freundinn, soweit sie überhaupt ein Mädchen war. Doch ich ging einfach mal davon aus. „Hey, ich hab einen Namen für dich.“ flüsterte ich müde. „Snow White.“ Dann schlief auch ich ein, ohne eine Reaktion der Ratte wahrzunehmen
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Ich hoffe, dass euch das Kapitel
gefallen hat. Eigentlich war dieses ja nicht
geplant, aber da ich heute noch weg muss,
dachte ich mir, ich schreibe mal ein kleines
Kapitel für zwischendurch. Außerdem war Layla
so alleine^^
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Der Blutspender
FanficEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...