Das Zimmer eines vielleicht toten Vampirs

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Ich brauchte nicht einmal eine halbe Sekunde, um die Distanz zwischen dem schluchzenden Mädchen und mir zu überwinden, obwohl es geschätzte Hundert Meter waren. Erst jetzt fiel mir auf, wie groß der Thronsaal wirklich war.

Ohne mir groß den Kopf darüber zu zerbrechen, was ich da gerade tat, riss ich das Mädchen hoch und biss ihm in den Hals. Es verging eine kleine Ewigkeit, bis ich endlich das süße, köstliche Blut schmeckte, das mir heiß die Kehle herunter ran.

Ich schluckte und saugte und bekam einfach nicht genug von dem köstlichen Nass bekommen. Viel zu schnell war das Mädchen blutleer und sackte schlaff in meinen Armen zusammen. Ihre verzweifelten versuche sich aus meinen Armen zu winden hatte ich damit quittiert, dass ich sie so fest umklammerte, dass ihr einige Knochen brachen. Darauf hin war sie immerhin still geworden.

Mechanisch ließ ich den toten Körper fallen. Ehe er auf dem Boden aufkam, hatte Demetri schon gepackt und warf ihn nun Felix zu. Er fing sie problemlos auf, öffnete den Gullydeckel in der Mitte des Saals und lies sie dort hinein fallen. Es musste verdammt tief sein, wo auch immer die Leiche da verschwand. Sie kam nicht auf dem Boden auf, sondern wurde erneut aufgefangen und in irgendeine Flüssigkeit geworfen. So wie es sich anhörte, lagen darin noch andere Körper…

Felix schloss den Gullydeckel wieder. Mein Blick traf den von Aro, der einigermaßen zufrieden schien. Als er mich ansah, musste er jedoch ein wenig schmunzeln. „Wisch dir das Blut ab, das sieht aus, als hättest du gerade jemanden umgebracht.“ bemerkte er leichthin. Mein Gesichtsausdruck musste ziemlich komisch aussehen, denn er fing an zu lachen, auch seine Wachen fingen an herzhaft über mich zu lachen. Selbst Caius rang sich ein Grinsen ab, während Marcus mich einfach mit leerem Blick ansah.

Es war wirklich ein merkwürdiges Gefühl, dass hier alle es offenbar witzig fanden, wenn man als „ungeübter“ Vampir seinen ersten Mord beging.

Kurze Zeit später hatten sich alle wieder beruhigt. „Du wirst dich an das töten gewöhnen. Früher oder später, so wie alle hier.“  Aro wurde wieder ernst und sah mich mit leicht verengten Augen an, bis ich kapierte, was er von mir wollte. Ich wischte mir rasch das Blut vom Mund. Jetzt wirkte er zufrieden.

Aro sah Demetri an. „Zeig Layla ihr neues Zimmer.“ Besagter nickte und gab mir zu verstehen, ihm zu folgen.

Als wir schon ein Stück von dem kreisrunden Raum entfernt waren, hörte ich wie Aro einen grossteil der Wache entließ. Felix anscheinend ebenfalls, denn kurz drauf raste er an mir vorbei und lief plötzlich neben Demetri her. Beide fingen an, sich zu unterhalten, als wäre ich nicht da.

„Wo ist ihr Zimmer?“ fragte Felix

„Direkt neben dem von Jane. Sie wird sich freuen.“ Brummte Demetri als Antwort.

„Muss sie auf sie aufpassen?“

„Oh ja.“

„Wenn sie sich nicht mehr zusammen reißt als vorhin im Kerker, wird sie noch ihren Spaß mit Jane haben.“

„Von mir aus. Vielleicht helf ich ihr ja auch dabei.“

„Jane?“

„Natürlich! Man kann’s aber auch umdrehen: Ich helfe Layla beim Leiden.“ Demetri klang wirklich amüsiert

„Hallo? Ich bin direkt hinter euch?!“ meckerte ich sofort.

„Halt die Klappe, Kleine. Du hast hier nichts zu melden.“ versetzte Felix sofort.

Ich musste mich zurückhalten, um Felix nicht zu treten, für diese Bemerkung. War es hier allen denn vollkommen egal, wie sich andere fühlten, wenn sie einen mies behandelten? Aber ich fragte lieber nicht und lief den Beiden stillschweigend hinterher.

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt