Zeitvertreib

776 47 0
                                        

So führte mich mein Weg erneut zu dem gut bestückten Bücherregal. Neugierig sah ich mir die Buchrücken an, ohne sie zu berühren. Manche von diesen Büchern sahen nämlich so aus, als würden sie jeden Moment zu Staub zerfallen. Es gab zahlreiche Unterschiede: manche waren nur hauch dünn, so dünn, dass nicht einmal der Titel des Buches auf dessen Rücken Platz gefunden hatte, geschweige denn der Name des Autors. Andere wiederum waren so dick, dass ich sicher Probleme damit haben würde, sie mit einer Hand fest zu halten. Das Gewicht wäre ja kein Problem gewesen, aber meine Hand hätte das Buch nicht weit genug umschließen können, um dass ich es hätte mit einer Hand heraus ziehen können. Die Bücher selber ähnelten einander jedoch. Alle waren mit einem Stoff beklebt der lediglich in unterschiedlichen Farben gefärbt worden war. Nur ganz wenige waren edel mit Leder eingebunden, noch weniger von diesen besaßen sogar goldene Prägungen.

Diese interessierten mich allerdings wenig. Wohl auch aus Angst, Ärger zu bekommen wenn ich eines dieser teuren Bücher beschädigen würde. Aber wenn sie so wertvoll sind, wie sie aussehen, wieso liegen sie dann in einem verlassenen Zimmer herum, in das man später dann auch noch jemanden wie mich steckt? Demnach konnten sie ja gar nicht so viel Wert sein. Oder?

Sicherheitshalber schenkte ich diesen Büchern letzten Endes dann doch wieder keine Beachtung und sah mir weiterhin die anderen, einfacheren Bücher an. Ein kleines braun eingebundenes Buch erweckte meine Aufmerksamkeit. Es war absolut nichts besonderes, aber der Titel verwirrte mich ein wenig. Zunächst hielt ich es für einen Druckfehler, aber das war einfach zu unwahrscheinlich, dass dieser direkt auf dem Einband zu finden wäre. Vorsichtig nahm ich das Buch aus dem Regal und sah, dass auch auf dem Cover dasselbe Wort wieder so geschrieben wurde. 

Ich ließ mich wieder auf dem Sessel in der Ecke nieder und schlug das Buch neugierig auf. Direkt auf dieser unbedruckten Seite, die ganz am Anfang immer ist, sprang mir ein Name beinahe ins Gesicht. Mir schien es fast so, als hätten die Geschwungen und doch so spitzen in schwarzer Tinte geschriebenen Buchstaben mir aufgelauert. "Eleazer" stand da. Am Ende der Seite standen noch ein paar Zeilen, aber die konnte ich nicht lesen, da sie auf spanisch geschrieben waren. Naja, lesen konnte ich es schon, nur verstand ich kein Wort davon. Ich blätterte weiter und fand auch prompt das Jahr, in dem dieses Buch gedruckt worden war. 1910. Das ist auch schon eine ganze Weile her. Über 100 Jahre um genau zu sein. Unbeeindruckt schlug ich die nächsten Seiten auf und begann zu lesen.

Das Buch war schon sehr alt, und auch in dieser alten Schrift geschrieben. Am Anfang war es relativ langweilig, aber nach und nach wurde es interessanter. Aber auch dieses Buch hatte ich ziemlich schnell durchgelesen. Ich hatte vielleicht zwei Stunden gebraucht um es komplett zu lesen, wenn überhaupt. Im Groben ging es darum, dass der Protagonist Harm Wulf die Schnauzte voll davon hat, dass während des Dreißigjährigen Krieges - ich glaubte zumindest, dass es dieser Krieg war - ständig irgendwelche fremden Leute Zuflucht bei ihm im Dorf suchten. Irgendwann begann er dann damit, jedem der nur auf die Idee kam in diesem Dorf unterschlupf zu suchen, die Hölle heiß zu machen. Mit anderen Worten: sie wurden so lange bekämpft, bis sie entweder flohen, oder sie starben.  Später schloss er sich dann mit anderen Männern aus diesem Dort zusammen um effektiver gegen die Fremden vorgehen zu können. 

Ich stellte das Buch wieder zurück an seinen Platz im Regal und blieb dann einfach wieder davor stehen. Jetzt begriff ich auch warum "Wer-" auf dem Cover mit "H", also "Wehr-" geschrieben wird. Wulf ist keiner dieser Fabelwesen, sondern einfach nur jemand, der sich zur Wehr setzt. Interessante Idee um die Aufmerksamkeit eines Lesers zu erlangen. 

Wieder suchte ich das Regal nach Interessantem ab, wurde aber nicht mehr fündig. Niedergeschlagen ließ ich mich ein drittes Mal auf dem Sessel nieder. Mein Blick viel auf das Fenster, vor dem schwere Vorhänge hingen. Ich stand auf um nach zu sehen, ob sich der Stand der Sonne eventuell verändert hatte. Mir war stinklangweilig und ich wollte nichts mehr, als raus aus diesem Drecksloch. 

"Das darf doch nicht wahr sein!" schrie ich empört, als ich den Vorhang zur Seite geschoben hatte. Die Sonne schien sich keinen Millimeter bewegt zu haben. Das helle Mistteil am Himmel wollte mich wohl verarschen! Angepisst schob ich den Stoff wieder zurück und ließ mich auf den Boden plumpsen. Seufzend lehnte ich mich an das Fenster hinter mir. 

"Bin ich eigentlich bescheuert?!" schimpfte ich mit mir selbst, ehe ich aufsprang und den Vorhang erneut wegriss. Allmählich begann ich mir sorgen um mich selbst zu machen. Erst dauerte es eine Ewigkeit, bis mir die einfachsten Dinge einfallen, dann begann ich auch noch damit, Selbstgespräche zu führen. 

Ich sah mir das Fenster vor mir genau an. Nirgends konnte ich irgendetwas entdecken, mit dem ich es hätte öffnen können. Also presste ich mein Gesicht so ans Fenster, dass ich mehr oder weniger erkennen konnte, wie hoch ich mich überhaupt befand und was unter mir war. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Ich musste mich mindestens im zweiten Stock befinden, weshalb ich nicht besonders weit nach unten gucken konnte.

Einen kleinen Moment verharrte ich so. Ich hielt den Atem an und lauschte angestrengt, ob sich jemand in meiner Nähe befand, der mich eventuell an meiner Flucht hindern konnte. Nirgends konnte ich Schritte oder Atmen hören. Wäre da irgendwo ein Herzschlag gewesen, wäre ich erst mal verwirrt gewesen, aber nicht einmal das kleinste Geräusch war zu hören. Es war totenstill. Abartig, dieses Wort an einem Ort voller Vampire auch nur zu denken, schoss es mir durch den Kopf. 

Ich musste grinsen. Einerseits über meine eigene Dummheit nicht viel Früher auf die Idee gekommen zu sein, andererseits aus Freude darüber, dass ich hier endlich rauskommen würde.

Vorsichtig platzierte ich meine Hände auf dem so zerbrechlichen Glas. Noch einmal lauschte ich angestrengt, ob da auch wirklich nichts war, aber es hatte sich was dies betrifft nichts geändert. Ich hob die rechte Hand an, und schlug dann mit der Faust auf das Glas. Es zerbarst in tausend Scherben, allerdings war dies auch nicht sonderlich leise gewesen.

Jetzt musste alles schnell gehen. Sehr schnell. Bis jemand hier sein würde um mir, wie so oft, einen dicken, fetten Strich (am Besten auch noch mit einem roten Edding) durch die Rechnung zu machen, würde es nicht einmal eine halbe Minute dauern. 

Ohne weitere wertvolle Sekunden zu verlieren, nahm ich Anlauf und sprang durch das entstandene Loch. Noch im Flug wurde mir beinahe schmerzhaft erneut meine eigene Dummheit bewusst. Ich hätte auch mit Leichtigkeit direkt durch die scheibe springen können, was mir ein paar Millisekunden Vorsprung verschaffen hätte können. Aber jetzt konnte ich ja nichts mehr daran ändern.

Meine Gedanken drehten sich bei meiner Landung nur noch darum, wie ich schnellstmöglich möglichst weit weg kommen würde. Am Besten, bevor mich hier jemand finden würde. Also zögerte ich nicht und rannte direkt nach dem Aufkommen auf dem Kiesplatz los. Ich hatte keine Ahnung, in welche Richtung ich rannte, aber das war mir auch egal. Ich sah die Stadtmauern und das war alles was im Moment zählte: Raus aus dieser Höllenstadt, die nur so mit Vampiren verseucht ist.

------------------------------------------------------
So Leute, endlich geht es hier mal weiter^^

Jetzt habe ich aber auch noch ne gute 
Neuigkeit für euch:
Dies ist der erste Teil meines 
"Silvesterkalenders", der auch gleichzeitig
mein Weihnachtsgeschenk an Euch ist.
Jeden Tag werde ich ein Kapitel hochladen,
entweder hier oder bei meiner anderen
FF "Die Schule der angehenden Wachen".
Welche Geschichte ich an welchem Tag update,
erfahrt ihr jeweils am selben Tag auf meiner
Facebookseite. Dort findet ihr auch weitere
Informationen und Bilder zu meinen einzelnen
Geschichten. Zudem habt ihr dort jederzeit
die Möglichkeit, mir eine Nachricht zu
schreiben oder mir Fragen zu stellen.
Nachrichten beantworte ich auf dieser Seite nicht 
immer sofort, da ich hier nicht so oft unterwegs bin.
Auf Facebook bin ich jeden Tag ;)
Hier -> 
https://www.facebook.com/pages/Arya-chan/336863656455481
gelangt ihr zu meiner Seite :D
Wundert euch nicht, ich hab meinen Namen
und auch das Bild geändert.

Ich wünsche Euch allen ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest :D

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt