Was kommt denn nun schon wieder auf mich zu?!

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„Hey, du bist keine Puppe!“ fauchte Demetri. Ich hörte leise Schritte. Er atmete nicht einmal. Das hätte ich gehört. Jetzt verstand ich auch, wieso diese Vampire alles wussten was ich im Kerker getrieben hatte. Klar, anfangs hatte ich lauthals Randale gemach und herum geschrien, sie sollen mich endlich gehen lassen, aber auch später, als ich mich mit meiner Situation abgefunden hatte, konnten sie mich genau hören, auch wenn sie in einem vollkommen anderen Raum im Schloss waren.

Vampire hatten, oder haben viel schärfere Sinne. Auch als ich die Augen öffnete, bestätigte sich dies. Ich sah so viel klarer. Jedes einzelne Körnchen in der rauen Betondecke konnte ich entdecken.

Demetri riss mich unsanft hoch und stellte mich in einer unmöglich schnellen Bewegung auf die Beine. Ohne dass ich groß Einfluss drauf nehmen konnte, kochte Wut in mir hoch. Unbändige Wut. Wut darüber, was er und auch die anderen Vampire hier, mir alles angetan hatten, als ich mich noch nicht wehren konnte. Wut auf Demetris Tonfall, vor allem deshalb, weil ich ein ihm nun ebenbürtiges Wesen war. Ich war jetzt ganz genau wie er auch ein Vampir! Da brauchte er mich doch nicht noch immer zu behandeln als wäre ich ein Stück Abfall!

Ich knurrte wütend. Demetri grinste nur. „Glaubst du im Ernst, du machst mir Angst?“ fragte er spöttisch. Nein, das glaubte ich nicht. Aber einer ganz bestimmten Person machte ich mit meinem Knurren Angst; Mir. Ich hatte noch nie einen so furchtbaren, reißenden Laut von mir gegeben, geschweige denn, daran gedacht oder es nur in Erwägung gezogen, einen solchen von mir zu geben. Dennoch ließ ich mir vor ihm ganz sicher nichts anmerken und knurrte weiter.

Felix stand die ganze Zeit unbeteiligt an der Wand und guckte mir grinsend zu, wie ich Demetri anknurrte. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Aro kam rein. „Demetri, Schluss jetzt!“ fauchte er. Demetri? Hä? Ich war doch hier am knurren. Demetri schnappte mich, wirbelte mich herum und drückte mich neben Felix an die Wand. Wieder alles so schnell, dass es nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde dauerte.

„Lass mich los!“ knurrte ich und schnappte nach ihm. Krass, wozu mich mein neuer Instinkt drängte. Ehe ich wusste, was ich tat, hatte ich es bereits getan. Demetri wich mir geschickt aus, während Felix mir eine scheuerte. „Bist du wahnsinnig?!“ fauchte ich und wollte ihm an die Gurgel. “Leyla, reiß dich zusammen! Wir sind hier nicht im Kindergarten!“ fauchte Aro und verpasste mir seinerseits eine. „Demetri, hol Jane, schnappt euch die ungezogene Göre und erzieht sie mal ein bisschen im Keller.“ wies er seinen Gardisten an und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

„Geh schon. Ich pass solange auf sie auf.“ meinte Felix, noch immer grinsend und packte mich grob an der Kehle, ehe er mich an die Wand drückte.

Demetri verschwand.

„Lass mich runter! Du bringst mich noch um!“ keuchte ich und versuchte verzweifelt ihn zu treten und seine Hand wegzuschieben. Doch sein Griff war stählern und unnachgiebig. Zudem hielt er mich mit ausgestrecktem Arm fest. Mit einem verdammt langen Arm. Ich hatte keine Chance, ihn dahin zu treten, wo es Männern am meisten weh tut.

„Vampire brauchen nicht zu atmen.“ antwortete er belustigt. Genau in dem Moment kam Demetri rein, gefolgt von einer kleinen, zierlichen (und mindestens einen Kopf kleineren) Jane mit einem solchen eiskalten Blick, wie man ihn bei einem so süßen Mädchen niemals für möglich gehalten hätte.

„Felix, bring sie runter.“ meinte Jane kalt und schenkte mir ein eisiges Lächeln. Ich konnte die Vorfreude darauf, mich wieder foltern zu können, förmlich in ihren Augen blitzen sehen. Von diesem Moment an war mir bereits klar, dass sie mich nicht verschonen würde.

Genau wie Jane es gesagt hatte, zerrte Felix mich wieder nach unten. Zwar in den Kerker, aber dann den Gang entlang, vorbei an den ganzen Zellen. Wir kamen an eine noch massiver wirkende Tür als es die vom Eingang in den Kerker bereits war. Demetri war voran gegangen und öffnete diese nun mithilfe von duzenden Riegeln und einem riesigen Schloss.

Felix zerrte mich grob in den Raum, dicht gefolgt von Jane. Demetri verschloss wieder die Tür von innen, während Felix mich grob an die gegenüberliegende Wand des kleinen Raumes stieß, ehe er mit Demetri den Platz tauschte und sich mit verschränkten Armen an die Tür stellte, wodurch er irgendwie aussah, wie ein Türsteher.

Demetri kam in einer beinahe unvorhersehbaren Bewegung auf mich zu gerast und drückte mich mit dem Rücken grob an die Wand, mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. „So, jetzt speilen wir Drei mal ein bisschen mit dir. Was hältst du davon?“ fragte er gemein. Was ich davon hielt? Na was wohl? Schwachkopf… „Na was wohl du Vollition!“ knurrte ich und spuckte ihm in Gedanken ins Gesicht. „Nanana. Nicht frech werden.“ sagte Felix tödlich gelassen, Jane grinste nur.

Plötzlich durchfuhr mich wieder dieser grauenvolle, brennende Schmerz. Ich rutschte an der Wand entlang auf den Boden. Doch Demetri stand so dicht an mir, dass ich nicht mal zur Seite umkippen konnte. Ohne den leisesten Hauch von irgendeinem anderen Gefühl als Abscheu, Hass und Schadenfreude zu zeigen, zog Demetri mich wieder hoch, der Schmerz verschwand, als ich ihm auf Augenhöhe gegenüber in der Luft hing, wieder an die Wand gepresst.

Aus unerfindlichen Gründen hatte ich es während Janes Attacke geschafft, mich still zu verhalten.

„Du solltest dich wirklich benehmen, sonst hast du kein langes Leben.“ versicherte Demetri mir. Ich fauchte ihn an. Mich benehmen? Nach all dem, was die mir angetan haben? Erst rauben sie mich meiner Familie, dann stehlen sie mindestens Vier Monate meines Lebens und dann reunierten sie dieses durch die Verwandlung?! Nein, dann hatten sie es ganz sicher nicht verdient, dass ich mich einfach so benahm.

Plötzlich klatschte Demetri mir wieder eine. Das reichte mir. Ich schnappte nah ihm, er konnte aber noch ausweichen. Also trat ich nach ihm. Er flog quer durch den Raum und an die gegenüberliegende Wand. Direkt neben Felix knallte er an die massive Betongwand und fiel wie ein Sack Steine auf den Boden. Sofort stürzte Felix sich auf mich. Er ließ sich nicht so leicht treten, aber dadurch dass er sich darauf konzentrierte, meinen Händen und Füßen auszuweichen, gelang es mir, ihn zu beißen (er schmeckt nicht sonderlich gut -.-).

Das alles ging so schnell, dass Demetri noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, sich wieder aufzurichten. Ohne irgendwelche Hemmungen stürzte ich mich auf Jane. Ich riss sie zu Boden und hielt sie dort fest. Sie rührte sich nicht und machte ebenfalls keine Anstalten, sich zur Wehr zu setzten.

Ehe Felix oder Demetri Zeit gehabt hatten, einzugreifen, erstarrte ich vor Schmerz. Ich hätte damit rechnen müssen. Je länger ich Jane festhielt, desto unerträglicher wurden die Schmerzen. Jetzt schaffte ich es nicht mehr, still zu sein. Ich schrie gequält auf, sackte zusammen und krümmte mich vor Schmerz auf dem Boden. Es fühlte sich wieder genauso an, wie vorhin bei der Verwandlung. Mittlerweile standen alle Drei wieder und beobachteten mich grinsend.

Eine kleine Ewigkeit später, riss Demetri mich wieder auf die Beine und knallte mich gegen die Wand. Wieder war der Schmerz wie weggeblasen. „Ich sagte doch, WIR spielen mit Dir, und nicht DU mit UNS.“

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt