Ich lag noch immer schluchzend und zusammengerollt auf den Decken in meinem üblichen Eck, als eine tiefe und gespielt sanfte Stimme zu mir sprach. „Hör lieber auf zu weinen, sonst trocknest du noch aus. Und iss etwas.“ sagte Demetri. Ich hörte, wie er ein Glas und einen Teller abstellte, doch ich blieb regungslos mit dem Rücken zu ihm liegen und reagierte nicht. „Iss etwas.“ forderte er mich erneut auf. „Ich will aber nicht!“ antwortete ich. „Trotzig wie ein kleines Kind. Man sollte nicht meinen, dass du schon 15 bist. Kein Wunder, dass Aro so wütend auf dich ist. Und ich wette, dass du seine schlechte Laune noch richtig zu spüren bekommst. Ich lehne mich da vielleicht weit aus dem Fenster, aber ich könnte wetten, dass Janes gute Laune etwas damit zu tun hat.“ plauderte er munter drauf los. Ich konnte hören, wie er Glas und Teller wieder aufhob, die Zelle aufschloss, beides hinter mir abstellte und die Zelle wieder verschloss.
Ich seufzte innerlich und drehte mich herum, um nicht wie erwartet zu sehen, wie Demetri den Kerker wieder verließ, sondern wie er ungeduldig und dennoch gelangweilt mir gegenüber an den Gitterstäben saß und sich daran anlehnte. Seine schwarzen Augen beobachteten mich.
Verunsichert erwiderte ich seinen Blick. Hoffentlich lag Demetri falsch, und Janes gute Laune hatte andere Ursachen, welche, die mir nicht wehtun würden. Aber vielleicht hatte er ja Recht. er kannte Jane und vor allem Aro so viel besser und länger als ich. Es könnte gut sein, dass Jane deshalb so gut drauf war, weil sie die Gewissheit hatte, mich noch einmal mit ihrer grauenvollen Gabe foltern zu dürfen, was ihr sicher eine große Freude bereiten würde.
Jane hatte ihre Gabe nur ein einziges Mal an mir eingesetzt. Es war einfach nur grauenvoll. Dieses qualvolle Brennen das meinen ganzen Körper so gepeinigt hatte, als hätte sie mich mit bloßem Blick verbrannt... Das Feuer das mich aufzuzehren schien, erbarmungslos, genau wie die Herrin dieser Schmerzen... Ich dachte, es würde nie wieder aufhören und ich wollte nur noch sterben.
Allein die Erinnerung ließ mich erschaudern. Ich schluckte krampfhaft und begann zu zittern. Demetri verdrehte nur die Augen. Dabei sollte man doch meinen, dass er nicht gerade neu im Geschäft bei den Volturi war und sicher Aros Bestrafungen kannte. Sicher hatte Jane ihre Gabe auch mal benutzt, um Demetri für Aro zu bestrafen. Um ehrlich zu sein, mir gefiel der Gedanke, dass Demetri dasselbe durchmachen musste. Ich war nicht sadistisch, nein, überhaupt nicht. Aber so mies wie er und der Rest der Volturi mich immer behandelten, hatte er es nur verdient.
„Hör auf zu zittern! Du bist kein Baby mehr und überleben wirst du es auch!“ fuhr Demetri mich plötzlich an. Ich setzte mich auf und versuchte krampfhaft, nicht zu zittern, was mir allerdings nur begrenzt gelang. Ich hoffte so sehr, dass er falsch lag und ich nicht die Bestrafung von Jane zu erwarten hätte. Das ich bestraft werden würde, da war ich mir sicher, aber was Jane betraf, konnte ich nur hoffen, dass es nicht eintraf.
Aber Demetri hatte ja Recht. Janes Attacke würde ich überleben. Aber, will ich das überhaupt? schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Ich wollte endlich nachhause, zu meinen Eltern zurück. Doch ich schaffte es nicht, egal was ich auch versucht hatte und schon seit einer Weile hatte ich keinen Plan mehr parat. Mir wurde mit grauenvoller Gewissheit klar, dass ich hier in diesem Kerker, in dieser kalten, feuchten Zelle den Rest meines Lebens verbringen würde. Ich lebte jetzt schon nur noch in meinem Grab und auch dies nur deshalb, weil ich als lebender Blutspender, so wie Aro meine jetzige Situation beschrieben hatte, für ihn diente. Gibt es denn keine Möglichkeit, hier raus zu kommen?, dachte ich mir.
„Nein, gibt es nicht.“ antwortete Demetri auf meine Gedanken. Erschrocken sah ich ihn an. „Seit wann kannst DU den Gedanken lesen? Du bist doch Tracker.“ fragte ich verwirrt. er seufzte frustriert. „Du hast es nicht Gedacht, sonder gesagt!“ antwortete er entnervt.
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Der Blutspender
FanfictionEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...