Gefangenschaft 2.0

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Ich tigerte seit einer gefühlten Ewigkeit einfach nur durch dieses Zimmer. Mittlerweile hatte ich jegliches Zeitgefühl gänzlich verloren. Anfangs hatte ich mich einfach damit abfinden wollen. Aber ich war einfach zu langeeingesperrt gewesen. Ich wollte das alles nicht mehr. Ich wollte hier raus, entkommen, fliehen… Endlich frei sein. 

Längst war ich es leid. Wem würde es nicht so ergehen? Selbst Verbrecher die im Gefängnis saßen wurden mit mehr Respekt behandelt als ich. Und selbst diese Insassen dürstete es nach Freiheit. Dabei ging es ihnen viel besser als mir. Sie wurden immerhin nicht einfach entführt, ohne Vorwarnung aus ihrem alten Leben gerissen. In der Regel wissen sie, dass sie etwas falsch getan haben und früher oder später für ihre Verbrechen belangt werden und eventuell im Gefängnis landen. Dort wurden sie aber noch immer nicht regelmäßig von einem Vampir angefallen, ohne die kleinste Chance zur Flucht zu bekommen. Zudem bekamen die dreimal am Tag zu Essen, ich hatte nur morgens etwas bekommen, was ich mir für den kompletten Tag einteilen musste.

Ich hatte die Schnauze voll. Lange würde es nicht mehr dauern und ich würde meine Vorsätze den braven kleinen Vampir zu SPIELEN über den Haufen werfen. Mehrmals war ich schon am überlegen, ob ich nicht so lange gegen die Tür hämmern sollte, bis letzten Endes irgendjemand dermaßen angepisst sein würde, bis der oder diejenige zu mir kommen würde. Sicher, ein guter Plan war das keines Weges. Denn auch das würde mir nur einen kleinen Hauch einer Chance zur Flucht geben.

Wieder ging die Sonne unter. Das Ende eines langen Tages. Ein weiterer langer Tag, an dem ich kein Lebenszeichen von irgendwelchen anderen Vampiren bemerkt hatte. Langsam fragte ich mich, ob in diesem Gang überhaupt andere Vampire wohnten. Naja, „wohnen“ konnte man meine Situation nun wirklich nicht nennen. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie viele Tage mittlerweile vergangen waren. Eigentlich wollte ich es auch gar nicht wissen. Das würde nur wieder dafür sorgen, dass meine Frustration ZUNEHMEN würde. 

In dem Raum in dem ich mich befand, beziehungsweise in dem Felix mich eingesperrt hatte, dieser Bastard, standen ganz normale Möbel herum. Okay, sie waren ziemlich alt und verstaubt, aber im Grunde genommen könnte sich hier ein Mensch wirklich wohl fühlen. Vorausgesetzt, es wird hier erst einmal ordentlich geputzt. Neben einem BETT MIT passendem Nachttisch, einer Couch und einem dazugehörigen Sessel, einem Schreibtisch und einem großzügigen KLEIDERSCHRANK, gab es auch noch ein Bücherregal. Überraschenderweise war das sogar ganz gut bestückt. Natürlich ausschließlich mit alten Schinken. Naja, besser als nichts, um sich die Zeit ein bisschen zu vertreiben.

Zuerst verschaffte ich mir mal einen Überblick. Einige Bücher würde ich nie und nimmer lesen. Das schlimmste von denen war wohl die Bibel. Eine alte, verranzte Ausgabe. Religion und all der Kram ging mir genau genommen schon immer am Allerwertesten vorbei. Lag wahrscheinlich in erster Linie daran, dass meine Eltern sich auch nicht wirklich dafür interessierten. Ich wurde nur deshalb getauft, dass ich später in einer Kirche heiraten können würde. Aber das würde ja jetzt ohnehin nie was werden. Ich meine, einen Vampir heiraten? Im Grunde genommen kein Problem, aber die die ich kannte, würde ich größtenteils am liebsten in eine Kirche verbannen, wenn ihnen das etwas ausmachen würde. Aber nein, keine dieser klassischen Waffen zeigte bei denen eine Wirkung. Zählt Feuer eigentlich auch dazu? Naja, eher nicht. Denke ich…

Während ich so meinen Gedanken über die verhassten Vampire an diesem Ort nachhing, fiel mir tatsächlich ein interessantes BUCH IN die Hände. Im ersten Moment musste ich wirklich darüber lachen. Ich meine, Vampire, die Vampirbücher lesen? 

Ich schlug das alte Exemplar auf. Äußerste Vorsicht war hier geboten. Die Seiten waren wirklich mehr als alt und drohten schon zu Staub zu zerfallen, wenn man sie nur ansah. Direkt auf der ersten Seite fand ich dann auch ein eindeutiges Indiz dafür, dass es sich wirklich um ein SEHR altes Buch handelte. Dieses Exemplar war nämlich vom Autor höchstpersönlich unterschrieben worden. Eigentlich sollte mich ja nicht wundern, weil die meisten hier mehrere Hundertjahre auf dem Buckel hatten. Immerhin wurde der Autor 1847 geboren und starb im Jahre 1912. Das ist schon ein Weilchen her. 

Auf dem SESSEL im Eck machte ich es mir bequem und fing an, das Buch zu lesen. Lange würde es allerdings nicht dauern, da ich die Schrift problemlos entziffern konnte und mein Englisch war auch wirklich gut. Es dauerte sogar einen Moment, bis ich realisierte, dass die Originalausgabe - natürlich -nicht übersetzt war. 

Noch ehe die Sonne wieder aufging, hatte ich das komplette Buch durchgelesen. Behutsam schloss ich es wieder und stellte es zurück an seinen Platz im Bücherregal. Ob ich da noch etwas Interessantes finden würde? Mein Fund von eben machte mich ganz euphorisch. Immerhin waren in diesem Regal ausschließlich die Erstausgaben der jeweiligen Bücher vertreten. Klar, die Volturi geben sich doch nicht mit so etwas wie Neuauflagen oder dergleichen zufrieden.

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Ursprünglich war das Kapitel etwas länger,

aber ich war absolut unzufrieden damit, 

deswegen habe ich es auch nochmal

etwas abgeändert :)

Könnt ihr eigentlich erraten, um welches

Buch es sich hier handelt? Und das ohne 

irgendwo nachzugucken? Es ist soooo

furchtbar schwer xD 

Im nächsten Kapitel gibt es dann nochmal 

etwas zu erraten^^

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt