„Ich kann es nicht ganz genau benennen, aber sie ist ebenfalls in der Lage, ihrem Gegner Schmerzen zuzufügen ohne diesen zu berühren.“ sagte Aro. Es war zuvor toten still geworden. Ein wahrscheinlich guter Zeitpunkt eine solche Formulierung zu verwenden. Immerhin befanden sich in diesem Raum ausschließlich Untote. „Das ist doch offensichtlich!“ knurrte Caius gereizt. „Beruhige dich, Bruder.“ Aro hob beschwichtigend die Hand, sah den weißhaarigen aber gleichzeitig streng an. Dieser wiederum verdrehte nur die Augen. Waren die etwa immer so? Wenn ja, würde ich ihnen zukünftig mit der aller größten Freude aus dem Weg gehen – vorausgesetzt es gibt für mich überhaupt eine Zukunft.
„Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“ gab Aro nach langem Schweigen zu. „Aber du musst zugeben, dass das mit den Beiden noch sehr interessant werden wird.“ murmelte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Was soll daran den interessant werden?!“ fuhr Caius ihn an. „Ich bin einfach nur gespannt drauf, ob sie es schaffen wird, ihre Gabe selbstständig so weit auszubauen, dass sie Jane damit das Wasser reichen kann.“ Da war es wieder. Dieses Verrückte-Wissenschaftler-Grinsen. Und dazu noch dieses gespannte Funkeln in seinen Augen; langsam machte mir der Typ Angst. „Das glaubst du doch selbst nicht!“ schrie Caius aufgebracht. Für mich sah es so aus, als wäre er drauf und dran, Aro an die Gurgel zu springen. DAS wäre mal interessant zu sehen gewesen… Aber wahrscheinlich würden die Wachen dann dazuwischen gehen. Einerseits mussten sie ja Aro beschützen, andererseits wäre es wohl auch in ihrem Interesse, einen Streit unter den Meistern zu vermeiden. Das arme Schwein das das übernehmen würde. Caius würde diesen Wachen dann wirklich mehr als auf dem Kicker haben.
Aro ging keine Sekunde auf Caius’ letzte Bemerkung ein. „Felix, zeig ihr das Zimmer, Demetri, sieh nach den Zwillingen.“ Daraufhin drehte er sich um und ging wieder zurück zu der verborgenen Tür. Marcus folgte ihm sofort. Es war offensichtlich, dass er mehr als froh war, hier endlich weg zu kommen, ehe er sich umdrehte und davon ging. Caius schnauzte Aro lauthals und ununterbrochen an. Ich ignorierte seine Aussagen. Ganz nach dem Motto: zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Demetri warf Felix einen kurzen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, ehe er die Tür durch die wir zuvor diesen Raum betreten hatten, wieder öffnete und verschwand. Jetzt war ich ganz alleine mit Felix… Innerlich schluckte ich schwer. Ob er sich jetzt erst noch für den Kampf vorhin revangieren würde? Ich ging vorsorglich einen Schritt zur Seite. Mit dem Rücken stand ich ja bereits zur Wand.
Felix sah mich den Bruchteil einer Sekunde verwirrt und verständnislos an, dann schien er zu begreifen. Ein diabolisches Grinsen wie man es aus Mafia Filmen kannte, breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Hast du etwa Angst vor mir?“ fragte er ganz unschuldig, was in vollkommenen Gegensatz zu diesem Grinsen stand. „Nein.“ sagte ich und war dabei selbst überrascht, wie fest meine Stimme klang. Er schien mir aber keine Sekunde zu glauben und kam mir gefährlich nahe. Als er mir keinen halben Meter mehr entfernt war, stützte er sich mit den Armen rechts und links neben mir ab und versperrte mir so den Weg. Reflexartig suchte ich nach einem möglichen Fluchtweg. Bevor ich unter seinen Armen durchgetaucht wäre, hätte er mich mit Leichtigkeit am Kragen gepackt. Einen anderen Weg sah ich im Moment nicht.
Er beugte sich zu mir runter. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich wollte zurück weichen, aber es gab einfach keinen Platz dafür. Felix’ Grinsen verschwand und der schelmische Ausdruck in seinen Augen wich einem gefährlichen Funkeln. Vermutlich sah ein Raubtier auf der Jagd so aus. Ich schluckte schwer. Plötzlich schnellte Felix direkt auf mich zu. Im letzten Augenblick konnte ich mich noch ducken und hörte, wie seine Zähnen aufeinander knallten. Verängstigt sah ich nach oben und sah, dass er genau da zugeschnappt hatte, wo eben noch meine Kehle war. Felix senkte den Blick und sah mich an. „Du hast doch Angst.“ Stellte er, nun wieder grinsend, fest. „Wenn du mich beißen willst, ist das ja auch kein Wunder!“ fuhr ich ihn gereizt an. „Ach was. Du hattest von Anfang Angst vor uns“
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Der Blutspender
FanfictionEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...