Tagebuch eines Vampirs

1.4K 67 8
                                    

Eleazar.

Komischer Name. Sicher Stein alt. Okay, hier gab es einige Namen, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört oder gelesen hatte. Aber von dem Namen hatte ich Nichteinmahl einen Plan, wie man den aussprach.

Das Papier war sehr alt. Ich hatte ein wenig Angst, etwas kaputt zu machen. Die Seiten sahen so aus, als würden sie jeden Moment aus dem alten Buch fallen. Für ein Tagebuch war es allerdings sehr dick. Ich blätterte ein paar Seiten weiter und fand den ersten Eintrag.

Die Tinte war bereits so weit verblasst, dass ich das Datum nicht mehr entziffern konnte. Aber den Rest konnte ich einigermaßen gut lesen.

>>Heute ist mein erster Tag hier. Es wird schwer sein, mich hier zu Recht zu finden. Aber meine Dienste werden hier benötigt.<<

Dienste? Was zum Geier für Dienste?

>>Aro braucht meine Gabe. Ich kann ihm helfen, seine eigenen Reihen zu stärken um für Recht und Ordnung in der Vampirwelt zu sorgen.<<

Bereits jetzt war mir klar, dass diesem Vampir entweder eine gewaltige Hirnwäsche verpasst wurde, oder er hatte nicht alle Blutkonserven im Kühlschrank. Oder aber – so wie es auf mich wirkte – Aro hatte solange auf diesen Eleazar eingeredet, bis er angefangen hatte, zu glauben, was dieser dem armen Vampir verkaufen wollte.

Irgendwie tat mir Eleazar leid. Ich kannte ihn nicht, aber ich hatte schnell festgestellt, dass hier nicht alles mit Rechten Dingen zuging. Und er hatte Aro offenbar nur kennen gelernt, ehe er sich entschlossen hatte, sich den Volturi an zu schließen. Er selbst konnte sich kein Bild von dem machen, was dort wirklich abging. Aber offenbar glaubte er Aro.

Wahllos zog ich das Tagebuch mit der Nummer 92 aus dem Regal und blätterte einfach mal durch. Aber ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich das Tagebuch eines fremden Vampirs las.

Beim Überfliegen bemerkte ich, dass wirklich jeden Tag ein Eintrag gemacht wurde. Das Tagebuch das ich gerade in der Hand hielt, umfasste vielleicht ein Jahr, wenn überhaupt. Am Anfang des letzten Eintrags in diesem Buch konnte ich das Datum sogar lesen: 21.10.1834

1834?! Solche Daten las ich normalerweise nur in Romanen und nicht in Tagebüchern! Ich wollte wissen, warum der Vampir nun nicht mehr hier bei den Volturi war. Nur aus diesem Grund las ich weiter.

>>Die Frau hat heute das erste Mal mit mir gesprochen. Ich dachte, ich würde sie heute nicht antreffen, weil es regnete. Aber an sonnigen Tagen kann ich das Versteck in dem wir zurzeit hausen nun mal nicht verlassen. Die letzten Tage war es zwar bewölkt, aber es war dennoch warm. Aber der seltene Regen in Spanien machte ihr offenbar nichts aus.

Widereinmahl hatte ich mich von den anderen Wachen abgesetzt und war hier in den Park gekommen um sie wieder zu sehen.

Ich kenne diesen Park wie meine eigene Westentasche. Sie offenbar auch. Vielleicht hatten wir uns schon einmal gesehen. Als ich hier in dieser Stadt war. Aber aufgefallen war sie mir nie. Allerdings achtete ich nie sonderlich auf die Menschen in meiner Umgebung. Vielleicht war sie auch noch ein Kind, als ich sie das erste Mal sah. Immerhin kommt sie mir bekannt vor, zumindest der Geruch ihrer Haut. Vielleicht hat sie deswegen meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Schon vor Tagen als ich sie das erste Mal sah, wusste ich, dass ich sie kennen lernen wollte.

Ich wollte sie gerade ansprechen, als sie mich ansprach.

Wir kamen ins Gespräch und ich erfuhr, dass ich ihr schon seit längerem aufgefallen war. Sie wollte mich bereits vor Tagen ansprechen, doch ihr Vater hatte ihr verboten, mit Männern zu sprechen. Nur in diesem kleinen Moment war sie ihm entkommen.

Der BlutspenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt