Wiedereinmal hatte ich keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Ich hatte schon von weitem ein Riff gesehen und war erst kurz davor aufgetaucht. Das Land schien keinesfalls eine Insel zu sein.
Vorsichtig sah ich mich um und ging dann an Land. Der Strand war nicht wirklich groß, aber es waren auch keine Menschen hier. Umso besser. Als wäre dies nicht schon glück genug, war vor kurzem - wie ich es über der Wasseroberfläche hatte beobachten können - bereits zum dritten Mal die Sonne untergegangen.
Ein letztes Mal drehte ich mich kurz um und warf einen Blick auf das Meer. Es glitzerte wunderschön im silbernen Mondlicht. Ich konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Niemals hätte ich zu träumen gewagt, so etwas noch einmal in meinem Leben zu Gesicht zu bekommen.
Lachend machte ich mich auf den Weg ins Landesinnere um herauszufinden, wo ich mich befand. Mein Weg führte über die Dächer, Wiesen und auch durch Wälder. Ich suchte eine Autobahn. Aus Erfahrung wusste ich, dass man an Raststätten immer eine Karte fand, wo man sich gerade befand. Und genau das wollte ich ja herausfinden. Klar, es gab noch mehr Möglichkeiten, aber das war eben das Einfachste.
Schon von weitem hörte ich viele Autos, die schnell über Asphalt fuhren. Also eine Straße auf der man schnell fahren durfte, war doch schon mal ein Ansatz. Ich rannte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Gut versteckt zwischen den Bäumen, die am Rande dieser Straße standen, beobachtete ich den Verkehr, um die Art der Straße beurteilen zu können. Tatsächlich schien das hier ne Autobahn zu sein. "Na dann, wollen wir mal sehen." sagte ich zu mir selbst und folgte dem Verlauf der Straße. Allerdings endete sie schon wenige Kilometer später. Ich seufzte frustriert auf und rannte in die andere Richtung zurück.
Kein Plan, wie weit ich bereits gelaufen war, als ich schon von weitem roch, dass da ein Haufen Leute waren. Es schien keine saubere Raststätte zu sein. Es roch nach altem, fettigen Essen und dreckigen Toiletten. Eigentlich eher ekelhaft. Aber solange ich dort das finden würde, was ich suchte, tat es das auch. Vorsichtig sah ich mir diese Ort aus der Ferne aus an. Das meiste Geschehen spielte sich auf dem Parkplatz ab, auf dem überwiegend LKW's standen. Ich sah an mir herunter und war froh, dass ich nicht die einzige Person war, die nicht ganz so sauber war. Ein paar Obdachlose schienen sich hier auch rum zu treiben. Unter denen würde ich mich dem Meerschlam und dem restlichen Dreck der an mir und an meinem mittlerweile wieder trockenen Kleidung hing, nicht weiter auffallen.
Ich ging möglichst schnell auf den Platz und hoffte inständig, dass mich keiner ansprechen würde. Ich meine, ich bin ein Vampir. Ich hatte ewig nichts getrunken. Also konnte ich nicht garantieren, dass ich hier niemanden verletzten würde. Hier waren zwar einige Menschen, aber auch einige, die wohl von keinem vermisst werden würde...
Schnell schüttelte ich den Gedanken ab, weil auch gleichzeitig der Durst kam. Sicherheitshalber hielt ich die Luft an und ging schnurstracks zur Karte, die neben dem Eingang zu diesem Fast Food Restaurant hing. Ein Blick darauf verriet mir, dass ich mich im Süden Frankreichs befand. Hmm... Sollte ich eine Weile hier bleiben? Italien ist nicht allzu weit weg... Ich beschloss, mir dies noch eine Weile durch den Kopf gehen zu lassen und machte direkt kehrt, um wieder zu verschwinden. Es wurde höchste Zeit, mal wieder irgend etwas zu mir zu nehmen. Egal was für Blut, Hauptsache ich kam mal wieder an welches ran.
Ich hatte fast den Waldrand erreicht, als mich plötzlich jemand an der Schulter packte und in den Wald zerrte. Die natürlichste Reaktion wäre jetzt zwar gewesen, dass ich erschrocken wäre, oder geschrien hätte. Aber nein, ich blieb ganz ruhig. Selbst, als mich der offensichtlich gut betrunkene Typ an einen Baum drückte, der von der Raststätte aus gerade nicht mehr sichtbar war. Er laberte mich auf französisch zu und schien irgendetwas von mir zu wollen. Ich kann kein Französisch, weshalb ich kein Wort verstand. Also analysierte ich seine Körpersprache. Das er besoffen war, konnte man sofort erkennen. Er lallte, schien nicht mehr allzu zurechnungsfähig zu sein und würde beim nächsten Windstoß das Gleichgewicht verlieren und mit seiner hässlichen Visage und dem Gestoppelurwald das er wohl Bart nannte in den Dreck fliegen.
Ich wollte einfach gehen, eine Herausforderung würde dies auf keinen Fall werden, aber er drückte mich wieder an den Baum und laberte wieder irgendetwas. Auch als ich ein drittes Mal ansetzte, zu gehen, knallte er mich - dieses Mal ziemlich grob sogar (nicht, dass es mir weh getan hätte oder so) - wieder gegen den Baum.
In diesem Moment hatte er es also soweit gebracht. Okay. Er war selbst schuld. Normalerweise bin ich nicht der Typ Mensch, der sich so richtig wütend machen ließ. Aber er hatte es tatsächlich geschafft. Ich hatte einfach die Schnauze gestrichen voll davon, mich ständig herum schupsen zu lassen.
Ich packte ihn am Kragen und schleuderte ihn gegen den nächsten Baum. Überrascht starrte er mich an, weil er einfach zu besoffen war um nochmal selbstständig aufstehen zu können. Das war dann wohl mal meine Chance, jemandem genau das anzutun, was man mit mir die ganze Zeit über gemacht hatte. Klar, er war ein Unschuldiger, aber man grabschte auch nicht so einfach ein Mädchen an und zerrte sie in den Wald. Wer weiß, was dieses perverse Schwein mit einem anderen Mädchen gemacht hätte, die sich nicht hätte wehren können, so wie ich.
Ich war gereizt, hatte Durst und brauchte einfach mal ein Ventil, um all meinen angestauten Zorn und meinen Frust abzulassen. Da kam dieser Typ eben ganz gelegen. Ich schnappte ihn wieder am Kragen, hob ihn mit Leichtigkeit hoch, ließ ihn in der Luft baumeln und drückte ihn wieder gegen einen Baum. Den geschockten, panischen Ausdruck in seinem Gesicht ignorierte ich. Mir war klar, dass ich diese Aktion hier eines Tages bereuen würde, aber ich wollte eben auch mal meinen Spaß haben. "Tja, wie sagt man so schön? Zur falschen Zeit am falschen Ort!" knurrte ich ihn an.
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Dies ist der dritte Teil meines
"Silvesterkalenders", der auch gleichzeitig
mein Weihnachtsgeschenk an Euch ist.
Jeden Tag werde ich ein Kapitel hochladen,
entweder hier oder bei meiner anderen
FF "Die Schule der angehenden Wachen".
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Der Blutspender
FanfictionEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...