Ich stand regungslos in der Ecke und beobachtete die drei Wachen. Felix und Demetri sahen sich kurz an, ehe sie den Blick gespannt auf mich richteten. Jane stand ebenfalls regungslos da. Ihre Miene verriet nichts. Ich hatte keine Ahnung, was nun geschehen würde. Allerdings gab es wohl nur zwei Möglichkeiten. Entweder, sie würde mich wieder foltern, oder gleich töten.
Aber hatte ich überhaupt etwas Falsch gemacht? Hätte ich diese Prüfung vielleicht bestanden, wenn ich nicht kurze Zeit auf dem Boden gelegen hätte? Oder war es von vornherein bereits klar, dass ich durchfliegen würde? Wäre das nicht unfair? Bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste ich bereits eine Antwort darauf: Das war hier vollkommen egal. Hier gab es nichts Gerechtes oder Gerechtigkeit. Angenommen, es würde ein Wunder geschehen und ich würde das hier überleben, könnte ich mich dann daran gewöhnen? Irgendwie bezweifelte ich das. Aber was machte ich mir den Gedanken darüber, wenn ich nicht einmal mehr den kleinsten Hoffnungsschimmer hatte, dass ich überleben würde?
Plötzlich stand ich wieder in Flammen. Über die Zeit hinweg, die ich hier gefangen war, wurde mir dieser Schmerz ZU vertraut. Ich kannte mittlerweile nichts mehr als Schmerz, Angst und Unsicherheit. Obwohl ich nun ebenfalls ein Vampir war, behandelten mich immer noch alle, als wäre ich nur ein Stück Dreck…
Dieses Mal schrie ich nicht. Wenn es tatsächlich hier zu Ende gehen sollte, wollte ich wenigstens in dem Wissen sterben, dass ich zumindest einmal dafür sorgen konnte, dass Jane einmal nicht das bekam, was sie wollte; nämlich mich vor Schmerz schreien zusehen.
Als ich keine Reaktion zeigte, verstärkte sie die Schmerzen. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und sackte zusammen. Allerdings kniete ich nur auf dem Boden und stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab. Jane sah ich nicht mehr an, da ich genügend damit zu tun hatte, nicht doch wieder laut los zu schreien.
Es kam mir so vor, als würden mit jeder Sekunde die ich stumm blieb, auch die Qualen schlimmer werden. Ich biss die Zähne fest aufeinander, schloss die Augen und versuchte krampfhaft, meine Gedanken auf etwas Angenehmeres zu lenken und den Schmerz weitestgehend zu ignorieren.
Plötzlich wurde dieses Brennen noch viel schlimmer. Jane hatte ihre Fähigkeit noch nie in der Form an mir angewandt! Ich konnte zwar den Mund halten, verlor aber den Halt du fiel auf den Boden und rollte mich zusammen.
Jane setzte sich in Bewegung und kniete sich neben mich. „Hast du Schmerzen?“ fragte sie höhnisch. Ich hätte sie jetzt angeknurrt, aber ich hatte Angst, dass ich los schreien würde, wenn ich auch nur einen Ton von mir geben würde. Hätte ich sie bis zu diesem Moment nicht bereits mehr als gehasst, würde ich spätestens in diesem Moment damit anfangen.
Ich spürte, wie in mir wieder diese schier unbändige Wut hoch kochte. Wie sehr wünschte ich mir, es Jane einmal heimzahlen zu können! Ich wollte sie leiden sehen, sie sollte sich schreiend am Boden winden und um Gnade betteln. Wenn ich die Gelegenheit hätte, ein einziges mal, und sei es auch nur für eine einzige Sekunde, Janes Gabe an jemandem einzusetzen, wäre diese Person ganz klar der kleine, blonde Teufel neben mir.
„Jane?!“ rief Felix plötzlich. „Was hast du?“ fragte Demetri. Beide kamen angelaufen, im selben Moment kippte Jane um und fing an zu schreien, gleichzeitig hörten bei mir die Schmerzen auf. Verwirrt öffnete ich die Augen und sah, dass Jane tatsächlich auf dem Boden lag, sich den Kopf hielt und sich vor Schmerz wand. Alec zog sie plötzlich in den Arm und drückte sie fest an sich. „Was machst du mit ihr?!“ knurrte Felix, packte mich am Hals, knallte mich gegen die Wand und hielt mich dort fest. Glaubte er etwa ernsthaft, dass ich antworten konnte, wenn er mir so die Luft abschnürte?
Irgendwo im Verborgenen öffnete sich eine Tür und die drei Meister betraten den Raum. Caius und Marcus blieben ein Stück entfernt stehen, Demetri ging sofort zu ihnen um sie im Notfall beschützen zu können. Aro kam direkt auf uns zu. Er zeigte glücklicherweise nur Interesse an seiner Jane. Immerhin war sie ja seine wichtigste Wache.
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Der Blutspender
Fiksi PenggemarEin 15-jähriges Menschenmädchen hat ein schweres Leben bei den Volturi (damit fängt alles an). Doch auch als ihr Leben sich zum besseren wendet, hat sie Probleme. Probleme die sie sich nie zu träumen gewagt hätte. Beziehungsprobleme, Liebeskummer un...