Kapitel 27

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Ich:

Als ich aufwachte brauchte ich ein paar Sekunden um mich daran zu erinnern, wo ich mich befand. Nur langsam kehrten die Erinnerungen der letzten Nacht zurück, doch sobald ich mich wieder an alles erinnerte war ich ruckartig hellwach. Mit Schrecken stellte ich fest, dass ich quer über Harrys Oberkörper lag und mein Gesicht an seine muskulöse Brust geschmiegt war. Unauffällig versuchte ich von ihm wegzurücken, bevor er auf wachte, um uns beiden die unangenehme Situation zu ersparen. Doch Harrys schwerer Arm war fest um meine Hüfte geschlungen, fast so als hätte er Angst gehabt, dass ich in der Nacht einfach so verschwinden würde. Als ich mich endlich traute behutsam seinen Arm von mir zu lösen, gab Harry einen leisen Seufzer von sich, schlief aber weiter. Sobald ich mich komplett aus seinem Griff befreit hatte, stand ich vorsichtig auf. Bei jedem Geräusch, das der hölzerne Boden von sich gab, zuckte ich kurz zusammen. Doch zum Glück schien Harry einen festen Schlaf zu haben.

Als ich endlich die Zimmertür erreicht hatte, schaute ich mich noch ein letztes Mal zu ihm um. Harry sah so viel jünger und friedlicher aus, wie er so da lag, ohne das leichte Stirnrunzeln, das in letzter Zeit viel zu häufig auf seinem sonst makellosen Gesicht erschien. Seine vollen Lippen waren leicht geöffnet und sein Atem leise und regelmäßig. Selbst im Schlaf waren seine Mundwinkel leicht nach oben gezogen, sodass es aussah, als wäre er mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen.

Gewaltsam zwang ich mich meine Hand auszustrecken und die Tür zu öffnen, bevor ich mich noch weiter in Harrys Anblick verlor und mich wohlmöglich doch noch dazu entschloss hier zu bleiben.

Ich wusste, dass es einerseits feige war, sich einfach so davon zu stehlen, aber anderseits hatte ich weder die Lust noch die Kraft mich so früh morgens mit Harry zu streiten. Obwohl ich inzwischen wieder so gut wie nüchtern war, hatte sich meine Einstellung zu seinem Verhalten gestern nicht geändert und ich war immer noch sauer auf ihn. Zwar glaubte ich ihm, dass er sehr betrunken gewesen war und nicht mehr klar denken konnte. Aber das änderte nichts daran, dass, was er getan hatte, falsch war.

Gerade als ich einen Schritt in den Flur tun wollte, knarrte das Bett hinter mir.

„Anna?“ Harrys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Augenblicklich rutschte mir das Herz in die Hose und ich nahm einen tiefen Atemzug bevor ich mich langsam zu ihm umdrehte.

Harry lag auf der Seite und hatte sich auf seinen Ellenbogen aufgestützt. Sein Blick war immer noch schläfrig, aber der Rest seines Gesichts war von einem verwirrten Ausdruck überzogen.

„Du wolltest dich rauschleichen“, stellte er mit rauer Stimme fest. In seinen Worten war kein Vorwurf zu hören, nur Traurigkeit.

Ich wiedersprach ihm nicht sondern stand wie erstarrte da, den Türhenkel immer noch in der Hand.

Mit einem Seufzer richtete er sich komplett auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, so wie er es immer tat, wenn er nervös war.

Harry:

Bis jetzt hatte sie noch kein einziges Wort gesagt. Ich war mir nicht sicher, ob das ein gutes Zeichen war. Einerseits konnte es bedeuten, dass sie mich zu Wort kommen lasse wollte und darauf wartete, dass ich mich erklärte. Oder aber es bedeutete, dass sie mir einfach nichts mehr zu sagen hatten.

Ich hoffte inständig auf die erste Möglichkeit und fing auf gut Glück an zu reden. Viel zu verlieren hatte ich ja nicht mehr.

„Das ist alles gestern ein bisschen außer Kontrolle geraten“, begann ich. Anna stand immer noch an der Tür, aber wenigstens für den Moment schien sie keine Absichten mehr zu haben nach draußen zu verschwinden. „Ich war betrunken und habe einfach nicht nachgedacht… Ich weiß, dass ist kein guter Grund, aber wenigstens ist es der einzige“, fügte ich schnell hinzu, als Anna gerade den Mund aufmachen wollte um etwas zu erwidern. „Ich war betrunken, mehr nicht. Es gab keinen anderen Grund wieso ich sie geküsst habe. Sie bedeutet mir nichts, genauso wenig wie der Kuss.“

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