Liam:
Die Show war gut gelaufen. Nicht das beste Konzert was wir jemals hatten, aber auch nicht das schlechteste. Harry war nicht ganz bei der Sache gewesen, aber es war eher unwahrscheinlich, dass irgendwer von den Fans das bemerkt hatte. Wir waren inzwischen unglaublich gut darin, den jeweils anderen auszuhelfen und kleine Fehler zu überspielen.
„Wenn du mich noch einmal mit deinem Wasser anspuckst anstatt es zu trinken, schubse ich dich das nächste Mal von der Bühne!“, drohte Louis spielerisch an Harry gewandt und wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn.
Dieser erwiderte nur ein halbherziges Grinsen und quetschte sich wieder neben mich auf den Sessel.
„Liam, irgendwann musst du mir mal diesen coolen Dreh mit den Mikrofon beibringen, den du immer machst“, sagte Niall und öffnete einen Schokoriegel.
Ich nickte. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Harry auf irgendetwas auf seinem Handy starrte. Ich wollte mich wieder Niall zuwenden, aber Annas Namen auf Harrys Display zog meine Aufmerksamkeit auf sich.
Bei genauerem Hinsehen, erkannte ich, dass es Harrys Telefonprotokoll war. Ganz oben auf der Liste stand Anna, als abgelehnter Anruf.Sie hatte ihn also angerufen und er war nicht drangegangen… warum hatte er mir nichts davon erzählt?
Als Harry meinen Blick bemerkte, steckte er hastig sein Handy weg und verwickelte Zayn in ein angeregtes Gespräch, sodass ich keine Möglichkeit hatte ihm irgendwelche Fragen zu stellen.
Während sich alle weiter über das Konzert unterhielten, hörte ich nur mit halbem Ohr zu. Meine Gedanken kreisten weiter um Harry und Anna.
Zwar hatte ich versprochen, mich aus der Beziehung rauszuhalten, aber ich konnte nicht umhin, Harry für sein Verhalten zu verurteilen. Ich wusste, dass er sein Bestes gab, aber die meiste Zeit schien das einfach nicht genug zu sein.
Ohne dass mir irgendwer groß Beachtung schenkte, stand ich langsam auf und verließ unauffällig das Zimmer.
Ich wusste, dass ich möglicherweise dabei war einen großen Fehler zu begehen, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Wenn Harry nicht den Mut hatte, sich selbst aus dem Dreck zu ziehen, würde ich es eben für ihn tun müssen. Ich tat ihm damit schließlich einen Gefallen…
Schnell fand ich eine ruhige Eck, wo ich innerhalb weniger Sekunden Annas Nummer gewählt hatte. Obwohl ich überzeugt davon war, das richtige zu tun, verspürte ich doch ein wenig Nervosität. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, dass ich das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte.„Hallo?“
Annas Stimme klang leise und verweint. Für einen kurzen Moment machte sich ein kleiner Stich der Enttäuschung bemerkbar, dass sie sich kaum darüber zu freuen schien, dass ich anrief. Ich war mir sicher, dass, wenn Harry an meiner Stelle angerufen hätte, ihre Reaktion komplett anders aufgefallen wäre.
„Ich bin’s. Liam“, sagte ich erklärend.
„Ich weiß.“
Auch wenn sie genauso klang, wie ich es in Erinnerung hatte, schien doch etwas anders. Das kleine Lächeln, das man immer aus ihrer Stimme rausgehört hatte, war verschwunden und dadurch wirkten ihre Worte irgendwie emotionslos.„Ist alles okay?“, fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort auf diese Frage bereits kannte.
Anna atmete tief ein und für einen kurzen Moment kam mir der Gedanke, dass der Anruf vielleicht doch nicht eine so gute Idee gewesen sein könnte.
Innerlich verfluchte ich Harry dafür, dass er ihr das alles angetan hatte. Wenn dieser Idiot von Anfang an ehrlich zu ihr gewesen wäre, könnte Anna jetzt in diesem Moment hier sein und die ganze Situation wäre nicht so verflucht verdreht.
„Nein“, antwortete Anna. „Aber ich will nicht wirklich darüber reden.“
„Es ist wegen Harry, oder?“ Ich sollte eindeutig damit aufhören, Fragen zu stellen deren Antwort ich bereits kannte.
Anna war für einen Moment auffällig still und ich konnte ihr Gesicht förmlich vor mir sehen, wie sie auf ihrer Unterlippe herumkaute und nachdachte. Die Vorstellung brachte mich zum Lächeln.
„Was weißt du darüber?“, fragte sie schließlich, einen vorsichtiger Unterton in der Stimme.Ich seufzte. „Nicht viel. Aber ich weiß genug über Harry, um dir aufrichtig sagen zu können, dass er kein schlechter Mensch ist. Was auch immer er tut, tut er nicht um dich absichtlich zu verletzten, sondern weil er es einfach nicht besser weiß.“ Ich hielt einen Moment inne, um Anna die Gelegenheit zu geben etwas zu sagen. Doch sie blieb still.
„Hab einfach ein bisschen Nachsicht mit ihm. Er weiß einfach nicht, wie er mit der ganzen Situation umgehen soll. Du bist das erste Mädchen, an dem ihm wirklich was liegt. Du kannst über Harry denken, was du willst... Aber du solltest niemals daran zweifeln, dass du ihm etwas bedeutest.“
Ich lachte auf, weil mir auf einmal bewusst wurde, wie wahr meine Worte tatsächlich waren.
„Ernsthaft, der Junge ist verrückt nach dir. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Er redet ständig von dir, hat dauernd diesen verträumten Blick drauf und lächelt viel zu viel. Es ist fast ein bisschen gruselig, was du mit ihm gemacht hast.“ Ich lachte erneut und hatte den Eindruck Anna auch leise schmunzeln zu hören.„Versprich mir, dass du nicht die Hoffnung in ihn verlierst, okay? Er würde das nicht ertragen. Glaub mir, früher oder später wird er sich bei dir melden und ihr werdet das wieder hinkriegen. Wenn das jemand schafft, dann ihr. Ihr seid sowas wie das perfekte Pärchen.“ Ich schluckte den bitteren Nachgeschmack, den diese Worte in meinem Mund hinterließen, herunter und starrte gegen die Wand.
„Okay“, flüsterte Anna und ich bildete mir ein, dass das Lächeln in ihre Stimme zurückgekehrt war.
Nachdem sie aufgelegt hatte, wandte ich mich zum Gehen und wäre beinahe in Harry hinein gerannt, der an der Wand hinter mir lehnte. Er schaute mich mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht an, der mir sagte, dass er einiges von dem Gespräch mitbekommen hatte.
Ein paar Sekunden lang starrten wir uns wortlos an.
„Du schuldest mir etwas“, sagte ich schließlich tonlos und schob mich an ihm vorbei.
Doch Harry griff mich am Arm und drehte mich zu ihm. Ich war so überrascht, dass ich mich nicht einmal wehrte, obwohl ich um einiges stärker war als er.
„Warum hast du das gemacht?“ Harrys Stimme klang nicht wütend, nur verwundert.
Ich erwiderte seinen Blick stumm. Doch er ließ nicht locker.
„Wenn du sie nicht angerufen hättest, hätte sie früher oder später mit mir Schluss gemacht. Ist das nicht eigentlich, was du willst? Warum rettest du eine Beziehung, die du nur zu gerne scheitern sehen würdest?“
Ich zog meinen Arm aus seinem Griff und blickte Harry eindringlich an.
„Glaub mir, ich habe es nicht für dich getan.“
Mit diesen Worten ging ich davon und ließ Harry zurück, der mir nachdenklich hinterher schaute.

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Secrets
Fiksi PenggemarStell dir vor du triffst Harry Styles mitten in London. Doch du erkennst ihn nicht, da du das letzte Jahr im Ausland verbracht hast und sowieso einen großen Bogen um Popmusik und alles was damit zu tun hat machst. Harry ist sofort fasziniert von dir...