Kapitel 14

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Harry:

"Hallo?" Louis Stimme klang verschlafen. 

"Du hast 5 Minuten um zu meiner Wohnung zu kommen", knurrte ich und legte auf. Nachdem ich den ersten Schock nach Eric und Janes Besuch überwunden hatte, hatte sich der Sturm meiner Gefühle vor allem in eine Emotion kanalisiert: Wut.

Wut auf mich selbst, dass ich mich so herumschubsen ließ, Wut auf meine Manager, dass sie es einfach nicht lassen konnten sich in mein Leben einzumischen und vor allem Wut auf Louis, dass er mein Vertrauen so schamlos ausgenutzt hatte.

Ruhelos lief ich in meiner Wohnung auf und ab, während ich darauf wartete, dass Louis endlich auftauchte. Ich war mir noch nicht ganz sicher wie genau ich ihn zur Rede stellen und ihm klarmachen würde, was er mir mit seiner Aktion angetan hatte.
 Als sich endlich die Fahrstuhltür öffnete, musste ich meine ganze Beherrschung aufbringen, um nicht direkt auf Louis zuzustürmen und ihn niederzuschlagen. Stattdessen ballte ich meine Hände zu Fäusten und drehte mich langsam zu ihm um.

 Louis blieb einen Moment unschlüssig im Fahrstuhl stehen und kam dann vorsichtig ein paar Schritte auf mich zu. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich deutlich ablesen, dass er am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht hätte. Offensichtlich war ihm klar, warum ich ihn in aller Frühe hier her geordert hatte.
„Harry…“, setzte Louis an, verstummte dann aber, fast so als hoffte er darauf, dass ich ihn unterbrechen würde. Den Gefallen tat ich ihm natürlich nicht, sondern blickte ihn weiter durchdringend an.
„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich es ihnen erzählte habe“, beendete er schließlich seinen Satz.

Unwillkürlich ballte ich meine Hände noch fester zusammen, sodass sich meine Fingernägel in das Fleisch meiner Handballen gruben, doch ich fühlte den Schmerz nicht einmal.
„Hast du überhaupt eine Ahnung was du getan hast?!“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, da es mich meine ganze Selbstbeherrschung kostete, nicht auf irgendetwas einzuschlagen und Louis anzuschreien.

Dieser wich meinem Blick aus und starrte stattdessen auf seine Hände.
„Ja, aber ich bereue es nicht. Ich wollte dir nur helfen…“
„Helfen?!?“ Gegen meinen Willen musste ich auflachen. Es kam mir so absurd vor, dass Louis anscheinend wirklich dachte, dass er mir mit seinem Verrat einen Gefallen getan hat. „Danke, aber auf deine Hilfe“, ich spuckte das Wort förmlich aus, „kann ich verdammt nochmal verzichten!“
Louis hob langsam den Kopf, bis sich unsere Blicke wieder trafen. Zu meiner Überraschung wirkte er ruhig und beherrscht und kein bisschen eingeschüchtert, wie ich es erwartet hätte.
„Sei doch mal realistisch, Harry“, sagte er sanft. „Gehen wir mal davon aus, Anna wird dein kleines Geheimnis nicht herausfinden. Was dann? Du wirst sie dein Leben lang anlügen müssen.“

Ich antwortete nicht.
„Oder stell dir vor sie wacht eines Morgens auf und sieht ein Foto von euch beiden in der Zeitung oder liest irgendwelche erlogenen Schlagzeilen über euch. Sie wird am Boden zerstört sein. Glaubst du echt, sie wird dir danach verzeihen?“
Ich wusste dass er Recht hatte. Verdammt, warum musste er so unbarmherzig realistisch sein? Ich war noch nicht bereit die Wahrheit zu akzeptieren. Die Wut, die sich in mir aufgestaut hatte, drohte jeden Moment an die Oberfläche zu dringen. Ich würde jeden Moment die Kontrollen verlieren und das würde unschön enden. Ich atmete einmal tief ein und versuchte mich ein wenig zu beruhigen.
„Ich hatte vor es ihr zu sagen“, offenbarte ich schließlich leise. „Wir wollten uns diesen Samstag treffen und ich wollte es ihr da erzählen.“
Louis stieß ein überraschtes Keuchen aus.
„Aber das wird ja jetzt nicht mehr möglich sein, da du dich ja unbedingt in meine Angelegenheiten einmischen musstest.“ Ich trat einen Schritt auf Louis zu, welcher zu meiner Überraschung zurück wich.
„Ich hatte keine Ahnung, Harry. Tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nicht mit Jane geredet.“ Ich konnte an seinen Augen ablesen, wie leid es ihm tat.
„Verschwinde einfach, Louis.“ Auf einmal war meine ganze Wut verschwunden und ich war einfach nur noch unglaublich erschöpft. „Bitte.“
Louis zögerte einen Moment, nickte dann aber. „Es tut mir leid, Harry“, wiederholte er und verschwand dann im Fahrstuhl.
Mit schweren Schritten ging ich in mein Schlafzimmer. Langsam ließ ich mich auf meine Bettkante nieder und vergrub mein Gesicht in den Händen. Warum musste alles so verdammt kompliziert sein?

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