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Spinell

Völlig überrumpelt starre ich Kohaku einen Moment lang einfach nur an.
Doch ich weiß genau, was mein Herz im Moment möchte. Und das ist nur Er.
Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen.
"Ich ehm.. Also du.. Du wirst es sicher nicht leicht mit mir haben. Und es werden sicher auch mal Fetzen fliegen. Aber ich will bei dir sein. Egal, was passiert, ich will an deiner Seite bleiben. Trotzdem bin ich auf diesem Gebiet absolut unerfahren und kann für nichts garantieren. Doch wenn du deine Meinung jetzt nicht geändert hast, wäre ich wirklich gern deine Freundin", sage ich mit Freudentränen in den Augen.
"Einfach wird es niemals. Aber mit dir an meiner Seite wird es sicher etwas einfacher, als ohne dich", sagt er, beugt sich zu mir herunter und legt seine Stirn an meine. Seine Ponyhaare kitzeln mich.
Ein breites Lächeln ziert meine Lippen, als ich meine Hände an seinen Hinterkopf lege und ihn dann leidenschaftlich küsse.
Ich beiße leicht in seine Unterlippe und er knurrt leise. Daraufhin schlinge ich meine Beine um seine Hüften und gebe mich voll und ganz dem Kuss hin.
Nach einer Weile lassen wir voneinander ab und legen uns nebeneinander auf das Bett.
"Du bist gefährlich", flüstert Kohaku.
"Hättest du lieber eine langweilige Freundin?", frage ich schmunzelnd.
Er dreht sich zu mir und antwortet: "Nein, du bist perfekt wie du bist. Obwohl. Ein paar Kilo mehr wären doch angebracht."
Ich esse doch schon so viel wie ich kann. Doch solange das Baby am Leben war, hat es sich genommen, was es braucht. Für mich blieb da nicht viel übrig.
Aber ab jetzt muss es bergauf gehen.
"Ich muss morgen zum Frauenarzt", stelle ich fest.
"Warum?"
"Na weil.. Es raus muss", sage ich lachend.
"Achso, verstehe."
Ich dränge mich so nah wie möglich an Kohaku heran und drücke mein Gesicht an seine Brust.
Als er seinen Arm um mich legt, mache ich meine Augen zu und bin kurze Zeit später eingeschlafen.

Als ich die Augen aufschlage, ist es dunkel im Zimmer. Ich liege immer noch in Kohakus Arm, allerdings liegen wir mittlerweile unter einer Decke. Ich atme seinen Geruch ein und seufze entspannt auf.
"Auch schon wach?", fragt er leise.
Ich schaue nach oben und begegne seinem warmen Blick. Unwillkürlich muss ich lächeln.
"Wie geht es jetzt eigentlich weiter?", frage ich irgendwann.
"Darüber habe ich mir um ehrlich zu sein noch keine Gedanken gemacht. Aber von mir aus könnten wir auch für immer hier bleiben", antwortet er.
Kurz herrscht Ruhe.
"Lass uns.. Lass uns verreisen. Irgendwo weit weg. Lass uns den Stress hier für einen Moment vergessen und dann, wenn wir wieder da sind... Dann können wir auch das Problem mit Jason aus der Welt schaffen", sagt Kohaku dann.
Eigentlich ist die Idee gar nicht mal schlecht, einerseits kann ich mich etwas erholen, andererseits kann ich sicher auch trainieren und mit etwas Glück kann ich vielleicht sogar Kohaku näher kommen.
"Verreisen klingt super", murmle ich in seine Halsbeuge.
"Und wohin?"
"Wohin du willst."
"Karibik?"
"Perfekt."
"Ich kümmere mich darum", sagt er lächelnd.
In dem Moment ist ein lautes Klingeln zu hören. Wahrscheinlich Kohaku sein Handy.
"Geh schon ran!", sage ich.
Er überlegt kurz, steht dann aber auf und geht zum Tisch, auf dem sein Handy liegt.
Dann stöhnt er leicht genervt auf, nimmt den Anruf aber an.
"Hey, was gibt's?"
Dann ist er kurz still.
"Weißt du, das ist gerade echt schlecht, ich bin mit meiner Freundin in Dawnton im Hotel.."
Sein Gegenüber scheint ihn unterbrochen zu haben, denn Kohaku sagt nichts, sondern wird einfach nur rot im Gesicht.
"Nein, so ist das nicht. Ich meine doch, aber nein, also du weißt schon"
. . .
"Wann?", sagt er auf einmal erschrocken. Dann reibt er sich mit der freien Hand über die Augen.
"Ja, wir sind hier. Zimmer 247. Ja bis dann."
Dann legt er auf.
"Wer war das?", frage ich.
"Mein bester Freund, Berthier. Er will nachher mit seiner Freundin Aria vorbeikommen. Ich hoffe, dass das okay für dich ist?"
Natürlich bin ich gespannt, seine Freunde kennen zu lernen. Aber irgendwie habe ich auch Angst.
Was ist wenn sie mich nicht mögen?
"Ehm ja klar", antworte ich nur.
"Wie spät ist es eigentlich?", frage ich dann.
"Gleich halb sechs, warum?"
"Wann kommen deine Freunde?"
"Ich schätze gegen zehn", antwortet er.
Und wann soll ich dann zum Frauenarzt? Wo finde ich so etwas hier überhaupt?
Aber gut. Erst mal will ich aufstehen und mich so weit fertig machen.
Ich richte mich auf und setze mich an die Bettkante.
Doch als ich aufstehen will, kommt Kohaku auf mich zu und sagt: "Ich kann mich nicht erinnern, dass bereits zwei Wochen vergangen sind. Das mit dem selber Laufen.. Kann ich dir deswegen nicht gestatten."
Er trägt mich ins Bad und setzt mich auf dem Toilettendeckel ab. Wie auch schon zuvor, reicht er mir dann meine Zahnbürste.
Dann betrachtet er sich selbst im Spiegel, fährt sich mit den Fingern durch die Haare, hält aber dann auf einmal Inne. Er hat einen fetten Knutschfleck am Hals.
"Markiert", sage ich mit vollem Mund und kann mir das Grinsen nicht verkneifen.
"Das gibt Rache, das schwöre ich dir", antwortet er, lacht aber nur. Und sofort überkommt mich eine angenehme Gänsehaut.

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