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Spinell

Es sind nun schon einige Tage vergangen. Irgendwann habe ich aufgehört mit zu zählen. Was ich sagen kann, ist, dass ich täglich auf irgendeine Art gefoltert werde. Und dann kommt Jaons um... Dinge zu tun. Kurz nachdem Jason gegangen ist, kommen noch diverse andere Leute und brachten mir etwas zu Essen und Wasser. Doch dieses Essen rühre ich nur in den wenigsten Fällen an. Danach gehe ich immer duschen und lege mich zum Schlafen hin. Oftmals wird daraus nichts, da ich einfach vor Schmerz nicht schlafen kann oder weil ich überlege, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gibt, diese Strapazen zu beenden.

Ich wache auf, ich habe keine Ahnung wie spät es ist, aber es ist anscheinend noch keine Frühstückszeit gewesen, denn normalerweise steht der Teller schon im Raum wenn ich aufwache. Ich stehe auf und gehe ins Bad. Beim Anblick meines Spiegelbilds könnte ich schreien. Ich habe einen tiefen Kratzer unter meinem Auge und die Haut um die Wunde ist blau.
Ich wasche meine Hände und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht um wach zu werden. Danach gehe ich wieder zu dem Bett und setze mich. Mein Körper fühlt sich taub an und ich selbst fühle mich....leer. Schritte nähern sich der Tür, ich horche auf und kurz darauf steht jemand an der Tür. Schlüssel klimpern, dann wird einer ins Schloss gesteckt, rumgedreht und die Tür öffnet sich. Wen ich da erblicke, glaube ich selbst nicht. Da steht doch tatsächlich Kohaku vor mir, mit einem Teller Essen und einem Glas Wasser in der Hand. Sofort schießen mir Wörter durch den Kopf, die ich ihm am liebsten ins Gesicht schreien will, aber wer weiß was dann mit mir passiert. Er schaut mich an, seine Augen sind vor Schreck geweitet und doch erkenne ich in seinen Augen etwas Seltsames. Es sieht aus wie Mitleid und Angst.
Na das passt ja, der Mann der für das hier verantwortlich ist bemitleidet mich.
"Was schaust du mich so an?", frage ich ihn ganz direkt, doch meine Stimme ist heiser. Er starrt weiterhin, sagt jedoch nichts.
"Hat's dir die Sprache verschlagen?", bohre ich weiter. Ich muss mich bemühen um meine Stimme fest klingen zu lassen, sie droht schon wieder zu zittern und zu versagen.
"Was haben sie mit dir gemacht?", fragt er leise und unsicher.
Tja, was haben sie mir wohl angetan?
"Warum hast du mich nicht umgebracht? Warum?!", frage ich ihn. Keine Antwort. Er schaut beschämt wie ein kleiner Junge zur Seite.
"Warum hast du mich nicht einfach umgebracht?", frage ich erneut, meine Stimme voller Verzweiflung.
Tränen steigen mir in die Augen.
Nicht heulen, alles nur nicht heulen. Bleib stark, du musstest schon Härteres verkraften.
Warum kann er nicht antworten?
"Wieso? Wieso hast du zugelassen, dass mir das hier angetan wird? Warum hast du nicht den Arsch in der Hose gehabt, abzudrücken? Warum muss ich jetzt hier sitzen und mich foltern lassen?!", schreie ich. Mittlerweile ist es mir egal ob die Tränen laufen oder nicht. Was soll schon passieren? Ich fange an, richtig zu heulen, ich schluchze laut auf und beweine mein eigenes Schicksal.
Nach einigen Minuten beruhige ich mich wieder, wische die letzten Tränen weg und schaue ihn an. Er steht noch immer genau so da, wie zuvor. Und er schaut mich immer noch mit geweiteten Augen an.
"Warum hast du mich nicht einfach umgebracht..?", wimmere ich ein letztes Mal.
"Ich hol dich hier raus", flüstert er. "Ich werde dich hier raus holen, ganz bestimmt"
Er sagt es wieder und wieder.
"Hör auf, es ist unmöglich. Wie willst du mich hier raus bekommen?", frage ich voller Zweifel. Doch das einzige was er sagt ist: "Ich hole dich hier raus"
Langsam bückt er sich und stellt den Teller und das Glas ab.
"In drei Tagen. In drei Tagen komme ich und hol dich raus, das verspreche ich"
Völlig benommen verlässt er den Raum, schließt die Tür hinter sich ab und schlurft die Treppen hoch.
Drei Tage hat er gesagt. Aber wie will er das anstellen?
Ich nehme mir etwas von dem Brot, den rest rühre ich nicht an. Man sieht schon die Auswirkungen, meine Gelenke treten deutlich hervor, ebenso meine Rippen. Die Wangen sind total eingefallen und ich werde mit jedem Tag wackeliger auf den Beinen.
Einige Zeit vergeht, da höre ich schon die Schritte des Henkers. Beim Gedanken an die Nachfolgenden Qualen wird mir schon wieder schwarz vor Augen...

Die folgenden beiden Tage verlaufen wie "gewohnt". Doch am dritten Tag kommt Kohaku wieder um mir das Frühstück zu bringen. Ich habe nicht geschlafen, dementsprechend sehe ich auch aus. Er kommt mit schnellen Schritten auf mich zu, ich traue ihm jedoch nicht ganz, also klettere ich weiter auf das Bett, bis mein Rücken an die Wand stößt.
"Vertraust du mir?", fragt er. Ich schüttel nur den Kopf.
"Kannst du mir für die nächste halbe Stunde vertrauen?"
Kann ich ihm vertrauen? Er ist dafür verantwortlich, dass ich hier bin. Aber welche Wahl hab ich denn?
Schließlich nicke ich.
"Gut, pass auf. Ich habe alles vorbereitet, du musst jetzt nur zuhören und genau das tun, was ich dir sage.  Nachdem der Henker mit seiner Prozedur fertig ist und den Raum verlässt, werde ich deine Tür aufschließen. Danach werde ich den Feueralarm auslösen. Der ist das Zeichen zum loslaufen. Wenn du die Treppe hoch läufst kommst du an einen Gang der nach links und nach rechts führt. Du musst den Weg nach links nehmen und läufst bis zum Ende, dort werde ich hinter der Wand auf dich warten. Ich werde dich nach draußen bringen und vom Gelände hinunter führen, dort ist es dir dann überlassen was du tust. Ich kann dir anbieten dir eine Bleibe zu verschaffen, allerdings bei mir zuhause. Du kannst aber auch weg laufen und auf eigene Faust deinen Weg gehen. Hast du das verstanden?"
Eigentlich bin ich nicht ganz mitgekommen, doch ich nicke trotzdem.
"Gut. Der Plan ist idiotensicher. Wir sehen uns dann hoffentlich nachher", sagt er noch. Er wendet sich um und ist genau so schnell verschwunden wie er gekommen ist. Wie auf ein Zeichen kam auch schon der Henker die Treppe hinunter getrottet, doch anstatt wie sonst immer gleich zu mir zu kommen um mich zu holen, ging er direkt in den "Raum". Mit diesem Raum verbinde ich nichts Gutes. Ich wurde dort ausgepeitscht, mein Rücken ist voll von Striemen und Platzwunden. Ich wurde vergiftet, geschlagen, zum Spaß aufgeschnitten und zu genäht, allerdings ohne Betäubung, ich wurde einfach zerstört. Ich sitze auf dem Bett und starre auf die Tür.
Was bereitet er da vor?
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet er die Tür. Mit seinen kalten Augen blickt er mich an.
"Komm", befiehlt er.
Ich tue was er sagt. Im Raum erblicke ich einen meiner größten Albträume. Eine Liege ist aufgestellt, daneben ein Tisch mit Skalpellen, einer großen Spritze und verschiedenen Kapseln. Mal abgesehen von den Kapseln sieht alles ganz nach rumgeschneide aus.
"Zieh deine Sachen aus und leg dich auf die Liege"
Mir läuft ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter, doch ich tue trotzdem was er mir befiehlt. Nachdem ich mich hingelegt habe kommt er zu liege, greift nach der großen Spritze und drückt sie mir in den Arm. Das letzte was er sagt ist: "Und jetzt schlaf erst mal schön."
Meine Lider werden schwer und ich merke wie ich langsam bewusstlos werde.

Sie gehört zu mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt