Kapitel 31

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Damian sah mich abschätzend an. Er wusste, ich war ein leichtes Opfer für ihn.

Ich wandte mich Chris zu, der sich eindeutig auf meine Seite gestellt hatte. Das erleichterte mich spürbar, doch gleichzeitig hatte ich Angst, was Damian nun tun würde. Mit ihm zu reden, alles zu erklären, war keine Option. Ich wollte Damian nicht noch unter die Nase reiben, dass ich seinen Freund ziemlich gern mochte, nachdem er mich beleidigt und Chris geschlagen hatte.

„Ich hatte doch recht, Chris?" Damian starrte seinen Freund grinsend an.

„Womit?", hakte Chris nach. Er klang wütend und ich ahnte bereits, dass dieses Gespräch jederzeit ausarten könnte.

„Oder habt ihr zwei etwa nicht ...?", lachte Damian amüsiert. Ich war komplett verwirrt. Meine Augen suchten Chris. Er sollte mir erklären, wovon Damian sprach.

„Halt die Fresse!" Chris packte seinen Freund am T-Shirt und zog ihn grob in Richtung der Tür. Ich beobachtete das Geschehen mit einem irritierten Blick.

„Sag es ihr!", zischte Damian. Er wehrte sich nicht gegen Chris, obwohl ich mir sicher war, dass er es könnte.

Und anstatt Damian endgültig vor die Tür zu werfen, hielt Chris inne. Die Verzweiflung war ihm anzusehen. Seine Augen funkelten bedrohlich.

„Wovon redet er, Chris?" Ängstlich sah ich Chris an. Ich war vollkommen ahnungslos und Damian und Chris schienen alles Mögliche zu wissen. Sie wussten etwas, was Chris mir nicht hatte sagen wollen. Etwas, was ich vielleicht niemals hätte erfahren sollen.

Bissig wandte sich Chris Damian zu und ich konnte die Drohung in seinem Blick nur zu gut erkennen. Chris hatte seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen.

„Erinnerst du dich noch an jenen Abend, als du ganz verzweifelt in der Kneipe saßt? Oder sind dir die Erinnerungen an diese Nacht nicht geblieben?" Damian lachte höhnisch, wofür er einen vernichtenden Blick von Chris kassierte.

„Was war an diesem Abend?", fragte ich nach. Meine Knie begannen zu schmerzen, in meinen Ohren rauschte das Blut.

Chris schüttelte seinen Kopf, als wollte er Damian verbieten, mir zu sagen, was damals geschehen war. Doch Damian hörte nicht auf Chris und ich war mir nicht mehr ganz so sicher, ob ich Chris wirklich vertrauen konnte. Denn sonst hätte er mir bestimmt schon alles von dem gesagt, mit was Damian ihn nun erpresste.

„Sag es ihr", drängelte Damian wieder.

Chris hob abwehrend seine Hände. „In jener Nacht haben wir in dem hinteren Raum gesessen und geredet. Wir hatten schon was getrunken und irgendwann, als wir dich dann in der Kneipe gesehen haben, haben wir ... Damian hat gewettet, dass ich es nicht schaffen würde, dich ins Bett zu kriegen. Ich ... ich habe dagegengehalten und ..."

Die Luft erschien mir ziemlich dünn. So dünn, dass ich um Atem rang. Meine Unterlippe zitterte heftig, als ich zurückstolperte, um mir mein Kleid zu schnappen. Ich musste hier weg. Ganz schnell. Bevor ich endgültig zusammenbrechen würde. Ich wollte Chris und Damian nicht diesen Anblick gewähren. Es war erniedrigend für mich zu hören, dass all das, für was ich die letzten Monate gekämpft hatte, bloß eine dämliche Wette gewesen war. Alles war unecht gewesen, ausgedacht, frei erfunden, um mich zu demütigen und sich daran zu erfreuen.

Das Rauschen in meinen Ohren wurde immer schlimmer, sodass ich für einen Augenblick innehalten musste. In meinen Augen sammelten sich Tränen und ich biss mir auf meine Unterlippe, um diese bitteren Tränen zurückzuhalten. Chris sollte nicht sehen, dass er mich mit dieser verfluchten Wette tatsächlich getroffen hatte. Ich wollte ihm zeigen, dass mir dieses Spiel nicht im Geringsten etwas ausgemacht hatte.

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