Kapitel 27

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Mittlerweile war es stockdunkel draußen. Es herrschte eine bedrückende Stimmung im Haus. Viele der Partygäste waren bereits gegangen. Chloe und Steph lehnten mit dem Rücken am Couchtisch. Ich saß ebenfalls auf dem Fußboden, angelehnt an einen der Sessel. Emma, neben mir, reichte mir noch ein Handtuch, das ich mir wie einen Umhang umlegte. Langsam kroch die Wärme zurück in meinen Körper. Das Zittern hörte auf und ich begann wieder einigermaßen klar zu denken.

„Meint ihr, Josie hat sich tatsächlich versucht ... zu ertränken?" Chloe brach die Stille. In meinen Ohren hörte ich immer noch ein zusätzliches Rauschen.

„Das ist nicht möglich. Sobald du keine Luft mehr kriegst, setzt der Überlebenstrieb ein.", erklärte Emma. Sie war diejenige gewesen, die Hilfe geholt hatte. Und dann waren einige halbwegs nüchterne Jungs in den Pool gesprungen, um mir zu helfen, Josie zu retten. Es war schnell gegangen und im Nachhinein musste ich zugeben, dass ich Josie niemals alleine hätte aus dem Wasser ziehen können. Doch ich hatte es zumindest versucht und das zählte.

„Josie hätte wissen müssen, dass sie nicht sterben wird." Ich schaute in die Runde. „Wir haben trotzdem echt Glück gehabt."

Emma nickte. „Aber wie zur Hölle hast du dir diese Rettung vorgestellt? Mit einem Klotz am Bein kann man nicht schwimmen."

„Ich habe nicht nachgedacht, Em!", fuhr ich sie an. Natürlich wusste ich, dass ich niemanden aus dem Wasser ziehen konnte, der in etwa genauso schwer war wie ich selbst. Mein Orientierungssinn unter Wasser hatte mich ebenfalls im Stich gelassen.

„Josie soll nicht in eine Anstalt kommen", flüsterte Steph traurig. Ihr standen die Tränen in den Augen.

Chloe legte Steph den Arm um die Schultern. „Jetzt fährt sie erstmal mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus und ruht sich dort aus. Morgen ist die Welt wieder besser und wir unternehmen etwas."

„Ihr habt es nicht begriffen", murmelte ich entsetzt. Fragende, vorwurfsvolle Blicke trafen mich.

„Selbst wenn Josie wusste, dass sie überleben wird, war das ein Hilferuf. Sie wird morgen nicht nach Hause gehen und anschließend einen Filmabend mit uns machen. Ob ihr es glaubt, oder nicht: unsere beste Freundin ist krank." Ich wischte mir die Tränen aus dem Augenwinkel. „Eine Krankheit kann man nicht schönreden oder überspielen."

Emma sah zu Boden. „Du hast es gewusst. Du hast gewusst, dass etwas nicht stimmt. Woher nur?"

„Es waren viele Kleinigkeiten." Ich musste unwillkürlich daran denken, wie Josie in der Schule von einem schmerzlosen Tod gesprochen hatte. Sie hatte bis zu jenem Punkt antriebslos gewirkt, an dem ihr klar gewesen war, dass sie nicht mehr leben wollte. Von da an hatte sie sich jeden Tag ein bisschen mehr auf das Ende vorbereitet. All diese kleinen Dinge hätten mich längst zum Reden bringen müssen. Stattdessen hatte ich geschwiegen.

Das Klingeln der Haustür riss uns aus den Gedanken. Chloe stand auf und öffnete die Haustür. Kurze Zeit später betraten meine Mum, Dad und Nana den Raum. Ihnen stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Emma hatte sie angerufen, das wusste ich.

„Wir gehen in die Küche", sagte Chloe leise. Ich dankte ihr innerlich und fragte mich, wie ich meinen Eltern verständlich erklären sollte, was passiert war.

Als meine Freundinnen die Wohnzimmertür hinter sich schlossen, setzte meine Mum sich auf die Couch. Angewidert betrachtete sie den nassen Fleck im weißen Teppich. Chloe hatte das Erbrochene entdeckt, als der Krankenwagen bereits weggewesen war. Übereifrig hatte sie versucht, den Fleck zu entfernen. Sie würde schon genug Ärger bekommen, hatte sie immer wieder betont und den Schwamm ausgewrungen. Ganz klar, sie war ebenso geschockt gewesen wie wir anderen auch.

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