07 | Provokant

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Fuck! Die Knutschflecken! Schnell hielt ich so unauffällig wie möglich die Hand davor und versuchte möglichst natürlich zu lächeln.

Doch Dad schien meine angespannte Haltung gar nicht zu merken, sondern hob, als er mich erkannte, fragend die Augenbrauen. Stimmt ja, er dachte, ich würde bis zum Abend bei Mya sein.

"Hi Dad!", flötete ich unverfänglich und grinste noch breiter. Die Hand an meinem Hals versuchte ich dabei als normal darzustellen, indem ich mein Kinn auf meine Faust stützte.

Er sah mich weiterhin fragend an, öffnete die Tür aber noch weiter, sodass ich hindurch passte und rein gehen konnte.

Ich legte meine Tasche kurz zur Seite und zog meine Jacke und meine Nike Sneakers aus.

Mein Vater blieb mit verschränkten Armen im Flur stehen. Auf seiner Stirn hatten sich ein paar Falten gebildet, doch auf seinen Lippen lag ein Lächeln. "Was machst du denn schon hier?", wollte er dann auch direkt wissen.

Ähhh... verdammt! Ich hatte mir vergessen eine Ausrede einfallen zu lassen! Ich sollte ihm lieber nicht sagen, dass ich bei einem Fremden übernachtet hab und vielleicht noch was anderes gemacht habe, als nur zu übernachten. Meine Eltern waren, was Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit anging, nämlich sehr streng. Also musste schnell eine Ausrede her.

"Öhmm...", fing ich an und langsam sah ich die Ungeduld in Dads Gesicht. Er hob auffordernd eine Augenbraue. Mist, was sollte ich ihm sagen? "Ja... also... ähm... Mya hat noch... Besuch gekriegt und ... ehh... muss jetzt mit denen zum Mittagessen ausgehen."

Ich hoffte das klang einigermaßen glaubenswürdig. Okay, jetzt mal im Ernst. Das klang kein bisschen glaubenswürdig. Allein schon wie ich gestottert hatte... Manchmal könnte ich mich für solche Momente hassen. Doch mein Vater kaufte mir die Geschichte anscheinend ab, denn er lächelte breit, struppelte mir durchs Haar und sagte: "Dann kannst du dir ja einen entspannten Nachmittag machen!"

Ein Glück! Er hatte es nicht bemerkt. Ich fragte mich allerdings warum nicht. Entweder, er ist zu dumm oder es klang doch ganz in Ordnung. Anna, du denkst zu viel!

"Danke Dad", meinte ich lieb, schnappte mir meine Tasche und huschte die Treppe hinauf. Dabei verdeckten meine langen Haare meinen Hals.

- - -

Ich hatte mir gerade mal zwei Folgen von 'Riverdale' reingezogen, als auf einmal mein Smartphone klingelte.

Genervt stoppte ich die Serie und griff danach. Ohne zu gucken, wer es war, ging ich dran und sagte desinteressiert: "Hallo?"

Es raschelte an der anderen Seite der Leitung. "Anna?", fragte mir eine bekannte Stimme aus dem Lautsprecher.

Och nein. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Wieso rief ER mich denn jetzt an? Und ich dachte ich hätte heute endlich mal meine Ruhe von nervenden Menschen. Tja, zu früh gefreut.

Ich überlegte, so zu tun, als hätte der Anrufer sich verwählt, aber dann entschied ich mich doch dagegen. "Ja, ich bin's. Wo genau hast du meine Nummer her?", fragte ich seufzend. Mann, ich wollte heute doch nur noch meinen Laptop, meine Schokolade und mein Bett sehen und hören. Daraus wurde wohl nichts.

Ich nahm ein Lachen wahr. Toll, der Vollpfosten konnte sich ja freuen. Pff.

"Ich hab da so meine Kontakte, weißt du? Ich meine, wer würde mir nicht helfen wollen?" Ach, der liebe Ryan war also so selbstverliebt wie immer! Das hatte mir gerade noch gefehlt! Ich ignorierte seine Frage und verdrehte lieber noch mal die Augen.

Not the firstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt