02 | Knutschflecke

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Ich würdigte ihn allerdings keines Blickes mehr und stiefelte einfach nur selbstsicher an ihm vorbei, zu dem anderen Jungen. Dieser sah auch nicht schlecht aus, im Gegenteil, er war sogar echt hübsch mit seinen blauen Augen und blonden Haaren.

Doch nicht nur vom Aussehen unterschied er sich stark von Ryan, auch sein Charakter schien vollkommen anders zu sein und noch etwas fiel mir auf: Den Schüchternen hier hatte ich nie wirklich bemerkt und Ryan war wahrscheinlich fast die bekannteste Person auf unserer Schule, gleich nach dem Direktor. Er hatte nicht umsonst den Ruf des Badboys.

Um also etwas über den Blonden zu erfahren, fragte ich: "Hi, wie heißt du?" Ich lächelte ihn an, denn er sah wirklich ganz nett aus.

Er lächelte schief und fuhr sich durch seine blonden Haare. "Hey, äh... ich bin Liam. Liam Jacksons. Ich gehe in den Jahrgang über dir." Kaum hatten wir ein paar Worte gewechselt, wirkte er schon gar nicht mehr so schüchtern. Vielleicht würden wir uns gut verstehen.

Aber woher wusste er, dass er eine Klasse über mir war? Hatten wir vielleicht doch irgendwann schon mal gesprochen? Ich erinnerte mich nicht wirklich, doch sein Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor. "Kennen wir uns? Ich hab dich glaube ich schon mal irgendwo gesehen... ", erwiderte ich.

"Ja, wir hatten mal ein Projekt zusammen, Anna.", meinte Liam verlegen. Upsi, peinliche Situation. Da hatte ich ihn einfach vergessen...

Schnell versuchte ich die Stimmung wieder zu lockern: "Stimmt! Hätte ich fast vergessen! Schön, dass du dich noch dran erinnerst, haha." Wir mussten lachen, wobei zwei Grübchen auf seinen Wangen zum Vorschein kamen.

Er war irgendwie süß. Und ich musste zugeben, dass ich ihn echt gerne kennen lernen wollte. Vielleicht könnten wir Freunde werden. Oder so. Ich lächelte ihn freundlich an.

Liam wollte gerade etwas sagen, als Ryan "Genug Smalltalk. Jetzt kommen wir zur Sache!" rief. Und da stand er auch schon hinter mir und fuhr mit seinen Händen langsam meine Taille hinunter. Verdammt, diesen Kerl gab es ja auch noch!

Obwohl ich es nicht wollte, bekam ich eine Gänsehaut. Ich wischte schnell seine Hände weg, sah ihn warnend an und antwortete: "Nein."

Er lachte nur und meinte: "Doch. Mädchen, wir spielen Flaschendrehen. Das ist unsere Aufgabe. Wenn du das nicht willst, hättest du ja nicht mitspielen müssen."

"Ja und!? Ich lass das nicht mit mir machen!", entgegnete ich und stemmte meine Hände in die Hüfte.

"Dann sag ich jedem, dass du's nicht gemacht hast und hängen geblieben bist! Wie alt bist du? Drei? Oder sogar schon fünf?", lachte er und sah mich herablassend an, weshalb ich ihn liebsten in dem Moment umgebracht hätte. Ich hasste es, wenn man Leute ansah, als wären sie weniger wert!

Ich funkelte ihn daher jetzt noch böser an. "Du wagst es nicht.", rief ich aggressiv.

"Oh doch", erwiderte er und sein Grinsen wurde immer breiter.

Plötzlich wurden wir von einer Stimme unterbrochen. Sie kam von draußen und rief: "Noch vier Minuten!!"

"Lohnt sich doch eh nicht mehr", versuchte ich mich zu entziehen.

Ryan winkte ab. "Ach was. Das schaffen wir noch locker, wenn du dich nicht so anstellen würdest.

"Hm... ich hab ne Idee.", mischte sich auf einmal Liam ein. Überrascht wandten wir uns zu ihm.

"Was denn?", fragte ich und hoffte, ich würde hiervon keine Konsequenzen tragen müssen.

"Besser gesagt... ich schlage einen Deal vor...", verbesserte sich der Blonde und blickte Ryan und mir abwechselnd in die Augen. Er schien uns einschätzen zu wollen.

Not the firstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt