Not the first

26 | Gerüchte

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"Es ist klar, dass alle darüber reden, aber keiner traut sich, es laut auszusprechen, deshalb tu ich es jetzt!Du bist doch die kleine Schlampe, die ihren Freund mit Ryan, dem Schnuckel, betrogen hat, oder?!"

Bitte, WAS?! WER, WIE, WAS? Wie kam sie denn darauf?! Völlig überfordert starrte ich sie an, der Schock stand mir ins Gesicht geschrieben. Wie zur Hölle hatte dieses Mädel das denn aufschnappen können?! Erstens war ich überhaupt nie wirklich mit Liam zusammen gewesen, also hätte ich ihn auch nicht betrügen können! Und selbst wenn, ich hatte nie etwas mit Ryan am Laufen gehabt! Ich war nicht so eine! Vielleicht hätte es mich in anderen Situationen gestört, aber diesmal war es mein geringstes Problem, dass sie Ryan als 'Schnuckel' und mich als 'Schlampe' bezeichnete.

Denn diese ganze Situation war der Horror, ich hätte anfangen können zu zittern und zu schreien. Wie sollte ich denn bitte auf ihre Frage antworten?! Einerseits wurde ich gerade vor der halben Schule bloßgestellt, was schon schlimm genug war, und zum anderen waren diese Gerüchte über mich auch noch vollkommen falsch! Das war doch alles vollkommener Bullshit! Dieser Moment war so unangenehm und verdammt noch mal scheiße! Wie sollte ich denn nun darauf reagieren?! Mein anfänglicher Schock verwandelte sich langsam in Verzweiflung. Doch diese sollte ich wohl besser nicht zeigen.

Ich weitete meine Augen, verschränkte meine Arme vor der Brust und versuchte möglichst gechillt zu wirken. Wenn ich gleich die Wahrheit sagen würde, sollte man mir ja auch glauben und nicht denken, dass ich mich versuchte rauszureden. Ich holte tief Luft und versuchte mit fester Stimme zu sagen: "Was? Also... Also... Nein! Verdammt nein! Wie... Wie kommst du bitte darauf?" Wütend starrte ich sie an und gab mir Mühe, möglichst selbstbewusst zu sein und das Zittern meiner Knie zu verhindern. Ob ich nun so selbstsicher wirkte, wie ich wollte, wusste ich nicht, aber ich hoffte es mal.

"Haha, fahr mal runter. Ich hab dir nur eine Frage gestellt. Na ja, wobei... Vielleicht war ich auch nicht ganz höflich zu dir. Du hast recht, ich sollte mich erstmal vorstellen.", sagte sie amüsiert, streckte mir die Hand entgegen, sodass ich sie schütteln konnte, und lachte dabei, "Hey, ich bin Jaqueline, aber nenn mich lieber Jacky.".

Jacky lachte herzlich und lächelte auf einmal lieb und frech zugleich. Auch wenn sie mich gerade total bloß stellte, schien sie eigentlich ziemlich sympathisch zu sein. Schade, dass wir uns so kennen lernen mussten, haha. Aber diese ganze Situation war ja mal sowas von peinlich und komisch zugleich! Was war das? Erst stellte sie mich total bloß und beleidigte mich auch noch dabei und dann war sie plötzlich nett und wir gaben uns wie Erwachsene die Hand?! Das war definitiv nicht normal!

In meinem Kopf wirbelte gerade alles durcheinander, wie bei einem Tornado, und ich kam selbst nicht mehr mit. Deshalb lächelte ich Jacky einfach unbeholfen zurück an und erwiderte: "Ja... äh, hi, ich bin Anna." Ich entzog ihr meine Hand wieder und strich meine Haare zurück, während ich sie skeptisch beobachtete.

Jaqueline fing wieder an zu lachen und ihre grünen Augen strahlten dabei hervor. "Ach, ich weiß schon wer du bist. Genauso wie die meisten hier auch.", stellte sie grinsend fest und sah durch die Menge der Schüler auf dem Schulhof. Auch ich sah mich um und bemerkte wie bedrohlich still es hier war. Kaum jemand sah uns nicht an. Manche schienen zwar nicht sehr beeindruckt von all dem hier zu sein - so interessant war ich also doch nicht -, aber trotzdem sahen sie mich an, wenn auch mit Desinteresse. Sogar einige Smartphones konnte ich entdecken, die mich filmten.

Wow, okay. Wenn ich jetzt irgendwas Peinliches machen würde, wäre ich heute Nachmittag wahrscheinlich schon auf irgendeiner Insta-Seite mit lustigen Fail-Videos. Und trotz all dieser Aufmerksamkeit versuchte ich möglichst locker zu bleiben und hoffte, dass es gleich etwas Interessanteres als uns gab oder der Unterricht endlich begann. Hätte nie gedacht, dass du dich mal auf den Unterricht freust., kommentierte Cressie.