6

8.9K 202 2
                                    

Annis Sicht:

Mittlerweile habe ich mich ganz gut eingelebt. Es ist zum Alltag geworden,jetzt hier zu sein. Jason und ich gehen uns so weit es geht aus dem Weg und reden nur das nötigste. Mit meinen Eltern habe ich seid dem Umzug gar keinen Kontakt mehr gehabt,was ich gut finde. Ich vermisse sie zwar sehr,doch was sie mir angetan haben,kann ich Ihnen nicht verzeihen.

,,Anni,Meine Eltern werden heute vorbeikommen. Sie haben gerade angerufen ",meint Jason plötzlich zu mir. Er bekommt Panik. Das wird heute das erste mal sein,dass wir als "Paar" auf seine Eltern treffen. Sie denken ja,es wäre alles bestens.

,,Wann?",frage ich.

,,In zwei Stunden sind sie hier.",sagt er und sieht sich um.

,,Das wird der erste Auftritt heute sein. Ich hoffe sie nehmen es uns ab",sage ich und er nickt.

,,Am besten machen wir uns jetzt fertig. Sie sind immer überpünktlich",sagt er und ich gehe nach oben um mich umzuziehen. Ich ziehe mir ein Kleid an,was ich normalerweise selten trage. In der Schule ziehe ich immer Jeans an,da ich es hasse zu freizügig rumzulaufen. Es reicht schon,wenn jeder weiß,dass ich bald heiraten werde. Die kompletten Zeitungen sind voll mit Artikeln. Es gibt kein anderes Thema mehr.

Gefühlte 10 Minuten später klingelt es auch schon. Als ich auf die Uhr schaue,merke ich,dass inzwischen 2 Stunden vergangen sind. Wie langsam war ich bitte? Habe ich so lange gebraucht?
Ich gehe nach unten und sehe schon,wie Jason seine Eltern begrüßt. Let the Show begin, denke ich mir und laufe zu ihnen. Jason umfasst meine Hand und lächelt mich an. Ich umarme seine Eltern und wir gehen ins Wohnzimmer.

,,Darf ich euch was zu trinken anbieten?",frage ich. Vielleicht ein bisschen zu freundlich.

,,Gerne. Wasser bitte",sagen beiden gleichzeitig und ich hole zwei Gläser und eine Wasserflasche und stelle sie auf den Tisch. Ich setze mich direkt neben Jason und schaue seine Eltern gespannt an. Irgendwas wollen sie doch von uns,denn sonst wären sie nicht hier.

,,Wie geht es euch?",fragt seine Mutter uns.

,,Sehr gut,Danke ",antworte ich und lächle. Bis jetzt läuft es ganz gut.

,,Das freut uns. Habt ihr euch besser kennengelernt?",fragt uns nun sein Vater.

,,Aber natürlich. Wir verstehen uns bestens",meint Jason und legt einen Arm um mich. Ich spanne mich leicht an und hoffe niemand merkt es. Die Situation ist mir mehr als unangenehm.

,,Weshalb wir eigentlich hier sind.. Wir haben schon mit Familie Harrison geredet. Ihr werdet in 3 Tagen heiraten. Wir haben die perfekte Location gefunden. Ihr müsst euch um nichts kümmern,denn es ist alles geplant.",sagen sie und ich schaue zu Jason. Er schluckt schwer,das kann ich sehen. Ich bin komplett angespannt und weiß nicht was ich sagen soll. Jason ist auch angespannt,das merke ich.

,,Das es so schnell klappt,hätten wir nicht gedacht",sagt er plötzlich. In mir schnürt sich alles zusammen. Mir bleibt die Spucke weg und ich kann nicht mehr atmen. Mein Kopf ist wie leergefegt und ich kann gar nichts mehr sagen.
Jason merkt anscheinend,dass es mir gerade nicht gut geht und legt seine Hand auf meine Schulter.

,,Wir haben heute ein Termin im Brautmodenladen.",sagt Jasons Mutter zu mir und lächelt mich an.

,,Toll",sage ich nach einer Weile. Ich weiß nicht wie ich dieses Wort aus meinen Mund bekommen habe,denn mein Mund ist komplett trocken. Es fühlt sich an,als würde jemand meinen Hals zuschnüren.

,,Jason,wir werden deinen Anzug heute kaufen.",meint sein Vater zu ihn und er nickt nur.
Ich schaue zwischen seinen Eltern hin und her und merke,wie sie Jason warnend ansehen.

,,Das war's auch schon. In einer Stunde wirst du abgeholt und dann suchen wir dein Kleid aus. Bis später",verabschiedet sich seine Mutter von mir. Sein Vater nickt und beide verlassen ,nachdem sie ihren Sohn umarmt haben,das Haus. Jason schließt die Tür und atmet tief durch. Ich schnappe nach Luft und gehe in die Küche,um mir ein Glas mit Wasser zu füllen.
Ich lehne mich an die Küchenzeile und starre in die Ferne. Ich kann immer noch nicht glauben was hier passiert. In wenigen Stunden werde ich heiraten. Der größte Schritt in einem Leben, den ich noch nicht einmal selber bestimmen darf. Man heiratet aus Liebe und nicht einfach so. Vielleicht sehe ich das so.

,,Geht's dir besser?",höre ich plötzlich Jasons Stimme neben mir. Er spricht ziemlich leise.

,,Nein. Umso mehr ich darüber nachdenke,umso beschlossener geht es mir.",gebe ich zu. Warum sollte ich ihn anlügen? Er soll ruhig wissen,dass ich ihn nicht heiraten will.

,,Ich weiß genau wie du dich fühlst. Bald ist es vorbei. Wenn die Hochzeit um ist,dann kehrt hoffentlich Ruhe ein.",sagt er und schaut mich an. Dieser Blick ist anders als sonst. Ich kann es nicht beschreiben...

Hochzeit Ohne Liebe ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt