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Jasons Sicht:

Heute ist Sonntag. Ein weiterer Tag,wo ich mich selbst nicht erkenne. Gestern war ich den ganzen Tag nicht zu Hause. Ich musste da raus. Einfach weg. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern,wo ich überall war,denn irgendwann habe ich mit dem Alkohol angefangen. Erst war es ein Bier,doch dann wollte ich immer mehr. Die vorherige Nacht mit Anni war schön,doch ich weiß nicht ob sie es bereut. Der Morgen danach war auch schön,doch für mich war das zu verbindlich. Ich habe Angst sie zu verletzen. Ich konnte noch nie wirklich mit meinen Gefühlen umgehen. Ich habe es nie anders kennengelernt, denn meine Eltern waren meine Gefühle egal,deshalb habe ich mir angewöhnt, kalt zu bleiben und keine Gefühle zu zeigen. Ihnen war immer nur wichtig,dass ich irgendwann ihre Firma übernehme. Ich musste immer der beste in der Schule sein und wehe nicht,dann habe ich etliche Strafen bekommen.
Ich hab mich noch nie so geöffnet gegenüber einer Person,wie bei Anni. Sie hat mir immer ein gutes Gefühl gegeben und irgendwie kann ich ihr vertrauen. Ich bin mit meinen Gefühlen ihr gegenüber überfordert. Sie ist so lieb,hilfsbereit und hübsch. Ich kann nicht anders als von ihr zu schwärmen. Ich wollte nie so einer werden, doch ich bin es geworden. Ich habe ihr schon so viele kleine Dinge anvertraut,die noch nicht mal mein bester Freund weiß. Ich mache vieles mit mir selber aus. Ich brauche niemanden zum reden,wenn es mir schlecht geht. Ich will dann einfach nur alleine sein. Mir ging damals alles am A.... vorbei. Mir war egal,wenn eine andere Person Schmerzen hatte und so weiter,doch seit ich Anni kenne,ist mir das nicht mehr egal. Das schlimmste für mich war,sie so leiden zu sehen,wie die Tage vor ihrem Geburtstag. An ihrem Geburtstag war ich glücklich,weil sie es war. Hört sich komisch an,war aber wirklich so.
Als ich im Bad war und jetzt unten im Wohnbereich ankomme,sehe ich sie schon von weiten am Tisch sitzen. Augen zu und durch.

,,Guten Morgen",sage ich und schnappe mir ein Glas und fülle es mit Wasser. Ich muss erstmal eine Aspirin nehmen.

,,Morgen",sagt sie und schaut kurz zu mir. Doch dann konzentriert sie sich wieder auf ihr Schulzeug. Ich bin froh das ich das hinter mir habe. Hausaufgaben und so weiter habe ich gehasst.

,,Wo warst du gestern eigentlich? Ich dachte du wolltest von zu Hause arbeiten",sagt sie.

,,Muss ich mich jetzt bei dir abmelden?",frage ich.

,,Nein so soll das nicht klingen,aber ich hatte Essen gemacht und dann warst du weg ",sagt sie. Wirklich nett das sie für mich essen macht,doch das ist schon wieder so eine Sache, die mich durcheinander bringt.

,,Du musst für mich nichts zu essen machen. Wir sind weder zusammen,noch bist du meine Haushälterin",sage ich und merke erst als ich es ausgesprochen habe,wie ich sie damit verletze. Ich hätte es runterschlucken sollen.

,,Das hat damit nichts zu tun. Ich wollte einfach nur nett sein",sagt sie.

,,Du willst immer nur nett sein. Klar. Sorry,aber damit komme ich nicht klar.",sage ich. Wie schon gesagt,ich kenne es nicht,dass Menschen zu mir nett sind.

,,Was ist dein Problem? Erst schläfst du mit mir und jetzt bist du so komisch. Hab ich irgendwas falsch gemacht? Ich dachte eigentlich wir beide wollten das",sagt sie und sie hat recht. Wieso mache ich ihr jetzt so eine Szene?

,,Es hätte nicht passieren dürfen,okay?",sage ich leise.

,,Du bereust es? Gestern morgen hat es sich anders angehört",sagt sie und packt ihre Sachen zusammen.

,,Anni,es tut mir leid",sage ich und versuche sie aufzuhalten,doch sie schlägt meinen Arm weg.

,,Fass mich nicht an!",sagt sie und geht nach oben. Toll. Das wollte ich nicht. Ich will sie nicht verletzen,doch gerade habe ich es getan. Ich wollte doch nur,dass sie sich keine falschen Hoffnungen macht,deshalb habe ich gesagt, dass das nicht hätte passieren dürfen. Nur zu ihrem Schutz. Jetzt ist alles zu spät. Ganz toll gemacht,Jason.
Nachdem ich die Tablette genommen habe,gehe ich wieder nach oben in mein Zimmer und ziehe mir Sportklamotten an. Ich muss einen freien Kopf bekommen und der Alkohol gestern hat auch nichts gebracht,also vielleicht Sport.
Ich gehe joggen.

Als ich ein paar Stunden später wieder nach Hause komme,höre ich Anni in ihrem Zimmer mit jemanden reden. Sie hat ihre Tür nicht komplett zu,deshalb kann ich alles hören. Sie telefoniert. Ich will nicht lauschen,doch als ich diese Wörter höre,kann ich nicht anders,als stehen zu bleiben.

,,Ich liebe ihn ",hat sie gesagt. Habe ich mich verhört? Wen liebt sie? Doch der nächste Satz gibt mir Bestätigung.

,,Er war vorhin so kalt zu mir. Ich habe ihn nicht wiedererkannt. Ich dachte er wollte es genauso wie ich. Hätte ich das gewusst,wäre das nie passiert. Jetzt ist alles noch viel komplizierter,weil diese Nacht mir bestätigt hat,dass ich verdammt nochmal Gefühle für diesen Arsch habe",sagt sie und ich höre nicht weiter zu. Sie liebt mich. Mich?! Warum? Ich wollte das niemals. Ich werde ihr nicht gut tun. Ich will nicht das sie verletzt wird. Oh Gott. Ich brauche jetzt ne kalte Dusche, um einen klaren Gedanken fassen zu können...

Hochzeit Ohne Liebe ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt