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Jasons Sicht:

Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen und Anni hat sich total zurückgezogen. Sie isst kaum noch,redet nicht mehr,liegt nur noch im Bett und starrt in die Ferne. Ich weiß langsam nicht mehr,was ich noch machen soll. Sie tut mir so unendlich leid und wenn ich könnte,würde ich ihr alles was sie im Moment fühlt oder erlebt hat abnehmen,doch das geht leider nicht. Inzwischen bin ich total ratlos. Selbst ich komme fast gar nicht mehr an sie ran. Wenn ich sie berrühre,dann weißt die mich zurück. Sie verkriecht sich dann in die nächste Ecke und starrt aus dem Fenster oder an die Decke. Ich will sie auch trauern lassen und habe Verständnis, aber langsam mache ich mir echt Sorgen um sie.

,,Schatz,du musst was essen. Mach es für mich. Bitte",sage ich und setze mich neben sie. Ich stelle das Tablet mit dem Essen neben sie und warte auf eine Reaktion oder Antwort.

,,Kein Hunger",sagt sie. So kenne ich sie nicht. Sie hat immer Hunger. Sie antwortet nie so kurz und knapp.

,,Seit zwei Wochen hast du kaum etwas gegessen. So geht das nicht weiter. Sonst müssen wir zum Arzt.",sage ich. Sie hat zwar ab und zu eine Kleinigkeit gegessen,aber das ist untypisch für sie.

,,Ich gehe zu keinem Arzt. Lass mich bitte einfach in Ruhe",sagt sie.

,,Ich mache mir Sorgen um dich",sage ich und ich bekomme keine Reaktion von ihr.

,,Seit Tagen sitzt du entweder am Fenster und schaust raus,liegst im Bett oder auf der Couch und starrt in die Ferne. Ich verstehe dich total,doch  ich mache mir Sorgen um dich.",sage ich und stelle mich direkt vor Anni.

,,Ich habe verdammt nochmal meine Mama verloren",brüllt sie mich an und steht auf.

,,Das weiß ich und ich verstehe dich,doch so geht es nicht weiter.",sage ich und das erste mal in den zwei Wochen schaut sie mich an. Zumindest merke bzw. sehe ich es.

,,Ich komme einfach nicht damit klar. Ich habe ständig die Bilder im Kopf. Ich mache mir Vorwürfe,warum ich nicht für sie da war,warum ich den Kontakt abgebrochen habe. Ich kann einfach nicht mehr...",sagt sie. Das erste mal in dieser schweren Zeit,dass  sie über ihre Gefühle redet.

,,Du hättest nichts ändern können.",sage ich vorsichtig.

,,Ich hätte für sie da sein können. Das habe ich auch nicht auf die Reihe bekommen. So wie alles.",sagt sie.

,,Das stimmt doch überhaupt nicht. Bitte red dir nicht irgendwas ein. Es hatte einen bestimmten Grund und das weißt du auch!",sage ich. Sie setzt sich wieder hin und schließt ihre Augen.

,,Seit Tagen kann ich nicht länger als 5 Minuten stehen. Dann dreht sich alles",sagt sie.

,,Das ist dein Kreislauf. Du musst endlich wieder etwas essen. Trinken ist auch ganz wichtig ",sage ich und setze mich neben sie.

,,Ich bekomme nichts runter. Es geht nicht",sagt sie und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Der erste Schritt nach vorne. Das hätte sie vorhin noch nicht zugelassen.

,,Ich hole dir ein Glas Wasser und das Essen was dort steht,isst du auch. Zumindest versuchst du es.",sage ich und sie legt sich hin. Ich hole schnell ein Glas Wasser und setze mich wieder neben sie. Sie trinkt langsam nach und nach das Wasser und nimmt einen Löffel von der Suppe. Besser als nichts.

,,Mehr geht echt nicht",sagt sie und ich nicke.

,,Es war ja schon mal ein Anfang. Den Rest gibt es später ",sage ich und decke sie zu. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und verlasse das Zimmer. Ich muss sowieso noch ein wenig arbeiten. Ich hoffe in der Zeit schläft sie ein bisschen,sodass sie wieder Kraft und Energie bekommt...

Hochzeit Ohne Liebe ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt