Harrys POV:
Hingegen meinen andauernden Mordgelüsten lebte Louis noch, als ich freitags zusammen mit Nia und Niall im Zug Richtung Sachsen saß und ich vollkommen genervt von den letzten Tagen im Restaurant war.
„Er ist echt unmöglich! Ständig reißt er irgendwelche dummen Sprüche oder legt sich mit Gästen an, die irgendwie anders sind!", regte ich mich mit einem Stöhnen auf und massierte mir angestrengt die pochenden Schläfen. Eigentlich war ich viel zu müde, um die kommenden beide Tage gegen das Hitler-Geburtstagsfestival zu demonstrieren, doch Nia hatte mich so sehr angefleht, dass ich es nicht übers Herz gebracht hatte, zuhause zu bleiben.
Dementsprechend verständnisvoll schmiegte sie sich nun an mich und drückte mir sanft einen Kuss auf die Wange. „Bestimmt wirft dein Vater ihn bald raus", ermutigte sie mich, was ich jedoch nur mit einem Seufzen quittierte - denn Papa stellte seine Ohren auf Durchzug, wann immer ich mit ihm über Louis reden wollte.
„Was meinst du? Ist er bei dem Festival?", schaltete sich plötzlich Niall ein, der bis jetzt nur stumm zugehört hatte und betont den Blick von den Liebkosungen zwischen meiner Freundin und mir ausgewichen war.
„Ja. Ich hab ihn einmal am Telefon mit seinen Brüdern gehört, da hat er davon geredet, wie er die Zugtickets finanziert."
Beim Gedanken daran, diesem Idioten möglicherweise heute Nachmittag über den Weg zu laufen, wurde mir spontan schlecht und ich versuchte, mich auf die vorbeiziehende Landschaft draußen zu konzentrieren.
Es war ja schon schlimm genug, dass sich um die tausend Nazis aus ganz Europa zusammenfanden, um Hitlers Geburtstag mit Konzerten und Tattoo-Conventions in einem kleinen Kaff kurz vor der polnischen Grenze zu feiern, aber wenn ich dieses Mal sogar einen persönlichen Erzfeind hatte, machte es das Ganze noch schrecklicher.
Glücklicherweise hielt ich wenige Stunden später eine Dose Bier in der Hand und war von anderen Menschen umgeben, die nicht so hirnverbrannt waren wie die Glatzköpfe, die gar nicht so weit von uns entfernt auf dem Gelände eines Hotels ihr Unwesen trieben.
Dem entgegen stand die Initiative „Rechts rockt nicht", die samt Konzerten für die Gegendemonstration verantwortlich war und die wir schon seit Jahren unterstützen.
Gerade beobachtete ich Niall dabei, wie er zwei Kerle aus Berlin dazu überredete, uns bei Gelegenheit in Frankfurt besuchen zu kommen, woraufhin ich grinsen musste. Der Junge wusste echt, wie man die Menschen um den Finger wickeln konnte - Zayn und Liam waren mittlerweile seine Schatten geworden und folgten ihm, wohin er auch ging.
Auf einmal knackte ein Verstärker und alle Köpfe schnellten zur Bühne, wo eine Frau, die Sprecherin der Initiative, mit einem Lächeln ans Mikrofon trat und alle Besucher begrüßte. Unter tosendem Applaus appellierte sie an Solidarität, gesunden Menschenverstand und Nächstenliebe im Kampf gegen das Rechte, danach trat die erste Band auf und binnen weniger Sekunden ertönten die ersten Gitarrenklänge.
Genüsslich an meinem Bier nippend legte ich den Arm um Nia und summte leise die Texte mit, bis ich sie nach einigen Liedern wieder losließ. „Ich geh kurz pinkeln", raunte ich ihr zu, bevor ich mich durch die Menge zu einem kleinen Klohäuschen schob.
Sobald ich mein Geschäft erledigt hatte und wieder nach draußen trat, vernahm ich gehässiges Lachen, das hinter der Hütte erklang.
Erst wollte ich es ignorieren, dann allerdings hörte ich, wie jemand gegen die Wand geschubst würde und unter Schmerz erfüllten Schreien zu Boden ging.
Um sicherzugehen, dass sich nicht irgendwelche Nazis hierher verirrt hatten und sich an einem Geflüchteten vergriffen, umrundete ich das Haus einmal und taumelte beim mir sich bietenden Anblick fast ein paar Schritte rückwärts.
Ja, es hatte sich ein Nazi verirrt, und das zwei Punks auf ihn eintraten, war auch nicht überraschend, aber es war ausgerechnet Louis, der da am Boden lag und der Blutlache in seinem Gesicht zu urteilen demnächst keine Nase mehr hatte.
Zwar schrie in mir jede einzelne Faser, dass ich mich wieder umdrehen sollte, doch irgendwas hinderte mich, weshalb ich sogar dazwischen ging und mich schützend vor Louis stellte.
„Lasst das, es reicht!", bestimmte ich mit energischer Stimme, wodurch mich die beiden Männer argwöhnisch musterten. „Was ist denn bei dir falsch?", grunzte der eine. „Punch a Nazi?" Er tippte auf das Patch an meiner Jacke, und obwohl ich ihm mit einem Nicken zustimmte, schob ich ihn dennoch von mir weg.
„Schlagen ja, aber nicht umbringen", befand ich mit einem kurzen Blick zu Louis, der sich nicht einmal mehr regte und mich somit schlucken ließ.
Tatsächlich zogen die Typen ab, weswegen ich mich neben den Kleineren kniete. „Treat People With Kindness", erinnerte ich mich an meinen eigenen Leitsatz, weil ich mich dagegen sträubte, ihm nicht doch noch den Rest zu geben.
„Mhm?", brummte Louis daraufhin und kniff die Augen zusammen, aus denen unaufhaltsam Tränen rannen.
„Kannst du aufstehen?", wollte ich mit ausgestreckter Hand wissen, was er bloß mit einem erneuten Brummen registrierte, ehe er versuchte, sich aufzurappeln.
Damit er nicht gleich wieder umkippte, griff ich ihm unter die Arme und stützte ihn, während er sich gegen die Wand lehnte, sodass ich ihn eindringlich begutachten konnte.
„Nicht, dass es mich wirklich interessiert, aber wer hat dich so zugerichtet?"
„Niemand, hab nur einen ungünstigen Schlag von diesem Punker-Arsch bekommen", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was ich ihm jedoch nicht glaubte.
Seine blauen Augen waren noch geschwollener als letzte Woche und über seine schmalen Lippen flossen Unmengen an Blut, das letztendlich auf die Spitze seiner Boots tropfte. Und das waren unter Garantie nicht die beiden Punks gewesen - die hatten lediglich ein bisschen nachgetreten.
„Wieso bist du überhaupt hier und nicht bei diesem Hotel?', bohrte ich weiter, wofür er mich finster anstarrte.
„Das geht dich einen Scheiß an, du Spast", spuckte er und riss sich von mir los, allein über den Asphalt wankend.
„Gut, dann verreck doch!", schrie ich ihm nach und wollte mich gerade auf den Rückweg zu den anderen machen, da klatschte es gewaltig und Louis war vorne über auf die Straße gekippt.
„Verdammt!"
Fluchend eilte ich zu ihm und versuchte, ihn auf den Rücken zu drehen. Allerdings war das schwerer als gedacht, da er sich nun gar nicht mehr regte und ich nur mit Mühe und Not schaffte, ihn in die stabile Seitenlage zu bringen.
„Du Wichser stirbst mir nicht!"
Hektisch wollte ich nach meinem Handy kramen, als just in diesem Moment ein Polizeiwagen vorbeifuhr und mit quietschenden Reifen vor uns zum Stehen blieb.
„Brauchen Sie Hilfe?", fragte die Beamtin mit hochgezogener Augenbraue, weshalb ich bloß wortlos auf Louis deutete.
„Ich wars nicht und eigentlich hasse ich ihn, aber ich glaub, er braucht einen Krankenwagen."
ich weiß, das hier ist noch viel mord- und todschlag, aber das wird besser. versprochen.
anyway, meinungen? all the love. xxx
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Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️
FanfictionHarry Styles. Das ist der Kerl, der sein Studium abgebrochen hat, über und über mit Tattoos übersät ist und gemeinsam mit seinen Freunden Naziaufmärsche blockiert. Louis Tomlinson. Das ist der Kerl, der die Schule abgebrochen hat, sich den Kopf ras...