Louis' POV:
"Louis! Warte!" Harrys Stimme schallte laut zu mir hinüber, doch obwohl ich von unserem Kuss noch ganz benommen war, taumelte ich von ihm weg und stierte starr auf den Asphalt zu meinen Füßen.
Verdammt. Ich war aufgeflogen. Die ganze Zeit über hätte ich darauf beharren können, dass ich das mit dem "Heiß finden" nicht sonderlich ernst meinte, aber spätestens jetzt wusste Harry Bescheid - immerhin spürte ich noch jetzt das Blut unterhalb meiner Gürtellinie gefährlich pochen.
Während ich mich innerlich dafür verfluchte, schwach geworden zu sein, begannen meine Augen zu brennen und ich dachte sofort an Papa und das verachtende Gesicht, das er bei meinem Anblick garantiert machen würde.
"Ich dulde keine Schwuchtel in meinem Haus", hallten seine damals so harten Worte in meinem Ohr wider und entlockten mir ein widerliches Schluchzen, bei dem sich meine Lunge schmerzhaft zusammenzog.
"Sei kein Waschlappen, sondern ein echter Mann, Louis. Mach deine Familie stolz", war sein Zuspruch gewesen, als ich schließlich meinen Kopf hatte rasieren lassen und die Reichsflagge in mein Zimmer hängte. Wenige Monate darauf waren Mama und er bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Und plötzlich kam mir mein Leben seitdem schrecklich sinnlos vor, weshalb ich mich auf die nächstbeste Parkbank schleppte, bevor ich dort weinend zusammenbrach. Mein kompletter Körper wurde von Schluchzern geschüttelt und ich hatte Mühe, überhaupt Luft zu bekommen.
Nach einer Weile pochten meine Schläfen und mein Mund fühlte sich staubtrocken an, den Geschmack von Harrys bereits vergessend. Auch wenn ich Angst hatte, meinen Brüdern zu begegnen, straffte ich meine Schultern und machte mich irgendwann auf den Heimweg - in der Hoffnung, dass meine Haut bis dahin nicht mehr gerötet war.
Allerdings erkannte Jake beim Öffnen der Tür ohne Umschweife, dass ich geweint hatte, weshalb er mich argwöhnisch betrachtete. "Was ist los?", wollte er kühl wissen, woraufhin ich bloß etwas unverständliches nuschelte und mich anschließend in mein Zimmer verzog.
Verzweifelt starrte ich meine Wand an und berührte mit zitternden Fingern den Hitler-Schriftzug, der mir sonst immer half, mich zu beruhigen, jetzt jedoch nur ein ekelhaftes Gefühl in mir wach rüttelte.
Um ihn nicht mehr anschauen zu müssen, warf ich mich bäuchlinks auf mein Bett und wartete darauf, dass die Erinnerung an Harrys Gesicht wenige Zentimetern vor meinen entfernt endlich verblasste - vergeblich.
Stattdessen spürte ich förmlich noch die Kälte seines Zungenpiercings und an die Wärme seiner Hände in meinem Nacken, was mich beinahe wahnsinnig werden ließ. "Du bist so dumm", knurrte ich mich selbst an, ehe ich frustriert in mein Kissen schrie, wodurch meine Brüder natürlich aufgeschreckt wurden.
Keine zehn Sekunden später standen sie neben mir und verschränkten mit gehobenen Augenbrauen die Arme vor der Brust. "Was war das?", bellte Alec mich an und packte mein Handgelenk, damit er mich auf die Füße ziehen und meine Augen genau inspizieren konnte.
"Du hast geheult", stellte er prompt fest, dann schleppte er mich in die Küche, wo Sascha, Benny und Hendrik samt Tattoomaschine saßen. "Ich weiß, wie wir deine Laune ein bisschen heben können", raunte er mir ins Ohr, wobei mir spontan speiübel wurde und ich mich unter seinem Griff wand.
"Ich will kein Tattoo mehr, wie oft noch?", zischte ich, während mein Bruder lediglich fester zupackte und mich zum nächsten freien Stuhl schob. "Sascha macht eine saubere Arbeit", meinte er nur, und nachdem mir ungefragt ein Bier in die Hand gedrückt wurde, begann die Tattoomaschine zu surren.
Ausgerechnet der Nacken sollte es sein - immerhin reichte es meinen Brüdern nicht, bereits den kompletten Schädel tättowiert zu haben. Zuerst schwieg ich und ließ die ersten Nadelstiche über mich ergehen, doch kaum dass Sascha den ersten Strich mit einem Tuch trocken wischte, stand ich auf und strauchelte in den Flur.
"Ich kann das nicht", stammelte ich mit erhobenen Händen und hatte schon die Türklinke in der Hand, da baute Alec sich vor mir auf. "Wag es ja nicht, den Schwanz einzuziehen", drohte er, weswegen ich entgegen meiner Angst tapfer den Kopf schüttelte.
"Es geht nicht", flüsterte ich tonlos, wofür ich schlagartig eine Ohrfeige bekam.
"Ich dulde so etwas nicht in meinem Haus!", schrie er wütend, und obgleich ich riskierte, mir somit die nächste zu fangen, öffnete ich trotzdem die Wohnungstür und stolperte rückwärts in den Hausflur.
"Du bist eine Schande für diese Familie! Wenn Papa dich noch erleben könnte, würde er sich schämen!", brüllte er weiter, mir immer näher kommend.
"Dann ist das halt so!", hielt ich tapfer dagegen, wobei meine Stimme bebte und Furcht mich zittern ließ.
Alecs Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er musterte mich mit geballten Fäusten.
"Du wirst dir jetzt dieses Tattoo stechen lassen!", verlangte er.
Auf mein Verneinen holte er mit voller Wucht aus und verpasste mir einen Kinnhaken, der mich in die Knie zwang.
"Fuck!", fluchte ich, mich unter Schmerzen windend, was meinen Bruder allerdings vollkommen kalt ließ. Stattdessen setzte er sogar noch eins drauf, indem er fauchte: "Ich hätte dich auf dem Festival gleich umbringen sollen. Ich hab dir schon hundert Mal gesagt, dass du Nationalsozialist bist, ob du willst oder nicht. Akzeptier es einfach."
Er schubste mich, sodass ich ins Stolpern kam und beinahe die Treppe hinunterfiel, nur knapp das Treppengeländer umklammernd.
"Und jetzt geh mir aus den Augen."
Er verschwand wieder in der Wohnung, wohingegen ich mich nach unten schleppte, abermals das verräterische Brennen meiner Tränen spürend. Ich fühlte mich mehr als gedemütigt und wollte am liebsten vor das nächstbeste Auto springen. Alec würde mich bestimmt nicht vermissen - wahrscheinlich wäre er nur froh, mich nicht mehr um sich haben zu müssen.
Doch sobald ich im Erdgeschoss angekommen war, rannte ich direkt in die Arme von Harry, was mich vollkommen aus dem Konzept brachte. Was hatte er hier verloren? Und was hatte er von eben mitbekommen?
Zwar wollte er mich aufhalten, aber ich floh vor ihm, blindlinks die Straße überquerend.
"Louis!" Der Punk folgte mir tatsächlich und hatte mich schneller eingeholt, als mir lieb war.
"Rede mit mir", bat er leise, während er neben mir herjoggte. "Nein." Ich biss mir bloß energisch auf die Unterlippe, bis ich Blut schmeckte, und beschleunigte gleichzeitig mein Tempo.
"Louis." Seine Finger streiften meine, woraufhin ich erschauderte und abrupt stehen blieb. "Was willst du? Du hast mein Leben ruiniert! Bevor du da warst, war ich glücklich!", rief ich sauer, mittlerweile stehen bleibend.
Harry runzelte die Stirn. "Du warst nicht glücklich, Louis", wisperte er leicht schockiert, was ich jedoch mit einem Augendrehen abtat. "Du hast absolut keine Ahnung, Spast", zischte ich, dann nahm ich erneut Reißaus.
Zwei Blocks später allerdings war er wieder neben mir und hielt mich so fest, dass er mich gegen die nächste Hauswand pressen konnte. Er schwieg und sah mich einfach nur so eindringlich an, dass mir schwindelig wurde.
"Lass mich los!", verlangte ich nach einer Weile, in der ich versucht hatte, dem Grün seiner Augen nicht zu verfallen. Augenblicklich löste sich seine Hand von meiner und ich stieß ihn von mir.
"Du bist an allem Schuld!", weinte ich, weshalb er scharf einatmete. "Louis, bitte", versuchte er es wieder, aber ich wich ihm bloß aus.
"Ich hasse dich! Bitte geh!", flehte ich tonlos und rutschte an der Hausfassade hinab in die Hocke, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, viel zu schwach zum Stehen zu sein. Ich vergrub meine Nase zwischen meinen Knien und schluchzte laut auf, bis meine Hose ganz durchgenässt war und ich kurz aufblickte - von Harry jedoch war jegliche Spur verschwunden, sodass mich lediglich die Kälte des aufkommenden Unwetters umhüllte.
meinungen? ich liebe euch. xx
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Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️
FanfictionHarry Styles. Das ist der Kerl, der sein Studium abgebrochen hat, über und über mit Tattoos übersät ist und gemeinsam mit seinen Freunden Naziaufmärsche blockiert. Louis Tomlinson. Das ist der Kerl, der die Schule abgebrochen hat, sich den Kopf ras...