Harrys POV:
Ein wenig nachdenklich blickte ich Louis nach, wie er von dannen schlurfte, ohne sich noch einmal umzudrehen. Plötzlich riss mich Niall aus meiner Trance, indem er seine Hand auf meinem Schulterblatt platzierte.
„Gut, dass du ihn weg geschickt hast. Der hat hier nichts zu verloren. Und jetzt komm, einige Leute wollen was sagen", meinte er, woraufhin ich nur ein undefinierbares Brummen von mir gab, da ich irgendwie ein schlechtes Gefühl hatte.
Auch während ich mich auf die Geschichten von Alexander und Janek, die von ihrer Flucht nach Deutschland und dem Leben auf der Straße, nachdem sie ihre Sozialwohnung verloren hatten, lauschte, konnte ich nicht verhindern, mich ständig umzuschauen - so als würde Louis jederzeit auftauchen. Doch natürlich war das nicht der Fall, sodass ich irgendwann in meinen Schlafsack sank und binnen weniger Minuten eingeschlafen war.
Aber mein schlechtes Gefühl wurde tatsächlich bestätigt, als ich mitten in der Nacht hochschreckte, weil ich hörte, wie jemand im Pavillion randalierte. Vollkommen durch den Wind schreckte ich nach oben und versuchte, möglichst schwindelfrei aufzustehen. Nia, die neben mir lag, war ebenfalls aufgewacht und hob verdutzt den Kopf.
"Was ist los?", zischte sie in eine kurze Stille hinein, weshalb ich mich noch einmal umdrehte, um ihr zu versichern, dass ich alles unter Kontrolle hatte. Egal, welches Schwein da drüben sein Unwesen trieb, Nia sollte vor ihm verschont bleiben.
Allerdings taumelte ich selbst einige Schritte zurück, sobald ich den Verantwortlichen erkannte, der das schmutzige Geschirr durcheinander geworfen hatte und nun heulend zu Boden sank: Louis.
Genervt bückte ich mich und packte sein Handgelenk, damit ich ihn hochziehen konnte -was ihm gar nicht zu gefallen schien, denn er stemmte sich mit aller Kraft gegen mich, wodurch ich beinahe auch hinfiel.
"Ey, reiß dich zusammen!", fuhr ich ihn wütend an, woraufhin er nur ein undeutliches Lallen zustande brachte und endlich nachgab. Zuerst half ich ihm auf die Beine, danach beförderte ich ihn mit einem geschickten Schubser nach draußen.
"Egal, wo du hergekommen bist, geh da wieder hin", fauchte ich ihn an, während er Mühe hatte, nicht vorne über auf die Fresse zu kippen - wobei es ihm wahrscheinlich gut getan hätte, ein bisschen Bodenkontakt zu pflegen.
Nachdem er einige Schritte getaumelt war, blieb er torkelnd stehen und säuselte unter einem Gähnen, wie sehr er mich hasste, ehe er sich tatsächlich zum Gehen wandt - jedoch nicht, ohne über seine Füße zu stolpern.
Mit einem dumpfen Klatschen prallte er auf den Asphalt, reglos liegen bleibend. Mittlerweile war Nia doch aufgestanden und kam nun alarmiert aus dem Zelt geeilt, sich direkt zu Louis beugend.
„Hey, kannst du mich hören?", fragte sie mit ruhiger Stimme und obwohl ich Louis eigentlich am liebsten dort liegen gelassen hätte, tat er mir irgendwie leid - immerhin hatte er in den letzten zwei Wochen ziemlich oft Prügel einstecken müssen. Und jetzt lag er auch noch auf dem Opernplatz mit aufgeschürften Knien und würde morgen garantiert höllische Kopfschmerzen haben. Welcher Idiot betrank sich denn bitte schön, wenn er vor wenigen Tagen eine Gehirnerschütterung erlitten hatte?
Mit einer Mischung aus Sorge und Zorn über sein unverhofftes Auftauchen, hockte ich mich neben Nia, die ihn in bereits in die stabile Seitenlage gebracht hatte und scheinbar einen Krankenwagen rief.
Die Stirn runzelnd begutachtete ich den Unglücksraben, der zwar noch bei Bewusstsein war, aber nur sehr flach atmete und kaum die Augen offen halten konnte. Dennoch schaffte er es, ein Schnauben zustande zu bringen, was mir wahrscheinlich signalisieren sollte, dass ich mehr als unerwünscht war.
Trotzdem blieb ich neben ihm sitzen, bis der Krankenwagen kurz darauf kam und zwei Sanitäter zu uns eilten.
Glücklicherweise verloren sie kein Wort über unser Sleep-Out, sondern verfrachteten Louis stattdessen zügig ins Auto, um ihn ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen.
„Wollen Sie mitkommen?", wollte einer der Männer wissen, was ich großspurig ablehnte. Noch einmal würde ich ihm bestimmt nicht den Spuckeimer halten.
Also legte ich meinen Arm um Nias Schultern und lotste sie zurück zu unseren Schlafsäcken, da ich dringend wieder ins Land der Träume verschwinden musste.
Nia hingegen wälzte sich nach nur einigen Sekunden der Stille herum und prompt spürte ich förmlich, wie ihr Blick mich durchbohrte.
„Ist es nicht komisch, dass er ausgerechnet hier aufgetaucht ist? Zwei Mal?", überlegte sie schließlich laut, weswegen ich ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte.
„Der Typ an sich ist komisch. Wahrscheinlich hat er es sich zur Aufgabe gemacht, mir auf den Sack zu gehen", brummte ich missmutig, was meine Freundin allerdings gekonnt überhörte und lediglich weiter grübelte.
„Und warum hat er ausgerechnet heute keine Boots getragen?"
Genervtes Knurren meinerseits.
„Keine Ahnung Nia. Und es kann uns im Grunde auch egal sein, weil wir diesen Kerl bald eh nicht mehr sehen werden. Entweder, weil er sich durch seine Dummheit selbst umgebracht hat, oder weil ich es geschafft habe, ihn aus dem Restaurant zu kicken. Und jetzt schlaf."
Und tatsächlich gab sie bloß noch ein Schmatzen von sich, ehe bald gleichmäßiges Atmen verriet, dass sie eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen war der nächtliche Vorfall vergessen und sobald wir dabei geholfen hatten, alles aufzuräumen, waren wir wieder auf dem Heimweg.
Nach einem ausgiebigen Frühstück zusammen mit Niall, Zayn und Liam, sprang ich rasch unter die Dusche und fläzte mich hinterher auf die Couch in der Hoffnung, im Fernsehen einen halbwegs passablen Film zu finden.
Doch kaum dass ich eine Entscheidung getroffen hatte, vibrierte mein Handy und zeigte eine unbekannte Nummer an.
„Styles", meldete ich mich verwundert und hätte beinahe das Telefon wie eine heiße Kartoffel fallen lassen, als die Antwort auf der anderen Seite der Leitung kam.
„Hi, hier ist Louis."
„Woher hast du meine Nummer?"
„Deine Mutter hat sie mir gegeben."
„Aha. Und was willst du?" Ungeduldig begann ich, an meinen Fingernägeln zu kauen. Gleich würde die Werbepause von Harry Potter enden und ich hatte überhaupt keine Lust, wegen diesem Arsch was zu verpassen.
„Mich entschuldigen. Für gestern Nacht."
Anhand des Zitterns seiner Stimme erkannte ich sofort, wie nervös er war.
„Aha", machte ich abermals.
„Ich... ich... tut mir leid, dass ich das ganze Gerschirr.. kaputt gemacht hab" , fuhr er trotzdem unbeirrt fort.
„Keine falsche Bescheidenheit. Es tut dir einen Scheißdreck leid. Wir hassen uns."
Kurzes Schweigen seinerseits, dann erkundigte ich mich: „Warum lebst du eigentlich schon wieder? Gestern Abend sahst du echt übel aus."
„Joa... hab die Nacht durchgekotzt und wurde heute nach dem Frühstück entlassen."
„Und? Haben deine Pitbulls Wache gehalten, damit ich ja nicht reinkomme, um dich umzubringen?"
Auf den schnippischen Unterton hin schnaubte er bloß.
„Nein", erwiderte er spitz, dann legte auf.
nur ein doofes übergangskapitel, aber die zwei brauchen leider noch zum warmwerden.
liebe an euch. xxx
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Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️
FanfictionHarry Styles. Das ist der Kerl, der sein Studium abgebrochen hat, über und über mit Tattoos übersät ist und gemeinsam mit seinen Freunden Naziaufmärsche blockiert. Louis Tomlinson. Das ist der Kerl, der die Schule abgebrochen hat, sich den Kopf ras...