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Harrys POV: 

Als ich am nächsten Morgen neben einer leeren Matratze aufwachte, wusste ich instinktiv, dass Louis abgehauen war. Sorgen erfüllt sinnierte ich unter der Dusche, wo er hin sein könnte, da ich betete, dass er nicht bei Alec war. 

Doch weil ich ahnte, dass genau das der Fall war und ich mich beeilen musste, betrat ich kurz darauf in Springerstiefeln das Wohnzimmer, um mich von den anderen zu verabschieden. Während Nia an ihrem Laptop saß und mal wieder einen Artikel schrieb - sie arbeitete ab und zu für eine "Hippiezeitschrift" (ihre Worte), in der sie sich über Veganismus, Müllvermeidung und Minimalismus ausließ, lungerten die Jungs bloß auf der Couch rum und sahen sich irgendeine Sit-Com an. 

Zwar wollte Niall mich zu sich winken, aber ich beugte mich bloß zu Nia hinunter und gab ihr einen Abschiedskuss, ehe ich mich zum Gehen wendete. "Louis ist verschwunden. Ich muss ihn suchen", erklärte ich, was meinen besten Freund genervt seufzen ließ. 

"Eigentlich wollten wir gleich gemütlich frühstücken", beklagte er sich, woraufhin ich bloß mit den Schultern zuckte. "Könnt ihr ja - nur leider ohne mich." Augenrollen seinerseits, was ich geflissentlich ignorierte, um mich nicht gleich mit ihm zu streiten - immerhin konnte ich ihn ja beinahe verstehen. Er wollte verhindern, dass ich mich um Louis kümmerte und er mir am Ende in den Arsch trat - oder eben seine Brüder. 

Trotzdem konnte ich ihn jetzt lediglich mit dem Versprechen, heute Abend mit ins Kino zu gehen, vertrösten und trat nach draußen auf die Straße. Entgegen meiner Hoffnung sprang bei Louis nur die Mailbox an, weshalb ich einfach in die nächste S-Bahn stieg. 

Die ganze Fahrt über starrte ich nur gedankenverloren aus dem Fenster und sobald wir am Südbahnhof hielten und eine blechernde Frauenstimme verkündete, dass die Endhaltestelle erreicht worden war und alle aussteigen sollten, zuckte ich regelrecht zusammen. 

Mit langsamen Schritten verließ ich den Bahnhof und atmete erst einmal tief durch, bevor ich Richtung Louis' Wohnung lief.  Mittlerweile hatte auch mein Gehirn wieder eingesetzt und ich ließ die letzte Zeit Revue passieren. Kaum zu fassen, dass Louis und ich uns gerade mal dreieinhalb Wochen kannten und seitdem so unglaublich viel passiert war, dass einem fast schwindelig werden konnte. Da waren unsere gebrochenen Nasen noch das Unspannendste. 

Unwillkürlich legte ich meinen Zeigefinger auf meine Nasenflügel, die langsam wieder verheilten - Schmerztabletten und Wundsalbe sei Dank. Louis hingegen würde noch längere Zeit lila schimmern und ich flehte inständig zu Gott, an den ich eigentlich gar nicht glaubte,  dass er heute verschont blieb. 

Glücklicherweise stand die Haustür zu seiner Wohnung sperrangelweit auf, sodass ich problemlos in den Flur huschen konnte und mich etwas unschlüssig auf den Treppenabsatz stellte. 

Genau wie schon am Sonntag überlegte ich fieberhaft, wie ich am besten an Louis rankam, ohne mich gleich in die Fängen der Bestie und somit meinen sicheren Tod zu begeben. Allerdings kam ich gar nicht soweit, mir einen Schlachtplan zu überlegen, denn plötzlich ertönte Poltern und schwere Schritte näherten sich mir. 

Keine zehn Sekunden später stand Louis vor mir und starrte mich mit einer Mischung aus Erleichterung, Scheu und Abwehr an. "Was machst du hier?", zischte er fassungslos und schubste mich gen Ausgang. "Wenn Alec dich hier erwischt, bist du tot!"

"Das ist mir egal", verkündete ich bockig und stellte mich breitbeinig in den Türrahmen, damit er mit seinem fetten Rucksack nicht an mir vorbei konnte. "Die viel wichtigere Frage ist nämlich, was zum Teufel du hier machst."

  Ich hob streng eine Augenbraue, wodurch er erst vehement die Lippen aufeinanderpresste, bis er schließlich geräuschvoll ausatmete und auf seinen Rucksack deutete. "Ich hab ein paar Sachen geholt."

"Und wolltest eben wieder zu mir kommen?"

Prompt verfinsterte sich seine Miene und er blickte traurig zu Boden. "Nein.. ich... weiß nicht wo ich hin will", gab er bedrückt zu und ich konnte ohne Umschweife erkennen, wie sehr er mit den Tränen kämpfte. 

Gern hätte ich ihn in den Arm genommen, doch da ich ihn dann wahrscheinlich nicht mehr los gelassen hätte, streckte ich stattdessen eine Hand nach ihm aus. "Komm mit zu mir, dann können wir weitersehen", schlug ich vor, woraufhin er jedoch nur den Kopf schüttelte. 

"Ich verschwende deine Zeit, Harry. Ich bin zu abgefuckt, mir kann man nicht helfen."  

"Du verschwendest meine Zeit höchstens damit, dass du dich unnötigerweise wehrst, anstatt einfach auf mich zu hören", bemerkte ich leicht sarkastisch, was er mit einem gequälten Lächeln quittierte. 

"Ich bitte dich, Harry. Wie willst du mir denn helfen?"

"Keine Ahnung. Dir einen Psychologen finden, der dich bei der Wohnungssuche unterstützt. Dir Essen kaufen, damit du mir nicht vom Fleisch fällst." 

Demonstrativ griff ich in sein Shirt, das ihm lose am Körper hing und verriet, wie scharf seine Rippen sich gegen die Haut pressten. 

"Das wäre nicht mal das Schlimmste", murmelte der Blauäugige niedergeschlagen, weswegen ich ihn leicht gegen die Schulter boxte. "Sag sowas nicht. Ich brauch dich noch."

Selbst etwas überrascht über meine Wortwahl stutzte ich kurz, ehe ich Louis aufmunternd ansah, wohingegen dieser nur ungläubig die Stirn runzelte. "Du brauchst mich noch? Wohl kaum. Du führst das perfekte Leben, egal ob ich da bin, oder nicht."

"Erstens führe ich kein perfektes Leben. Ich hab ein Problem mit Drogen, mein Studium weggeschmissen und prügel mich regelmäßig mit Leuten. Und zweitens würdest du sehr wohl fehlen. Wen soll ich denn sonst im Krankenhaus besuchen?"

Das brachte ihn tatsächlich zum Schmunzeln, weshalb ich die Gelegenheit nutzte, ihn nach draußen auf den Bürgersteig zu ziehen. Nebeneinander herschlendernd dachte er eine Weile nach, bis er mich erneut taxierte. 

"Aber du hast Freunde, die dich lieben und unterstützen. Du prügelst dich nicht mit Leuten, weil sie schwarz sind, sondern weil sie Arschlöcher sind. Du hast zumindest ein Abitur, könntest jederzeit dein Leben ändern. Ich bin nur ein erbärmlicher, einsamer Wichser", entgegnete er, während er den Kopf hob und verzweifelt seinen Blick schweifen ließ. Inzwischen hatten wir das Mainufer erreicht, wo ich ihn auf die nächstbeste Parkbank drückte. 

"Du bist weder erbärmlich, noch einsam. Du hast mich", erinnerte ich ihn abermals, auch wenn er wieder nur die Stirn runzelte.  "Warum ist dir das so wichtig?", fragte er, nach wie vor skeptisch "Du siehst gut aus und bist witzig. Du könntest mit jedem Kerl der Stadt abhängen, aber du sitzt ausgerechnet neben mir. Warum?" 

"Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich dich auch gut aussehend und witzig finde?"

Abfälliges Schnauben seinerseits. 

"Wohl kaum. Ich sehe aus wie ein Wasserfarbenmalkasten aus der Grundschule."

Ich konnte nicht verhindern, zu kichern. "Siehst du, aber dein Humor stimmt", prustete ich, bevor ich mich ihm näherte und zaghaft seine Wange berührte. "Außerdem sind Wasserfarben wunderschön."

Seine Lider flatterten und ich merkte, wie schwer es ihm fiel, nicht meiner Berührung nachzugeben. 

"Du hast eine Freundin", hauchte er und wurde ebenso Wachs in meinen Händen wie vorgestern schon. 

"Und eine offene Beziehung", fügte ich hinzu. 

"Trotzdem", wehrte er ab. "Das ist falsch. Ich... ich... ich darf das nicht."

Sachte strich ich ihm mit der Daumenkuppe über die Oberlippe, was ihn leise seufzen ließ. 

"Das ist nicht falsch, Louis. Gestern Nacht hast du es doch auch gemerkt. Lass es zu", flüsterte ich liebevoll, nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. 

Und dann legten sich seine Hände endlich in meinen Nacken und ich konnte ihn auf meinen Schoss ziehen, um unsere Münder miteinander zu verbinden. 

ahhhhhhhhhh, ich sterbe tausende tode!!! anyway, eure meinungen? ich liebe euch. xx

                                                                                                                                                    

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