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first of all: danke danke danke für fast 1 tausend votes - das bedeutet mir die welt!

Harrys POV:

Auch wenn ich Louis genau anhörte, dass er eigentlich nicht wollte, dass ich ging, folgte ich seinem Flehen und saß kurz darauf in der Bahn Richtung Rödelheim. Ich fühlte mich taub und hörte nur ein stumpfes Rauschen in meinen Ohren, während ich versuchte, den Anblick des weinenden Louis' aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

Jetzt hatten sich zwar all meine Vermutungen bewahrheitet und ich konnte froh sein, keinen Arsch attraktiv zu finden, aber schlauer war ich dennoch kein Stück. Louis musste sich absolut furchtbar fühlen, weshalb ich am liebsten zurück gefahren wäre, um mich neben ihn zu hocken und Notfalls die ganze Nacht draußen zu verbringen. Nur damit er wusste, dass er nicht allein war.

Doch kaum dass ich noch vollkommen gedankenverloren zuhause ankam, wurde ich von Nia und Niall empfangen, die mir grinsend einen Joint entgegen streckten. "Harry, wir haben auf dich gewartet", gluckste meine Freundin, ehe sie mir um den Hals fiel und meinen Nacken küsste.

Etwas benommen schlang ich meine Arme um ihren zarten Körper und bugsierte sie zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich lachend auf die Couch fallen ließ und einen Zug vom Gras nahm. "Ich will nicht", lehnte ich ab, als sie mir das Ding zum zweiten Mal hinhielt, woraufhin sie einen Schmollmund zog.

"Warum denn nicht?", wollte sie schleppend wissen, bevor sie erneut kicherte. "Mir gehts nicht gut", antwortete ich ehrlich und setzte mich zu ihr, sie auf meinen Schoss ziehend. Niall, der noch nicht ganz dicht zu sein schien, beäugte mich neugierig und hob fragend eine Augenbraue. Auf mein Nicken hin seufzte er bloß und klaute sich von Nia den Joint zurück.

Keine Stunde später war Nia eingeschlafen, nachdem sie unseren gesamten Süßigkeitenvorrat aufgegessen hatte und halb nackt vor mir weg gerannt war, weil sie nicht wollte, dass ich sie ins Bett brachte.

Sobald ich aber wieder im Wohnzimmer saß und eine kühle Bierflasche in den Händen hielt, musterte mein bester Freund mich schläfrig. "Was ist mit Lou?", fragte er gähnend, was ich bloß mit einem Achselzucken quittierte. "Keine Ahnung."

"Du magst ihn", flüsterte der Ire mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und pikste mein Grübchen, als ich einen Mundwinkel unwillkürlich hob. "Ja, erwischt", grummelte ich, wodurch er schmunzelte.

"Ich wusste es."

Mit diesem Triumph rappelte er sich auf und fischte nach seinem Schlafsack, der noch auf dem Boden lag. "Ich bin müde", verkündete er, weswegen ich mein Bier exte und anschließend in meinem Schlafzimmer verschwand.

Dort lag Nia, eingekuschelt in ihrer Decke, quer auf der Matratze, sodass ich sie erst einmal sanft beseite schieben musste, ehe ich mich zu ihr legte.

Schmatzend kuschelte sie sich direkt an mich und schlief weiter, wohingegen ich einfach nicht zur Ruhe fand. Zu sehr dachte ich noch über Louis nach und fragte mich, wo er wohl heute Nacht schlafen würde - zumal es draußen wie aus Eimern schüttete und das Rütteln der Fensterläden verriet, welcher Sturm draußen tobte.

Trotzdem hatte ich es irgendwann tatsächlich geschafft, einzuschlafen, und als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Nia bereits in der Küche dabei, Frühstück zu machen. "Guten Morgen", zwitscherte sie gut gelaunt und reichte mir eine Tasse Kaffee, an der ich sofort freudig nippte.

Das heiße Getränk weckte zwar meine Sinne, doch kaum dass mein Gehirn ins Laufen kam, kehrten auch die Gedanken an Louis zurück.

Wie ging es ihm jetzt?

Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass das Gewitter noch lange gewütet haben musste, denn draußen schoben sich noch dicke Wolken am Himmel entlang - immerhin passend zu meiner Stimmung.

Um jedoch nicht völlig zu versinken, zerrte ich Nia und Niall kurzerhand an die frische Luft - so konnten auch sie ein bisschen ausnüchtern.

Unser Weg führte uns entlang der Nidda, die von einigen Kleingärten gesäumt war und viele Hundeführer und Jogger dazu einlud, ihre Runden zu drehen.

Eine ganze Weile schwiegen wir uns bloß an, bis Nia meine Hand ergriff und mich mit ernster Miene musterte. „Warum ging es dir gestern nicht gut?", wollte sie besorgt wissen, weshalb ich mir nachdenklich auf die Zunge biss.

Klar, es war nur ein Kuss gewesen und innerhalb unserer offenen Beziehung war Nia höchst entspannt, aber irgendwie fühlte ich mich ertappt. Wahrscheinlich, weil dahinter ein ganzer Rattenschwanz an Problemen hing und Louis plötzlich nicht mehr der beschissene Nazi war, sondern jemand, der Hilfe brauchte - womöglich meine.

Dennoch straffte ich schließlich meine Schultern und erzählte den beiden ausführlich, was gestern passiert war. Als ich fertig war, starrten sie mich nur mauloffen an.

„Ich wusste, dass was nicht mit dem stimmt", murmelte meine Freundin, ehe sie die Frage stellte, vor der ich mich fürchtete:

„Was willst du jetzt tun?"

Ahnungslos zuckte ich mit den Schultern.

„Frag mich was leichteres."

Niall, der sich ein wenig hatte zurückfallen lassen, spurtete wieder zu uns und meinte:

„Gib ihm noch einen Tag Zeit, dann ruf ihn an. Auch wenn er sich wahrscheinlich erstmal abwimmeln wird."

Daraufhin gab ich nur ein undeutliches Murren von mir und umklammerte Nias Hand fester, um nicht daran denken zu müssen.

Das passierte allerdings schneller wieder, als gewünscht, denn sobald wir nachmittags nach einem Besuch bei unserem Lieblingsinder wiederkehrten, erkannte ich prompt eine Gestalt, die zusammengekauert am Hauseingang hockte - in dreckigen Chucks und klammer Jeansjacke.

„Scheiße", entfuhr es mir, sobald ich die Wodkaflasche neben ebendiesem Häufchen Elend erkannte, und beschleunigte instinktiv meine Schritte.

„Louis? Kannst du mich hören?", wollte ich wissen, während ich mich neben ihn kniete und zaghaft seine Schulter berührte.

In Zeitlupe hob er den Kopf und blinzelte mich verwirrt an - wahrscheinlich hatte er geschlafen.

„Harry?" Erst erleichtert darüber, dass er reagierte, lächelte ich - bis mir sein blaues Auge auffiel.

„Alec?", wisperte ich traurig, was ihn augenblicklich zum Schluchzen brachte. Mit bebenden Schultern beugte er sich über seine Knie und weinte einige Minuten, in denen mit der einen Hand einfach über seinen Rücken strich und mit der anderen die Wodkaflasche anhob.

Die war Gott sei Dank noch ungeöffnet und hatte ihm bestimmt nur als Kühlpack gedient.

Irgendwann bückte sich Nia zu uns und umfasste Louis' Hand, um ihn behutsam auf die Füße zu ziehen. „Komm mit nach oben", sagte sie fürsorglich, bevor sie in ihrer Tasche nach dem Schlüsseln wühlte und anschließend die Tür öffnete.

In unserer Wohnung angekommen verfrachtete ich Louis ins Wohnzimmer auf die Couch und stellte danach in der Küche den Wasserkocher an, damit er was warmes zu trinken hatte.

Während ich auf das Wasser wartete und in unserem Teeschrank schon mal nach einer Packung suchte, die noch nicht vor einhundert Jahren abgelaufen war, gesellte Niall sich zu mir.

„Er sieht übel aus", kommentierte er überflüssigerweise Louis' Zustand, weswegen ich kurz die Augen verdrehte.

„Ja, er hat garantiert die Nacht draußen verbracht."

„Lässt du ihn über Nacht hier?", erkundigte sich mein bester Freund, was ich mit einem unschlüssigen Schulterheben quittierte.

„Wahrscheinlich. Zu seinen Brüdern kann er auf jeden Fall nicht."

Nickend klopfte der Ire mir auf die Schulter und wandte sich wieder gen Wohnzimmer - jedoch nicht ohne im Türrahmen noch einmal stehen zu bleiben und mich anzuschauen:

„Harry, ich meine es wirklich nicht böse und ich bewundere, wie du dich um ihn kümmerst, aber bis vor Kurzem hat er noch Naziparolen an Hauswände geschmiert und Menschen zusammengeschlagen, die eine dunklere Hautfarbe als wir haben oder eine Kippa tragen. Wir sollten vorsichtig sein."

meinungen? ich liebe euch. xx

Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt