Harrys POV:
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als das nächste Mal die Augen aufschlug, war die Sonne bereits aufgegangen und trieb mir die Hitze ins Gesicht.
Ächzend stand ich auf und schlüpfte in meine Klamotten, bevor mir überhaupt erst auffiel, dass ich komplett allein war.
Sowohl die kleine Gruppe von gestern, als auch Louis fehlten und letztere Tatsache ließ Angst in mir aufflackern.
Hatte er sich was angetan?
Sein Wunsch, nicht mehr zu leben, hallte in meinen Ohren wider, weshalb ich mich anstrengen musste, nicht zu kotzen. Panisch klaubte ich den Schlafsack zusammen, dann machte ich mich auf den Heimweg.
Noch in der Bahn rief ich Niall an und erzählte ihm, was passiert war. „Willst du eine Vermisstenanzeige aufgeben?", schlug er schließlich vor, was ich jedoch ablehnte.
Das würde Louis, falls er noch lebte, verschrecken und am Ende tatsächlich noch in den Selbstmord treiben.
Also verabredeten wir uns lediglich dazu, später noch einmal zu telefonieren, ehe ich auflegte und aus der Bahn stieg.
In meiner Wohnung angekommen stolperte ich beinahe über Nia, die noch ihren Schlüssel besaß und in der Küche einige Dinge einpackte.
„Wo ist Louis?", wollte sie ohne Umschweife wissen, kaum dass ich mich an den Esstisch gesetzt hatte und ungeduldig mit meinem Handy spielte.
„Ich weiß es nicht", antwortete ich bitter, und biss mir so lange auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte.
„Das tut mir alles so leid. Wenn ich nicht an diesem Abend so bekifft nach Hause gekommen wäre, wäre er noch hier", platzte es plötzlich aus ihr heraus, woraufhin ich vehement den Kopf schüttelte.
„Nia, was redest du da für einen Unsinn? Ich bin Schuld an dem ganzen Schlamassel!", sagte ich mit besonders viel Nachdruck, bevor ich meine Arme ausbreitete und sie an mich zog.
Zwar überrumpelte sie diese Zuneigung, doch glücklicherweise wehrte sie sich nicht, sondern strich mir sogar über den Rücken.
Sobald ich mich von ihr löste und den Kopf in den Nacken legte, um sie besser betrachten zu können, bemerkte ich die Tränen auf ihren Wangen. Scheiße.
„Nicht weinen", wisperte ich, wodurch sie bloß traurig aufseufzte. „Ich hätte mir ein anderes Ende für uns gewünscht", gab sie zu und da ich nicht wusste, was ich erwidern sollte, schnaubte ich nur zustimmend.
Nach einer Weile des Schweigens stand ich letztendlich auf und löste meinen Wohnungsschlüssel vom Rest meines Schlüsselbundes.
„Hier. Du kannst in der Wohnung bleiben. Ich such mir was anderes."
Überrascht hob sie eine Augenbraue und obwohl ich ihr ansah, dass sie protestieren wollte, drückte ich ihr ihn in die Hand.
„Ich werde in den nächsten Tagen meine Sachen holen, aber dann schreibe ich dir vorher, okay?"
Auf ihr langsames Nicken hin verließ ich die Küche und fand mich kurz darauf auf der Straße wieder.
Mittlerweile brannte die Sonne mit einer solchen Intensität, dass ich rasch aus meiner Lederjacke flüchtete und sie mir um die Hüften band. Sah zwar bescheuert aus, war aber allemal besser, als einen Hitzschlag zu bekommen.
Während ich planlos durch die Straßen schlenderte, zückte ich wieder mein Handy, um Niall anzurufen.
„Kann ich ein paar Tage bei dir pennen?", fragte ich gleich, nachdem das Freizeichen erloschen war und seine Stimme erklang.
„Äh klar, wieso?"
„Ich hab Nia die Wohnung überlassen. Das war das Mindeste, das ich tun konnte."
„Gute Idee", kommentierte er bloß, dann erinnerte er mich, dass wir heute Abend ein Date hatten - es hieß mal wieder, einen Naziaufmarsch zu blockieren.
Stöhnend rieb ich mir übers Gesicht und raufte anschließend meine Haare. Hatte ich mir nicht vorgenommen, mein Leben auf die Reihe zu bekommen? Nazis prügeln und Bier trinken zählte eindeutig nicht dazu.
Niall allerdings war der Meinung, dass Nazis prügeln jetzt hervorragend war, um Druck abzulassen, sodass ich mich abends tatsächlich in einem Knäuel menschen wiederfand, das wütend den Parolen der Nazis entgegenwirkte.
Ich hingegen hatte Mühe, nicht über meine eigenen Stiefel zu stolpern, weshalb Niall sich irgendwann bei mir einhakte und mich hinter sich herzog.
Nach drei Dosen Bier spürte ich, wie sich allmählich meine Muskeln entspannten und ich wagte es, meine Aufmerksamkeit auf das Geschehen um mich herum zu lenken.
Überall brüllten sich die Menschen an, einige drohten sogar mit Flammenwerfern, während sie ihre geballten Fäuste in die Luft streckten.
Niall schloss sich relativ bald einem lauten Pack an und schrie einem Glatzkopf ein „Scheißnazi" direkt ins Ohr, sodass ich ein kleines Stoßgebet gen Himmel schickte, dass ich ihn hoffentlich nicht später in die Notaufnahme bringen musste - sein Gegenüber jedenfalls wirkte so, als würde er das ohne Probleme schaffen.
„Lass mich los, du Arsch!" Plötzlich drang eine mir allzu bekannte Stimme zu mir, die verräterisch betrunken klang und meine Gesichtszüge einfror.
Keine zehn Meter von mir entfernt entdeckte ich Louis, der sich mit einem älteren Punk angelegt hatte und dabei wild mit einer halbleeren Wodkaflasche vor dessen Gesicht herumfuchtelte.
Schlagartig rutschte mir das Herz in die Hose und ich überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Als ich meine tauben Beine endlich dazu überreden konnte, sich in Bewegung zu setzen, stürzte ich zu ihm und wollte gerade sein Handgelenk packen, da drängte sich eine weitere Person zwischen uns.
Ich konnte sie zwar nicht erkennen, weil sie mit dem Rücken zu mir stand, aber ich merkte, dass sie nicht gekommen war, um Louis zu verteidigen.
Stattdessen schubste sie den Punk bloß weg, ehe sie sich vor Louis aufbäumte und ihm einen gehörigen Schrecken einjagte - sein Gesicht war kalkweiß und er versuchte, ihr auszuweichen.
Doch noch bevor ich mich einmischen konnte, schubste sie Louis zu Boden und war danach ebenso schnell verschwunden, wie so aufgetaucht war.
„Louis!" Erschrocken und vollkommen gelähmt starrte ich zu ihm, wie er mich mit schmerzverzerrtem Gesicht ansah, den Mund weit geöffnet.
„Harry", hauchte er noch, dann stach mir der scharfe Geruch von Benzin in die Nase und ich sah, wie er in Flammen aufging.
In meiner halb geöffneten Hand befand sich ein Feuerzeug.
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Streets of Frankfurt - Larry Stylinson ✔️
FanficHarry Styles. Das ist der Kerl, der sein Studium abgebrochen hat, über und über mit Tattoos übersät ist und gemeinsam mit seinen Freunden Naziaufmärsche blockiert. Louis Tomlinson. Das ist der Kerl, der die Schule abgebrochen hat, sich den Kopf ras...